Vielfältigste Aufgaben für das Eichamt Nürnberg
16.09.2008, 00:00 Uhr
Die Überwachung, ob alles seine Richtigkeit mit den Gewichten hat, ist aber heute noch eine zentrale Aufgabe der Mitarbeiter des Eichamts. «Früher haben wir uns eher als Dienstleister verstanden«, erzählt Barbara Syha. «Heute sind wir mehr und mehr eine Kontrollbehörde«, ergänzt die Leiterin des Eichamts Nürnberg.
Das Messen und Prüfen hat Tradition: Seit 1872 gibt es in Bayern Eichämter. Das zweitgrößte davon sitzt in Nürnberg und hat 19 Mitarbeiter. 2007 nahm es 1,35 Mio. € ein. Gebühren, die bei jeder Eichung fällig sind.
Seinen Sitz hat das Eichamt Nürnberg in Schoppershof. Eine Innenstadtlage wie einst ist heute nicht mehr nötig, da «wir weniger direkten Kontakt zu den Bürgern haben und in der Innenstadt die Anfahrt mit Tankwagen und schweren Lkw schwierig war«, sagt Syha. «Unsere Kundschaft kommt hauptsächlich aus der Industrie und dem Gewerbe.«
Ständig neue Geräte
Verbunden damit ist, dass immer mehr Messgeräte auf den Markt kommen. Sie sind komplexer und komplizierter zu prüfen als ältere Modelle. «Dadurch wird es immer schwieriger, Manipulationen zu finden«, erläutert die Amtsleiterin. «Das ist für uns umgekehrt aber auch eine große Herausforderung.«
Aus diesem Grund sind die Mitarbeiter des Eichamts entsprechend qualifiziert. Die Ingenieure, Meister und Facharbeiter kennen sich in der Elektrotechnik und im Maschinenbau aus.
Zuständig ist die Institution in Nürnberg als Landesbehörde für den mittelfränkischen Raum, mit Ausnahme von Neustadt/Aisch, sowie die Oberpfalz. Für die Mitarbeiter bedeutet das, viel unterwegs zu sein. Nur die Eichung der Waagen, Tankwagen, Abgas- und Reifenmessgeräte sowie das Überprüfen von Taxametern oder Wegstreckenzählern bei Mietwagen erfolgt am Standort in Nürnberg. Momentan machen die Mitarbeiter allerdings eine schwere Zeit durch. Plant doch das Bundeswirtschaftsministerium das Eichgesetz zu reformieren. Ein entsprechender Entwurf wurde bereits eingebracht. Er sieht vor, dass die Eichung in Zukunft private Anbieter ausführen sollen. Eine Idee, die es schon länger gibt, somit nicht unbedingt neu ist.
Private Anbieter nicht so objektiv?
Bayern, wie übrigens einige andere Bundesländer auch, haben bereits signalisiert, dass sie diesen Entwurf ablehnen - schon deshalb, weil sie befürchten, dass private Anbieter nicht mehr so objektiv prüfen werden wie unabhängige staatliche Institutionen.
Zudem erfüllen diese eine Vielzahl an Aufgaben. So machen die Mitarbeiter des Eichamts Nürnberg Testkäufe, kontrollieren Tankwagen, überprüfen Wochenmärkte und Kirchweihen.
Schwerpunktaktionen, die den Markt überwachen und von Jahr zu Jahr immer mehr werden. «Deshalb wäre es wichtig, dass die Eichung eine Institution wahrnimmt, das von wirtschaftlichen Interessen unabhängig ist«, betont Barbara Syha. Und gleichzeitig zahlreiche Geschäftsfelder die das Amt in Nürnberg abdeckt: Das Eichen der Messgeräte - die Feinwaage des Apothekers genauso wie die Gleiswaage, die Zapfsäulen an den Tankstellen ebenso wie die Abgasmess-Geräte in den Kfz-Werkstätten oder die Strahlenschutz-Messgeräte eines Herstellers.
Füllmengen müssen stimmen
Darüber hinaus überprüft das Eichamt in Stichproben, ob die Fertigpackungsverordnung eingehalten wird. Egal, ob es um Speiseeis geht, Lackdosen oder Lebensmittel. Syha: «Der Verbraucher soll sich darauf verlassen können, dass die Füllmenge, die auf der Verpackung steht, auch dem Inhalt entspricht.«
Das betrifft ebenfalls die regelmäßigen Brotkontrollen. Unangemeldet testen die Mitarbeiter des Eichamts, inwieweit das auf dem Preisschild ausgezeichnete Kilo Brot wirklich 1000 Gramm wiegt. Dass es dabei ab und zu nicht ohne Konflikte abgeht, Beschimpfungen vorkommen, weiß die Leiterin des Eichamts Nürnberg. Bestimmte Kontrollen, zum Beispiel von Tankwagen, machen ihre Mitarbeiter deshalb zusammen mit der Polizei.