Zirndorf: Natur kontra Gewerbe
11.8.2015, 13:00 UhrMit einem idyllischen Biotop hatte die erste Station der Tour nichts zu tun. Es war ein verlassenes Grundstück an der Schwabacher Straße. Früher stand dort eine Villa. Heute hat das ehrwürdige Haus seine besten Tage schon lange hinter sich. Die Fenster sind eingeschlagen, das Dach fehlt und die Spuren eines Brandes sind an der Fassade deutlich zu sehen. Die Stadt Zirndorf will aus dem Grundstück Bauland für mehrere Häuser machen. Dazu müssten aber vor allem die älteren Bäume weichen.
Da ein Bebauungsplan schon vorhanden ist, sind hier die Möglichkeiten der Umweltschützer beschränkt. „In die Bauplanung sollte die Untere Naturschutzbehörde miteinbezogen werden“, erläuterte Grünen-Stadtrat Wolfram Schaa. „Außerdem sollte eine Bebauung so naturschonend wie möglich durchgeführt werden.“
Nicht nur die Abholzung der alten Bäume auf dem Grundstück bereitet dem BN Sorgen, auch Fledermäuse und Grünspechte haben den kleinen Park zu ihrem Lebensraum erkoren. „Wir haben hier eine kleine grüne Lunge für die Stadt“, sagte Schaa. „Wir wollen, dass Zirndorf nicht weniger, sondern mehr grüne Flecken bekommt.“
Beim zweiten Stopp wurde es dann aber doch noch grün, die Gruppe machte am „Hammerstättchen“, einem Biotop in der Nähe des Geländes vom ASV Zirndorf Halt. Seit mittlerweile 30 Jahren wird das Hammerstättchen vom BN schon gepflegt.
„Das Gebiet gehört eigentlich der Stadt, aber wir haben es umsonst gepachtet und kümmern uns seit jeher darum“, erklärte Lutz Thomas, der beim BN für die Zirndorfer Biotope verantwortlich ist. Eigentlich ist die Wiese, die im Hochwasserbereich der Bibert liegt, das ganze Jahr von kleinen Bächen, die Ehrenamtliche des BN mitgegraben haben, durchzogen.
Aber der extrem regenarme Sommer hat die Wasserläufe komplett vertrocknen lassen. „Normalerweise sind hier immer viele Grasfrösche, aber denen ist es heuer auch zu trocken“, erklärte Thomas. Auf der Wiese wächst mit der Heidenelke eine Pflanze, die in Bayern auf der Roten Liste der bedrohten Arten steht.
Fuchs und Blindschleiche
„Um die Fauna zu unterstützen, müssen wir hier regelmäßig die Weiden ausschneiden, sonst wuchert alles zu und es würde ein richtiger Wald entstehen“, informierte Thomas. Aber nicht nur die ansässigen Pflanzen machen das Hammerstättchen zu einem besonderen Lebensraum. In der einstigen Sandgrube fühlen sich auch Blindschleichen und Füchse wohl.
„Man sieht jetzt Zirndorf mit anderen Augen“, stellte Agnes Kirch schon nach der Hälfte der Radltour fest. „Ich komme zwar von hier, aber so bewusst habe ich das alles noch nicht wahrgenommen.“
Ein Beispiel für ein Gewerbegebiet, das nicht nach den Wünschen den BN realisiert wurde, befindet sich in Leichendorf an der Schwabacher Straße. Zwar wird das Regenwasser in eine Versickerungsmulde geleitet, aber das Gelände ist stark versiegelt und es gibt kaum Bäume darauf. „Das Gebiet wurde von einer Vorrangfläche für Landschaftspflege zu einem Gewerbegebiet umgewandelt“, sagte Thomas. „Unsere Einwände und Änderungen zum Bebauungsplan wurden aber kaum berücksichtigt.“ Als kleinen Lichtblick wertet der BN, dass im Randbereich eine Streuobstwiese und eine Hecke entstehen sollen.
Zum Abschluss der Tour fuhr die Gruppe noch zum „Klingenwasen“, einem Biotop im Wald bei Weinzierlein. Hier, unweit einiger renaturierter Teiche, hat der BN drei Wiesen gepachtet, auf denen sich neben Ringelnattern und Zauneidechsen zum Leidwesen der Naturschützer auch Wildschweine wohl fühlen. „Oft kommen wir hier her und sehen dann, dass die Grashaufen, die wir für die Ringelnattern anlegen, von Wildschweinen durchwühlt sind“, erklärte Thomas.
Für Agnes Kirch war der Abstecher an den Klingenwasen besonders interessant. „Ich habe schon oft was darüber gelesen, bin aber noch nie hier gewesen“, sagte die 53-Jährige. „So lernt man immer wieder Neues kennen“, bilanziert sie den Ausflug.
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