Urlaub im Baum-Hotel

01.12.2007, 00:00 Uhr
Urlaub im Baum-Hotel

© Horst Linke

Eine Auszeit nehmen. Fern ab vom Trubel der Stadt, ohne Fernseher oder Radio. Die Anreise zum Baum-Hotel ist nur mit dem Fahrrad oder einer Rikscha möglich. Die Gäste wohnen in komfortabel ausgestatteten Baumhäusern. Die durchdachte Vision eines «Urlaubs auf Bäumen» kam bei der fiktiven «Zukunftsmesse 2020» gut an. Sie bildete den Höhepunkt des fünftägigen Innovationsspiels «Jugend denkt Zukuft» zum Thema «Metropolregion Nürnberg 2020 - Ein attraktiver Ort zum Leben und Arbeiten» (wir berichteten).

Obwohl in Deutschland bereits über 300 solcher Projekte durchgeführt worden sind, stellte dieses Spiel ein Novum dar: Noch nie hatte sich der Veranstalter Ifok GmbH einem derartig sperrigen Thema gestellt. Auch kamen die Schüler bislang immer von einer Institution und nicht von zwei dazu noch recht unterschiedlichen Schulen: Die ausrichtende IHK Nürnberg hatte die Idee, eine ländlich geprägte und eine städtische Hauptschule zusammenzuführen.

«Schon nach ein paar Stunden hat man nicht mehr gemerkt, wer von welcher Schule ist», lobte Moderatorin Anette Henrich die gute Zusammenarbeit der Jugendlichen, die sich völlig vorurteilsfrei begegneten. «Ich habe mich gleich mit jedem verstanden. Es gab keinen Streit», berichtet etwa Ennis Panzer von der Hauptschule Altdorf. Deren Direktor Gerhard Schnell will den Kontakt beider Schulen auch über eine gemeinsame Bewerbung für den bayernweiten Wettbewerb von «Jugend denkt Zukunft» hinaus erhalten. So soll eine Art Hauptschulpartnerschaft entstehen.

Jugendlichen ein Forum geben

Von der Kreativität und den Ideen, die die 15- bis 18-Jährigen in der Projektwoche entwickelten, waren die beteiligten Lehrer, Schulleiter und Unternehmensvertreter gleichermaßen angetan. Nicht nur das Baumhotel, sondern auch ein Multi-Kulti-Zentrum und der freie Austausch von Mitarbeitern zwischen Unternehmen stieß auf großes Interesse. «Wenn man den jungen Leuten ein Forum gibt, dann bewähren sie sich auch», erklärte Rosemarie Thiele, Direktorin der Hauptschule Insel Schütt.

Der Erfolg des Innovationsspiels ist sicher zu einem großen Teil Anette Henrich zu verdanken, die die Jugendlichen gekonnt an die abstrakten Themen heranführte. Zudem hatte die Moderatorin nützliche Tipps parat, wie man richtig Feedback gibt oder wie man besser präsentiert. «Es war gut, dass wir so viel selber arbeiten konnten», lobte Julia Schrotberger von der Hauptschule Insel Schütt. Mitschülerin Sarah Lueg freut sich, dass sie jetzt besser vor einer Gruppe vortragen kann. «Ich wurde viel freier», meint auch Aysenur Sözen.

Lehrer Johann Neubauer gefiel, dass den Hauptschülern in der Woche so viel Respekt entgegengebracht wurde: «Die Jugendlichen haben ihre Persönlichkeit ein großes Stück weiterentwickelt.» Tatsächlich konnte man von Tag zu Tag beobachten, wie die 24 Teilnehmer im Auftreten und in ihren Vorträgen selbstsicherer wurden.

«Es war eine Investition in unsere Nachwuchsgeneration», resümierte Ursula Poller, stellvertretende IHKHauptgeschäftsführerin. «Besser kann man eigentlich nichts anlegen.»