Siemens/Alstom zentriert Ausbildung in Nürnberg

12.6.2018, 05:59 Uhr
Siemens/Alstom zentriert Ausbildung in Nürnberg

© Harald Sippel

Beide Konzerne haben beschlossen, ihr Geschäft mit Zügen zusammenzulegen. Insgesamt soll der neue Bahngigant einen Umsatz von rund 15 Mrd. € erreichen und zusammen über 62.000 Mitarbeiter in mehr als 60 Ländern beschäftigen. Betroffen von dieser Allianz sind in Deutschland rund 11.000 Siemensianer, darunter rund 4500 Beschäftigte in der Region Nürnberg-Erlangen. Zwar haben die Franzosen in diesen Tagen angekündigt, dass ein Abschluss der Transaktion erst im ersten Halbjahr 2019 nicht auszuschließen ist. Ursprünglich sollte der Deal zum Ende des Kalenderjahres 2018 abgeschlossen werden. Dennoch gehen die Vorbereitungen für die Zugallianz weiter.

Weitgehend Klarheit herrscht bereits, was die Zukunft der von der Fusion betroffenen zentralen Lehrwerkstatt in Nürnberg betrifft. Dort werden derzeit nach Betriebsratsangaben insgesamt rund 450 junge Leute ausgebildet. Am Standort Nürnberg hatte man nach Bekanntwerden der Fusionsabsichten Angst, dieses altehrwürdige Kompetenzzentrum könnte komplett dicht machen, zumal gleichzeitig auf dem neuen Siemens-Campus in Erlangen auf der grünen Wiese neue, hochmoderne Ausbildungskapazitäten geschaffen wurden.

Belegschaft wird per Hauspost informiert

"Doch das ist jetzt zumindest zum Teil vom Tisch", freut sich Betriebsratsvorsitzender Gerald Eberwein vom Standort Vogelweiherstraße. Wie ein Siemens-Sprecher bestätigte, soll Nürnberg neben Braunschweig und Krefeld zur zentralen Ausbildungsstätte für die Bahnsparte werden, und zwar für ganz Süddeutschland. 

Für alle anderen künftigen Siemens-Lehrlinge aus dem Raum Nürnberg – vermutlich ab 2019 – heißt es dann allerdings, nach Erlangen zu pendeln, wo die reine Siemens-Ausbildung konzentriert wird. "Keiner verliert durch diese Maßnahme aber seinen Ausbildungsplatz", erklärt ein Unternehmenssprecher, "wir wollen auf jeden Fall versuchen, dass von den aktuellen Lehrlingen alle ihre Ausbildung am Standort Nürnberg beenden können". 

Alle rund 4500 von der Zugfusion betroffenen Mitarbeiter in der Region wurden bereits zum 1. Juni in die neue Betriebseinheit "Mobility GmbH" überführt, die Vorläuferin des geplanten Gemeinschaftsunternehmens Siemens/Alstom. Ab 15. Juni wird dann die Belegschaft per Hauspost über den formalen Betriebsübergang informiert – allein in Nürnberg im Werk an der Vogelweiherstraße betrifft das knapp 1200 Siemensianer.

Unruhe bei Kraftwerkern

Keine neuen Entwicklungen gibt es beim geplanten Stellenabbau in der Kraftwerkssparte des Siemens-Konzerns. Gestern fand dazu eine Betriebsversammlung am Siemens-Standort Süd in Erlangen statt. In der Hugenottenstadt sollen, wie berichtet, nach derzeitigem Stand 256 Mitarbeiter ihre Stelle Job verlieren, weltweit will Siemens 6900 Arbeitsplätze streichen.

Wie die Erlanger IG-Metallbevollmächtigte Elisabeth Mongs am Abend berichtete, sorgt man sich am Standort allerdings, dass sich die Zahl von 256 noch erhöhen könnte. Der Grund: Siemens-Chef Joe Kaeser ist nach öffentlichem und politischem Druck von seinem ursprünglichen Plan abgerückt, die Kraftwerks-Standorte in Ostdeutschland zu schließen. Da aber gleichzeitig die Höhe der angestrebten Kosteneinsparungen unverändert bleiben soll, liege es auf der Hand, dass an anderer Stelle gespart werden müsse, so Mitarbeiter in Erlangen. Dies, so betont Mongs, "ist aber reine Spekulation".

Im Mai hatten sich Konzernleitung und Arbeitnehmervertreter auf ein Eckpunktpapier geeinigt, in dem beide Seiten sich grundsätzlich auf den skizzierten Stellenabbau in Deutschland geeinigt haben. Bis Ende September nun sollen alle betroffenen Standorte – darunter eben auch Erlangen – Konzepte und die Ergebnisse der Verhandlungen über Interessenausgleich und Sozialplan vorlegen. 

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