Fondssparpläne als Allzweckwaffe
Da sich die Zinsen auf Sparkonten in einem Dauertief befinden, ist der Aktienmarkt für die Altersvorsorge umso attraktiver. Fondssparpläne kaufen monatlich Anteile eines Investmentfonds in Höhe eines selbst festgelegten Betrags. Die Mindestrate liegt oft bei gerade einmal 25 Euro pro Monat. Das Risiko ist relativ gering, weil der Fonds in viele verschiedene Aktien investiert.
Für Max Schmutzer von der Stiftung Warentest stellen Fondssparpläne die ideale Anlageform für junge Menschen dar, gerade von sogenannten börsengehandelten Indexfonds (ETF-Sparpläne) zeigt sich der Anlageexperte überzeugt: "ETFs bilden Indizes ab, wie beispielsweise den Dax. Wer langfristig Vermögen aufbauen möchte, hohe Renditen anstrebt und flexibel bleiben will, macht mit einem Sparplan mit einem MSCI-World-ETF, der weltweit anlegt, nichts falsch", so Schmutzer. "Der Vorteil von ETFs: Es gibt keinen Fondsmanager, dessen Leistung man regelmäßig prüfen muss", führt der Experte aus. Die Verwaltungskosten seien zudem gering und die langfristigen Renditeerwartungen vielversprechend, da sich der Aktienmarkt bisher auf lange Sicht positiv entwickelt hat, wie der Dax zeigt.
Um ordentliche Renditen einzufahren, brauchen Anleger einen langen Atem. Wer sich von Finanzkrisen und Kursschwankungen nicht beeindrucken lässt, kann von Fondssparplänen profitieren.
Schmutzer empfiehlt besonders den MSCI World-Index, der 1600 Einzeltitel umfasst. Wenn sich der Kurs einer Aktie im Sinkflug befindet, können das viele andere Aktien ausgleichen. "Der Anlagezeitraum sollte bei mindestens zehn Jahren liegen", betont der Experte von der Stiftung Warentest. Jeder könne sich einen Fonds online zulegen, ein Berater sei nicht zwingend notwendig.
Für langfristiges Denken bei Aktienkäufen spricht sich auch Merten Larisch aus - sich auf einen bestimmten Anlagehorizont festzulegen, macht für ihn jedoch keinen Sinn. "Um das Wertschwankungsrisiko bei Aktien auszugleichen, eignen sich verzinste Banksparpläne und Festgeld", so Larisch. Bausparverträge stellen eine Variante von Banksparplänen dar. Festgeld wird über einen Zeitraum von einem Monat bis zu zehn Jahren zu einem festen Zinssatz angelegt. Als Aktienfonds kommt aus Larischs Sicht neben dem MSCI-World-Index auch der MSCI-All-Countries-World-Index in Frage.
Für Geringverdiener mit vielen Kindern geeignet: die Riesterrente
Die Riesterrente ist eine Privatvorsorge mit staatlicher Unterstützung. Zur Auswahl stehen verschiedene Vertragsformen: Neben Riester-Banksparplänen und Riester-Rentenversicherungen gibt es auch Wohn-Riester-Verträge und Riester-Fondssparpläne. Unabhängig von der Riesterform beträgt der staatliche Zuschuss für Erwachsene bis zu 175 Euro jährlich, pro kindergeldberechtigtem Sprössling (geboren nach 2007) springen 300 Euro extra heraus.
"Bei einem niedrigen Bruttojahresgehalt von bis zu etwa 10.000 Euro macht Riestern für einen Single Sinn", so Larisch. "Mit Kindern auch entsprechend darüber." Der Experte empfiehlt die Riesterrente vor allem Geringverdienern mit Kindern. Wer damit rechnet, im Alter auf die staatliche Grundsicherung angewiesen zu sein, der kann sich auf eine Riesterrente von bis zu 200 Euro verlassen. Erst darüber hinaus wird die Riesterrente auf die Grundsicherung angerechnet.
Als Arbeitnehmer gilt: Finger weg von der Rüruprente
Rürup-Verträge treten meistens in Form einer klassischen oder fondsgebundenen Rentenversicherung auf. Hier gehen die Meinungen stark auseinander. Wer selbstständig ist und viel verdient, für den kommt laut Max Schmutzer eine Rüruprente in Betracht. Im Gegensatz dazu sieht Merten Larisch die Rüruprente als absolutes Unding an. "Damit Rüruprenten für Ehegatten und kindergeldberechtigte Kinder überhaupt teilweise vererbbar werden, muss ein Zusatzbeitrag bezahlt werden. Zudem ist es nicht möglich, vor Renteneintritt auf das Geld zurückzugreifen", kritisiert Larisch. "Auch nach der Ansparphase kommt man selbst in einer finanziellen Notsituation nicht an das Kapital heran."
