Fragen und Antworten

Wer darauf angewiesen ist, zahlt meist drauf: Was ist eigentlich ein Basiskonto?

Manuel Kugler

Redaktion Politik und Wirtschaft

E-Mail zur Autorenseite

16.4.2022, 14:55 Uhr
Basiskonto-Kunden erhalten in der Regel eine Girocard, aber keine Kreditkarte.

© Fabian Sommer, dpa Basiskonto-Kunden erhalten in der Regel eine Girocard, aber keine Kreditkarte.

Was ist eigentlich ein Basiskonto?

Menschen ohne geregeltes Einkommen, ohne festen Wohnsitz oder mit negativem Schufa-Eintrag, die ein Konto eröffnen wollen, mussten in der Vergangenheit damit rechnen, von Banken als Kunden abgelehnt zu werden. Seit 2016 aber haben sie einen gesetzlichen Anspruch auf ein Konto, das sogenannte Basiskonto.

Wer kann so ein Basiskonto eröffnen?

Grundsätzlich jeder Volljährige, der sich rechtmäßig in der EU aufhält - dazu zähen auch Asylbewerber, Geduldete oder Saisonarbeiter. Eine Meldeadresse in Deutschland brauchen sie nicht - es reicht eine Postanschrift, über die sie zu erreichen sind.

Was unterscheidet ein Basiskonto von einem normalen Girokonto?

Ein Basiskonto bietet keinen Dispokredit, auch lässt sich keine Kreditkarte hinzubuchen. Im Unterschied zu einem Girokonto kann eine Bank die Eröffnung eines Basiskontos aber einem Kunden nur aus ganz wenigen Gründen verwehren - zum Beispiel, weil jemand eine Straftat gegen die Bank oder ihre Mitarbeiter begangen hat oder bereits ein Konto bei einem anderen Institut besitzt. Auch kündigen kann die Bank das Basiskonto nur unter bestimmten Voraussetzungen, zum Beispiel weil der Kunde mit seinen Kontoführungsgebühren mehr als drei Monate und mindestens 100 Euro im Verzug ist.

Was kostet ein Basiskonto?

Zu viel. Das jedenfalls ist das Urteil der Zeitschrift Finanztest, die Ende vergangenen Jahres die Basiskonten von 132 Banken untersucht und berechnet hat, was ein Modellkunde zahlt, der eine Girocard nutzt und Überweisungen vornimmt. Demnach bewegen sich die Kosten zwischen 60 und mehr als 200 Euro pro Jahr. Wer die Chance habe, auch ein normales Girokonto zu bekommen, solle diese deshalb nutzen.

Was darf ein Basiskonto maximal kosten?

Das Gesetz lässt Raum für Interpretationen: Die Gebühren müssen demnach lediglich "angemessen" sein und sich am Nutzerverhalten orientieren. Im Streitfall müssen Gerichte über die Angemessenheit entscheiden. Banken begründen den hohen Preis meist mit einem Mehraufwand bei Beratung und Kontoeröffnung, schreibt Finanztest.

Was sagen die Gerichte?

Als grundlegend gilt ein Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem Jahr 2020. Die Richter beurteilten eine Klausel der Deutschen Bank als unzulässig - das Geldhaus verlangte 8,90 Euro monatlich für das Basiskonto. Der Anspruch auf ein Konto gerade auch für Menschen mit geringem Einkommen dürfe nicht durch abschreckend hohe Entgelte unterlaufen werden.

Wird es in Zukunft günstiger für Betroffene?

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert eine gesetzliche Neuregelung. Der Anspruch, finanziell schwächeren Menschen Basiskonten günstig zur Verfügung zu stellen, müsse "klarer und deutlicher verankert werden". Im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung ist das Thema immerhin erwähnt. Dort heißt es, "wir stellen den fairen Zugang zu einem Basiskonto sicher". Bislang blieb es jedoch bei diesem einen Satz.

1 Kommentar