Sorge in Herzogenaurach: Streicht Adidas rund 600 Stellen?
11.10.2019, 05:41 UhrDas könnte Konsequenzen haben. Rund 600 Stellen wolle der Konzern am Standort Herzogenaurach abbauen und diese teilweise nach New Delhi in Indien oder Bogota in Kolumbien verlagern, wie ein Insider berichtete. Schon im November soll der Abbau beginnen, verlautete weiter. Auf der "World of Sports" arbeiten rund 5600 Menschen.
Eine andere Quelle aus dem Unternehmensumfeld bestätigte Pläne, wonach Adidas am Standort Herzogenaurach jede zehnte Stellen streichen wolle. "Doch dies", so hieß es weiter, "macht der Betriebsrat so nicht mit." Deshalb werde der Abbau gestaffelt: fünf Prozent der Stellen sollen in diesem Jahr reduziert werden, weitere fünf Prozent im kommenden Jahr. Vom Adidas-Betriebsrat war allerdings niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.
Adidas soll "besser, schneller und effizienter" werden
Adidas-Sprecher Jan Runau wollte die Abbaupläne nicht bestätigen: "Wir arbeiten kontinuierlich daran, als Unternehmen noch besser, schneller und effizienter zu werden. Das bedeutet auch, dass wir unsere Organisationsstrukturen und Prozesse anpassen, wenn und wo dies notwendig ist", sagte er. Auf Nachfrage dementierte der Sprecher einen Stellenabbau. "Jobs verändern sich: auf der einen Seite fallen welche weg, auf der anderen entstehen neue – vor allem im digitalen Geschäft."
Unterm Strich sei die Zahl der Mitarbeiter bei Adidas leicht gestiegen. Allein in den vergangenen drei Monaten habe der Konzern weltweit 1200 Mitarbeiter – in Herzogenaurach sowie den Ländergesellschaften – eingestellt, weitere 7700 in den Läden und Distributionszentren. Ende September waren damit insgesamt 57.493 Menschen für Adidas tätig – rund 1470 mehr als ein Jahr zuvor. Derzeit gelte es, noch gut 1600 offene Stellen zu besetzen.
Zwar seien Stellen ausgeschrieben, aber eigentlich sei deren Neubesetzung "eingefroren", verlautete indes aus den Insiderkreisen weiter.
Stellen in den Shops zu besetzen
In Herzogenaurach sind aktuell rund 150 Stellen zu besetzen – eine Vielzahl davon im Retailbereich, also in den Adidas-Shops. Außerdem sind auf der Firmenwebsite viele Stellen für Praktikanten ausgeschrieben.
Der 2016 auf den langjährigen Adidas-Chef Herbert Hainer gefolgte Kasper Rorsted hatte nach seinem Amtsantritt das Ziel seines Vorgängers nach oben korrigiert. 25 bis 27 Mrd. € Umsatz sollen bis 2020 erreicht sein. 22 Mrd. € waren es 2018. Das Renditeziel: plus 22 Prozent.
Junge Talente sollen nach Franken
Im ersten Halbjahr 2019 war der Umsatz um fünf Prozent auf 11,4 Mrd. € gestiegen. Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen erhöhten sich um acht Prozent auf 4,7 Milliarden Euro – im Verhältnis zum Umsatz war dies ein Plus von 0,8 Prozentpunkten. Das Betriebsergebnis stieg um 13 Prozent auf 1,52 Mrd. €.
Gerade erst hat Adidas mit der "Arena" einen neuen hochmodernen Bürokomplex samt Betriebsrestaurant in Herzogenaurach eingeweiht. Rund 350 Mio. € kosteten beide Gebäude. Damit investierte der Konzern in den vergangenen 20 Jahren rund eine Milliarde in den Ausbau seines Hauptsitzes. Das neue Bürogebäude soll dazu beitragen, junge Talente aus aller Welt nach Franken zu locken.
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