Zockte Nürnberger Firma 1000 Anleger ab?
1.12.2010, 07:30 UhrDie Unternehmensgruppe soll mit Rapsöl betriebene Blockheizkraftwerke verkauft haben. Dahinter stecken kompakte Anlagen, die Strom und Wärme erzeugen und dabei auch die Abwärme der Stromerzeugung nutzen. Die Käufer, so der Plan, hätten dem Verkäufer die Anlagen anschließend zurückverpachtet. Der Pachtzins sollte dabei für traumhafte Renditen sorgen – von bis zu 30 Prozent jährlich sei die Rede gewesen, so Oberstaatsanwalt Wolfgang Träg. So sollten beispielsweise aus 40000 Euro binnen 20 Jahren 240000 Euro werden, was einer Versechsfachung des angelegten Geldes entspräche.
Dieses Versprechen lockte viele Menschen in die Falle: Über 1000 Geschädigte sind der Staatsanwaltschaft bisher bekannt. Es könnten aber durchaus noch weitere folgen, denen bislang gar nicht bewusst ist, dass sie Opfer eines Betrugs geworden sind. Für sie hat die Polizei eine eigene Rufnummer eingerichtet (Tel. 21125999).
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Unternehmensgruppe nie vorhatte, die verkauften Blockheizkraftwerke auch tatsächlich auszuliefern. Sie hätte – gleich eines potemkinschen Dorfes – durchaus einige Anlagen produziert; jedoch nur so viele, wie nötig waren, um die Fassade eines Geschäftsbetriebes aufrechtzuerhalten. Und die produzierten Heizkraftwerke entsprachen keinesfalls den verkauften Modellen. Statt eines Wirkungsgrades von 75 Prozent kamen sie auf maximal 35 Prozent.
Die eingesammelten Gelder verwendeten die Verdächtigen den Ermittlungen zufolge größtenteils für sich selbst und nicht zum Bau der Heizkraftwerke. Laut Träg bezahlten die mutmaßlichen Betrüger von den Anlagen neuerer Kunden aber auch die Pachtzinsen anderer Anleger – ein klassisches Schneeballsystem.
Noch im September hatte die GFE-Group sich und ihre angebliche Innovation mit einer großen Show aus Feuerspucker, Wasserakrobatin und luftiger Trapeznummer in Nürnberg mit 400 geladenen Galagästen gefeiert. Zum Feiern wird die Unternehmensgruppe in den kommenden Monaten kaum Anlass haben.
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