Rekordinvestition: Bosch setzt auf den Standort Nürnberg

2.8.2018, 10:32 Uhr
Rekordinvestition: Bosch setzt auf den Standort Nürnberg

© Foto: Bosch

Elektromobilitäts-Debatte, Dieselgate-Diskussion, erste Fahrverbote in Großstädten: Im Nürnberger Werk des Automobilzulieferers Bosch sieht man trotz der aktuellen Diskussion um Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor für die Zukunft nicht schwarz. "Wir werden noch lange Verbrenner haben", sagt Andreas Hampe. Der technische Werkleiter verweist etwa auf den chinesischen Markt, der trotz der staatlichen Initiativen für mehr Elektromobilität auf mittlere Sicht weiter mit Verbrennungsmotoren versorgt werden müsse. "Mit E-Mobilität alleine ist der Bedarf in diesem Markt gar nicht zu decken."

Dennoch stellen sich die Nürnberger, die als weltweites Leitwerk im Geschäftsbereich Antriebssysteme des Bosch-Konzerns für Entwicklung und Bau von Hochdruck-Einspritzpumpen, Getriebesteuerungen und Drosselklappen für Benzin-Verbrennungsmotoren zuständig sind, auf veränderte Zeiten in der Automobilbranche ein. Innovationen, Investitionen und stetige Weiterbildung der rund 2000 Beschäftigten am Standort in der Zweibrückener Straße sind die Grundpfeiler dafür. "Wir haben moderates Wachstum und eine gute Auslastung. Das spiegeln die Rekordinvestitionen in diesem Jahr wider", sagt der kaufmännische Werkleiter Helmut Schuster. Flossen in den Vorjahren im Schnitt rund 25 bis 30 Millionen an Investitionen, werden es in diesem Jahr 60 Millionen Euro sein. "Das ist eine klare Zukunftsperspektive für den Standort", sagt Schuster.

Allein 25 Millionen Euro entfallen auf eine kürzlich in Betrieb genommene vollautomatische Montagelinie für die nächste Generation von Hochdruck-Benzineinspritzpumpen. Dank ihrer höheren Druckleistung werde die Verbrennung im Motor verbessert, was für weniger Emissionen sorge, erläutert Technik-Chef Hampe. Die neue Anlage verkettet über eine Länge von 150 Metern 50 Bearbeitungsstationen. Gefahren wird sie mit nur zehn Mitarbeitern pro Schicht, die Kontrollfunktionen übernehmen.

"Menschen fit für die Zukunft machen" 

"Den stetigen Wandel in der Art der Arbeitsplätze sind wir gewohnt", sagt Bosch-Betriebsratschef Ludwig Neusinger. Die Zahl der Arbeitsplätze soll stabil gehalten werden, auch wenn Ende 2020 die aktuelle Standortsicherungsvereinbarung ausläuft. Verhandlungen darüber sollen Anfang 2020 aufgenommen werden, so der Betriebsratschef. Schon jetzt arbeite man gemeinsam mit der Firmenleitung an Zukunftsperspektiven. Die konsequente Qualifizierung der Mitarbeiter ist für ihn ein wichtiger Baustein, "um die Menschen fit für die Zukunft zu machen". 160 junge Menschen werden derzeit bei Bosch ausgebildet. Dabei verlagere sich der Schwerpunkt von der Mechanik zur Mechatronik. Auch Fachinformatiker und Softwareingenieure sind gefragt.

Etwa in der Musterfertigung für die Zukunftstechnologie 3D-Druck aus Metall. Hier sehen sich die Nürnberger im Konzern als Vorreiter. Für Kleinserien – etwa für den Motorsport oder für Ersatzteile für Oldtimer – komme diese Laser-Technologie bereits zur Anwendung.

Digital vernetzte Anwendungen in der Produktion – etwa den Einsatz autonomer Transportsysteme oder selbst lernender Fehlerkontrollsysteme – werden im Werk nicht nur für die interne Anwendung entwickelt. Industrie 4.0 als Dienstleistungsangebot sieht das Bosch-Management als künftiges Geschäftsfeld. Geführte Touren durch das Werk zeigten der Kundschaft aus dem In- und Ausland die Anwendungsmöglichkeiten, sagt Hampe. "Viele haben das Thema Industrie 4.0 als Vision und als Powerpoint-Präsentation. Aber bei uns sehen sie die Praxis."

Keine Kommentare