Treffen in Sotschi: Deutsche Wirtschaft gegen neue Russland-Sanktionen

dpa

6.12.2019, 13:31 Uhr

Mitten in der politischen Aufregung um den Mord trifft sich Kremlchef Wladimir Putin heute in Sotschi am Schwarzen Meer mit Konzernchefs und Wirtschaftsvertretern aus Deutschland. Das Treffen zeige, wie wichtig Putin der Kontakt zu deutschen Unternehmern auch in politisch schwierigen Zeiten sei, sagte der Chef der deutsch-russischen Auslandshandelskammer (AHK), Matthias Schepp, der Deutschen Presse-Agentur in Moskau.

Schepp warnte vor voreiligen Schlüssen in dem Mordfall. Deutschland hatte zwei russische Diplomaten ausgewiesen, weil Moskau aus Sicht der Ermittler zu wenig helfe bei der Aufklärung des Verbrechens. Ein Auftragsmörder auf einem Fahrrad soll den georgischen Staatsbürger im Tiergarten erschossen haben.

Deutsche Wirtschaft als stabilisierender Faktor

Die Politik hat bereits wegen des Ukraine-Konflikts Sanktionen gegen Russland erlassen. Trotz dieser Strafmaßnahmen gibt es aber Felder, auf denen eine Zusammenarbeit möglich ist. "Auch in der schwersten Zeit des Kalten Krieges hat sich die deutsche Wirtschaft als stabilisierender Faktor in den Beziehungen beider Länder erwiesen", sagte Schepp. "Immer neue Sanktionen führen nicht zu einer Lösung der tiefen Spannungen und der Konfrontation", betonte er.

"Mit keinen Unternehmern aus sonst irgendeinem Land trifft sich Präsident Putin so regelmäßig und in einem so exklusiven Format wie mit den deutschen", sagte Schepp. An dem Gespräch, zu dem Putin jedes Jahr einlädt, sollen Vertreter von 22 Unternehmen teilnehmen, darunter dem Vernehmen nach etwa Siemens. Erwartet wird auch der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben. Die Liste mit den Teilnehmern wurde zunächst nicht veröffentlicht.

Nach Angaben des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft soll bei dem Treffen auch der für diesen Montag (9. Dezember) geplante Gipfel in Paris zur Lösung des Konflikts in der Ostukraine Thema sein. Die deutsche Wirtschaft hat einen europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt zum Wiederaufbau der vom Krieg betroffenen Region vorgeschlagen.

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