250 Millionen Euro

Semikron will groß in Nürnberg investieren - aber nur mit staatlicher Förderung

dpa/aloe

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23.11.2023, 10:41 Uhr
Schon 2016 hat Semikron viel Geld in ein neues Büro- und Produktionsgebäude gesteckt, das an der Südwesttangente in Nürnberg liegt. Seit 2020 wird dort unter Reinraum-Bedingungen produziert. Jetzt hat der Hersteller von Leistungselektronik weitere große Investitionen angekündigt.

© Semikron, NN Schon 2016 hat Semikron viel Geld in ein neues Büro- und Produktionsgebäude gesteckt, das an der Südwesttangente in Nürnberg liegt. Seit 2020 wird dort unter Reinraum-Bedingungen produziert. Jetzt hat der Hersteller von Leistungselektronik weitere große Investitionen angekündigt.

Seine Kapazitäten in Nürnberg verdreifachen und 250 Millionen Euro investieren will der der Chipproduzent Semikron Danfoss. Für die Investitionsentscheidung pocht das Unternehmen jedoch auf eine staatliche Förderung von 30 Prozent der Investitionssumme.

"Klar sind die Fertigungskosten hierzulande hoch, aber in Nürnberg wird das durch das vorhandene Know-how und das Umfeld kompensiert", sagte Strategiechef Thomas Grasshoff dem "Handelsblatt". "Komplett ohne staatliche Förderung ist dieser Kapazitätsausbau nicht denkbar", unterstreicht der Leiter der Chipfabrik, Frank Pfeiffer.

Druck auf Politik

Das Unternehmen produziert unter anderem Module und Chips für Leistungselektronik. Die Produkte werden in Motorantrieben und industriellen Automatisierungssystemen eingesetzt. Weitere Anwendungen umfassen Stromversorgungen, erneuerbare Energien und Elektrofahrzeuge. Die bisherige Unterstützung durch die Bundes- und Landesregierung schätze man sehr, erklärte Grasshoff und warnt: "Wir wollen es unbedingt vermeiden, aber im Zweifel werden wir unsere Produktionserweiterung in einem anderen Land umsetzen müssen."

Die Bundesregierung hat bereits den Chipherstellern Intel und TSMC hohe Fördergelder im Rahmen des "European Chips Act" in Aussicht gestellt. "Wir wollen die Modernisierung unserer Volkswirtschaft weiter vorantreiben und da gehören Halbleiter und die Halbleiterindustrie dazu", hatte Bundeskanzler Olaf Scholz erst kürzlich auf dem Digital-Gipfel der Bundesregierung gesagt. Der US-Chiphersteller Intel plant derzeit eine neue Fabrik in Magdeburg. Die Investitionen liegen bei rund 30 Milliarden Euro; der Staat will rund zehn Milliarden Euro zuschießen. Ab 2027 sollen in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt die ersten Chips produziert werden.

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Vor dem Auftritt von Scholz hatte sich schon Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) für eine Fortsetzung der milliardenschweren Chip-Pläne ausgesprochen. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Haushalt und der daraus entstandenen Haushaltskrise gelten weitere Fördergelder für Chiphersteller jedoch als unwahrscheinlich.

Das Bundesverfassungsgericht hatte eine Umschichtung von 60 Milliarden Euro im Haushalt von 2021 für verfassungswidrig erklärt. Der Bund darf zur Bekämpfung der Corona-Krise gedachte Gelder damit nicht für den Klimaschutz nutzen. Das könnte sich stark auf den sogenannten Klima- und Transformationsfonds auswirken, aus dem die Bundesregierung zahlreiche Förderprogramme bezahlen wollte.

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