Ein Selbstläufer ist das Geschäft trotzdem nicht. Das weiß niemand besser als Märtz und sein Vorstandskollege Achim Weniger. Zu den großen Herausforderungen zählt auch in dieser Branche die Digitalisierung – insbesondere im Fachhandel, Kernklientel der Vedes. "Online und offline kann man nicht trennen", betont Weniger mit Blick auf die immer wichtigere Verzahnung von stationärem Geschäft und digitaler Präsenz.
Für die Fachhändler sei es essenziell, "digital findbar" zu sein. "Der Fachhandel muss die Chancen des Internets nutzen", unterstreicht auch Märtz – und machte mit diesem Satz gleichzeitig deutlich, dass hier noch reichlich Potenzial schlummert. Auch, was interne Prozesse betreffe.
Spielwarenmesse: Auf allen Kanälen unterwegs
Keine Frage, das Kundenverhalten hat sich verändert. Viele Menschen informieren sich über diverse digitale Kanäle, bummeln über verschiedenste Internet-Plattformen, bevor sie Ladengeschäfte betreten, um etwas zu kaufen – oder umgekehrt. Der Verbraucher von heute agiert längst online und offline, viele leben eine Omnichannel-Strategie, auch wenn sie das selbst nie so nennen würden.
Für Weniger steht fest, dass die Händler die Herausforderungen der Digitalisierung allein nicht stemmen können. Doch das müssten sie ja auch nicht, dafür hätten sie ja die Vedes: Das Traditionsunternehmen, dem rund 700 Fachhändler mit insgesamt 900 Standorten angehören, versteht sich als Rundum-Dienstleistungszentrale für ihre Mitglieder.
Zum Angebot gehört zum Beispiel das "virtuelle Regal". Dank der Software-Lösung, die mit dem Vedes-Großhandel verknüpft ist, kann der Händler alles anbieten, was es in der Vedes-Welt gibt. Der Kunde kann sich über ein Terminal im Laden über das gesamte Sortiment der Branchenorganisation informieren.
Ist die gewünschte Ware vor Ort nicht verfügbar, wird sie bestellt, die Lieferung erfolgt zeitnah, wahlweise auch direkt nach Hause. "Wenn ein Kundenwunsch besteht, müssen wir ihn erfüllen können", bringt Weniger die zentrale Aufgabe auf den Punkt. Und schiebt mit Blick auf die Leistungsfähigkeit der Vedes auf dem Spielwaren-Terrain selbstbewusst nach: "Das, was ein Amazon kann, können wir auch."
Das müssen Sie zum Spielwarenmesse-Start wissen
Derzeit setzen 164 Vedes-Mitglieder auf das virtuelle Regal, mit dem die Organisation im Frühjahr 2017 an den Start gegangen ist. "Wir bauen mehr auf Qualität als auf Quantität", erklärte Weniger, der zunächst von einer schnelleren Expansion ausgegangen war.
Der Fachhandel ist das Herzstück der inzwischen 116 Jahre alten Vedes. 1904 schlossen sich 14 deutsche Händler in Leipzig zur "Vereinigung Deutscher Spielwarenfachhändler" zusammen, um sich so frei nach dem Motto "Gemeinsam sind wir stärker" gegen große Konkurrenten zu wappnen. 1911 wurde die Zentrale in Berlin aufgebaut, 1926 erfolgte der Umzug nach Nürnberg, wo die Vedes bis heute zu Hause ist. Ein wichtiger Ort für das Unternehmen ist seit 2014 auch Lotte bei Osnabrück: Dort befindet sich das Zentrallager. Insgesamt beschäftigt die Vedes 430 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Verbraucherstimmung steigt
Bei ihren Wachstumszielen kann die Spielwarenbranche hierzulande ein Stück weit auch auf die Verbraucher bauen: Deren Stimmung hat sich laut der jüngsten Konsumklima-Studie des Marktforschungsunternehmens GfK zu Jahresbeginn wieder verbessert. Die Konjunktur wird weniger negativ beurteilt, die Indikatoren Einkommenserwartung und Anschaffungsneigung – beide seit langem im grünen Bereich – legten leicht zu. Die GfK-Experten gehen davon aus, dass die privaten Konsumausgaben heuer um real ein Prozent zulegen werden.