Darüber hinaus bestehe die Gefahr der Doppelbesteuerung. Diese liegt vor, wenn aus versteuerten Einkünften Beiträge in die Altersvorsorge eingezahlt werden, die im Alter ein zweites Mal der Besteuerung unterliegen.
Bei der Betriebsrente lohnt sich ein genauer Blick
Bei der Betriebsrente bestehen grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder der Arbeitgeber übernimmt alle Beiträge oder er zahlt nur einen Zuschuss und der Arbeitnehmer verzichtet dafür in der Regel auf einen Teil seines Bruttogehalts (auch Entgeltumwandlung genannt). "Am besten ist es natürlich, der Arbeitgeber übernimmt alles oder gibt wenigstens ordentlich was dazu", meint Schmutzer.
Bezüglich der Entgeltumwandlung gibt es jedoch einiges zu beachten. Auf die Betriebsrente wird später der volle gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherungsbeitrag fällig. Somit sind Betriebsrenten besonders für Privatversicherte attraktiv. Lediglich Betriebsrenten von bis zu 155 Euro im Monat (Stand 2019) bleiben von den Versicherungsbeiträgen befreit. Zudem muss die Betriebsrente voll versteuert werden. Ob eine Betriebsrente Sinn macht, sollte sich jeder individuell ausrechnen lassen. Sowohl Merten Larisch als auch Max Schmutzer sind davon überzeugt, dass sich eine betriebliche Altersvorsorge bei einem Arbeitgeberzuschuss von 50 Prozent lohnt. Seit diesem Jahr muss der Arbeitgeber bei Neuverträgen die Arbeitnehmerbeiträge zur Entgeltumwandlung mit 15 Prozent bezuschussen. Jeder sollte seinen Chef allerdings nach einem höheren Zuschuss fragen.
Solange keine Provisionsgebühren anfallen, sieht Larisch auch bei häufigen Jobwechseln kein Problem: "Entscheidend ist auch, dass die jährliche Förderrendite einer Betriebsrente bei wenigstens zwei Prozent liegt". Es lohnt sich, genauer hinzuschauen: "Meist wird nur auf die Vorteile in der Ansparphase hingewiesen, jedoch nicht auf die Abzüge von der späteren Leistung, die regelmäßig mehr als die Hälfte ausmachen."
Kaum interessant: private Rentenversicherungen
Private Rentenversicherungen ohne staatliche Förderung sind den Experten zufolge derzeit nicht zu empfehlen. "Von Neuabschlüssen halte ich für junge Menschen nichts. Die Zinsen sind aktuell zu niedrig und die Kosten meist hoch", betont Max Schmutzer. Ähnlich sieht es Merten Larisch: "Die Verwaltungskosten sind zu hoch, beim heutigen niedrigen Höchstrechnungszins besteht dadurch sogar die Gefahr, ins Minus zu rutschen."
Immobilien: eine sichere Sache?
"Erst wenn junge Menschen ausreichend Vorsorgemaßnahmen getroffen haben, sollten sie über Immobilien nachdenken", empfiehlt Merten Larisch. In Anbetracht nicht nur in Nürnberg steigender Mieten sind selbstgenutzte Immobilien interessant. Ein Eigenheim ist jedoch teuer, das nötige Eigenkapital kann nicht jeder in jungen Jahren aufbringen.
Immobilien zur Kapitalanlage sieht Larisch hingegen kritischer: "Hier steckt ein hoher Verwaltungsaufwand dahinter, zudem sind auch hier die Instandhaltungs- und Zinskosten nicht zu unterschätzen. Generell sollte man nie mehr als ein Viertel seines Vermögens in Mietimmobilien stecken."
Auch Max Schmutz rät dazu, bei Immobilien vorsichtig zu sein. "Bei diesem Thema ist es kaum möglich, pauschale Aussagen zu treffen. Das Potenzial einer Immobilie hängt von vielen Faktoren ab. Die Lage, das Baujahr und der Preis spielen dabei eine wichtige Rolle."
Freiwillige Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung
Die monatliche Beitragshöhe kann zwischen 83,70 Euro (Mindestbeitrag 2019) und 1.246,20 Euro (Höchstbeitrag 2019) frei gewählt werden. Beide Experten sind sich einig, dass freiwillige Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung vor allem etwa ab dem 50. Lebensjahr relevant sind. "Wer früher in Rente gehen will, kann so seine Abzüge kompensieren. Man muss sich allerdings darüber klar sein, dass vor der Rente nicht mehr auf das Geld zurückzugreifen ist", mahnt Larisch.
Diese Tipps sollen ohne Anspruch auf Vollständigkeit eine grobe Orientierung rund um Rente und Altersvorsorge geben. Um abschließend zu bewerten, welche Vorsorgeform am geeignetsten erscheint, sind individuelle Berechnungen und Beratung unabdingbar.