Vehemente Proteste
„Schocknachricht": Fränkischer Automobil-Zulieferer plant massive Stellenstreichung
21.10.2024, 08:38 UhrFast wöchentlich liest man von Insolvenzen, Schließungen oder Stellenstreichungen in der Industrie – nun reiht sich auch ein fränkisches Unternehmen in diese Riege ein: Der Autozulieferer Preh aus Bad Neustadt (Landkreis Rhön-Grabfeld) will noch im laufenden Kalenderjahr 420 Arbeitsplätze streichen, die in sämtlichen verschiedenen Unternehmensbereichen angesiedelt sind.
Damit reagiert das Unternehmen auf seine gegenwärtige Krise: Eigenen Angaben zufolge verzeichnete Preh in den vergangenen fünf Jahren hohe Verluste. "Die erste und zweite Welle der Branchenkrise" habe man zwar mit vereinten Kräften vorübergehend durchbrechen können, "allerdings sind wir nun an einem Punkt angelangt, an dem wir stärker gegensteuern müssen", vermeldete der Autozulieferer noch im Juni in einem Statement.
Vehementer Protest der Beschäftigten
Um den Standort Bad Neustadt zu erhalten, benötige es eine "unumgängliche" Umstrukturierung in Form von Stellenstreichungen. Die Beschäftigten protestierten gegen dieses Vorhaben: Mitarbeitende, der Betriebsrat sowie die IG Metall riefen am 8. Oktober 2024 zu einem Aktionstag. Etwa 200 Angestellte versammelten sich vor dem Entwicklungsgebäude des Unternehmens, um öffentlichkeitswirksam ihren Unmut kundzutun. Ihre Gedanken, Ideen und Anregungen konnten die Beschäftigten entweder auf Wandtafeln notieren oder im Rahmen der "Preh-Talks" auf der Bühne mitteilen. Zudem stellte die IG Metall, welche von einer "Schocknachricht" sprach und die Angestellten "tief geschockt und verunsichert" einschätzte, einen Betriebsseelsorger bereit.
Bereits im Vorfeld der Protestaktion erklärte Gewerkschaftssekretärin Nadine Knauff: "Die Preh GmbH möchte derzeit schnellstmöglich den Personalabbau abwickeln. Dabei wäre es wichtiger, jetzt ein robustes Konzept für die Zukunft aufzustellen." Die Gewerkschaft setzt also auf konstruktive Zukunftskonzepte statt auf den geplanten, massiven Stellenabbau. Tatsächlich hatte die IG Metall gemeinsam mit dem Betriebsrat ein solches Konzept in den Verhandlungen vorgelegt und darin gefordert, dass für jeden Bereich am Standort eine Strategie zur Weiterentwicklung dargelegt werden müsse. Allerdings gebe es laut Knauff kein Entgegenkommen des Arbeitgebers mit Blick auf diese Zukunftsvereinbarung – zum Missfallen der Gewerkschaftssekretärin: "Dieses Verhalten ist überhaupt nicht zukunftsträchtig. Wir erarbeiten deshalb jetzt gemeinsam mit den Beschäftigten weitere konkrete Ideen und Verbesserungsvorschläge und werden diese dem Arbeitgeber in den weiteren Verhandlungen unterbreiten", wird Knauff in einer Mitteilung der Gewerkschaft zitiert.
"Der genau falsche Weg": Azubis werden nicht übernommen
Ebenfalls von diesem "Gegensteuern" betroffen sind die Nachwuchskräfte im Unternehmen: Laut einer Mitteilung der IG Metall Schweinfurt habe die Preh GmbH zuletzt "verkündet, dass die Auszubildenden aus dem aktuellen Ausbildungsjahr nicht übernommen werden und 2025 überhaupt keine Ausbildungsstellen zur Verfügung stehen würden". Entsprechend kritisiert die Gewerkschaft, der Arbeitgeber sende "keine zukunftsgewandten Signale". Auch Daniel Rossmann, der Betriebsratvorsitzende bei Preh, hält diese Entscheidung für "den genau falschen Weg": Das Unternehmen dürfe nicht daran sparen, qualifizierte Fachkräfte für die Zukunft auszubilden. "Unsere Nachwuchskräfte verdienen eine Perspektive", konstatierte Rossmann.
Zu dieser Perspektive zählt aus Sicht des Betriebsratvorsitzenden auch "der Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen für die kommenden Jahre und ein klares Bekenntnis zu Ausbildung und Studium am Standort".