Trotz Zinstief: Deutsche mit Finanzen so zufrieden wie nie
30.10.2019, 20:05 UhrDie Zufriedenheit mit den eigenen Finanzen ist auf einem Höchststand: 43 Prozent der Deutschen sind nach dem Vermögensbarometer der Sparkassen zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrer finanziellen Situation – ein Rekordwert in der jährlich durchgeführten repräsentativen Befragung, die anlässlich des heutigen Weltspartags veröffentlicht wurde. "Die Zahl hat sich im Laufe der letzten 15 Jahre mehr als verdoppelt", sagt Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands laut Mitteilung. Als eher schlecht beurteilen nur 18 Prozent ihre Situation.
In Bayern gibt es im Vergleich zum Bundesschnitt etwas mehr Zufriedene (44 Prozent), aber auch etwas mehr Unzufriedene (20 Prozent). Die Sparkasse erhebt die Daten seit 2001. Erst seit 2009 gibt es mehr Zufriedene als Unzufriedene. Den neuen Höchststand führen die Sparkassen auf den langen Aufschwung seit der Finanzkrise zurück.
Städtern geht es besser als Landbewohnern
Das Vermögensbarometer zeigt außerdem, dass die Zufriedenheit in entlegenen Gegenden auf dem Land um zwölf Prozentpunkte geringer ist als die von Stadtbewohnern. Grundsätzlich gilt: Je weiter ein Ort von großen Städten entfernt ist, desto pessimistischer die Selbsteinschätzung – übrigens auch, was die Zukunftsaussichten angeht. Der Unterschied zwischen Stadt und Land sei zudem deutlich ausgeprägter als der zwischen Ost- und Westdeutschland, heißt es in der Erhebung. "Wir befürchten, dass sich diese Ungleichheit verfestigt", sagt Schleweis.
Die Deutschen wollen wegen der Niedrigzinsphase ihre Finanzstrategie ändern, setzen das aber nur teils in die Tat um. Unter den rund 5800 Befragten sind die Niedrigzinsen nach wie vor die größte Sorge bei der Ersparnisbildung – zunehmend ziehen die Bundesbürger aber ihre Konsequenzen daraus. "Wir sehen ganz klar, dass die Menschen ihr Sparverhalten an die niedrigen Zinsen anpassen", sagt Schleweis. "Sie suchen intensiv nach anderen Anlageprodukten und sind auch mehr und mehr bereit, dafür ins Risiko zu gehen."
Sorge um Erspartes
40 Prozent der Befragten geben an, ihr Verhalten an das Zinstief angepasst zu haben. Sie wollen nicht länger zusehen, wie ihr Erspartes auf dem Sparbuch von der Inflation aufgefressen wird. Allerdings ist diese Selbsteinschätzung mit Vorsicht zu genießen: Tatsächlich sind die Spareinlagen bei den Sparkassen in den ersten acht Monaten dieses Jahres lediglich um 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen, sagt Schleweis. Das Geld, das auf Girokonten zur täglichen Verfügung steht, sei sogar um 6,1 Prozent gestiegen. Im Schnitt legen die Deutschen zehn Prozent ihres Einkommens zurück.
Eine Folge der gestiegenen Risikobereitschaft der Deutschen ist, das Aktien inzwischen die Geldanlage der Wahl sind . Erstmals haben sie Immobilien überholt, vor denen viele Geldanleger wegen der hohen Preise zurückschrecken. In der Rangliste der beliebtesten Anlagen rutschen Immobilien damit von Platz eins auf drei ab. Auf Platz zwei stehen Immobilien- und Investmentfonds.
Immobilienbesitz scheitert an fehlendem Kapital
Wenngleich Immobilien in der Rangliste der beliebtesten Geldanlagen abgerutscht sind, steigt der Anteil der Menschen, die sich eigene vier Wände wünschen, rapide. Insgesamt plant jeder Dritte den Erwerb einer Immobilie, vor zwei Jahren war es nur jeder Fünfte. Bei den 20- bis 29-Jährigen will sich sogar jeder Zweite eine Immobilie anschaffen. Von den Befragten, die das nicht vorhaben, begründet das fast jeder Zweite mit fehlendem Eigenkapital. Jeder Fünfte dieser Gruppe besitzt bereits eine Immobilie und für 14 Prozent sind die Preise schlicht zu hoch.
Für das Vermögensbarometer "Die Deutschen und ihr Geld" hat der Sparkassen- und Giroverband 5806 Menschen online und telefonisch befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ. Die gesamte Studie ist auf www.dsgv.de/vermoegensbarometer zu finden.
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