Zum Studium geht es in Stein in die Alte Mine
17.5.2015, 06:00 UhrEin Hörsaal, in dem sich 400 Studierende einen Platz suchen müssen? Solche Bilder sind in Stein undenkbar. „Bei uns gibt es keine Massen-Veranstaltungen“, sagt Uli Rothfuss. Der Kulturwissenschaftler ist Rektor der Akademie Faber-Castell und macht klar: „Wir bauen auf persönliche Betreuung.“ Seit dem Wintersemester 2014/15 gibt es den Studiengang, der ein ortsunabhängiges Fernstudium mit Online-Veranstaltungen in Echtzeit und bis zu zwölf Präsenzterminen – meist samstags – in Stein verbindet. Dafür stehen rund 2500 Quadratmeter Fläche im für diese Zwecke rundum renovierten historischen Faber-Castell-Fabrikgebäude „Alte Mine“ zur Verfügung.
Auf hohem Niveau, so macht Rothfuss klar, werde so auf den Beruf des Designers vorbereitet. Das Studium kann sowohl ausbildungs- als auch berufsbegleitend absolviert werden. Alles sei bewusst praxisnah gestaltet, so werden zum Beispiel auch ganz reale Konzepte ausgearbeitet. Das heißt, es geht unter anderem um Aufgaben, wie sie später in der Berufspraxis auf die Absolventen warten könnten. Gelehrt werden ebenfalls Themen wie Kultur- und Designgeschichte, BWL-Grundlagen, Absatz- und Schutzrecht, Kommunikation und Rhetorik oder Zeichnen.
„Dazu kommen dann noch spezielle Faber-Castell-Extras, wie etwa zusätzliche Kurse zum Schwerpunkt Nachhaltiges Design“, erklärt Rothfuss. Mentoren aus dem Unternehmen stehen unter anderem dafür bereit: „Die räumliche Nähe hier in Stein ist natürlich perfekt.“ Welchen Anspruch hat die jüngste Erweiterung der Akademie, die schon seit vielen Jahren auf breiter Basis gestalterische Weiterbildung für alle Altersgruppen – angefangen bei speziellen Kinder- und Jugendkursen – anbietet?
Zwischen 20 und 40 Jahre alt
„Wir wollen ganz bewusst ein kleiner Betrieb sein und auf jeden eingehen“, formuliert Rothfuss das Ziel. Zu denen, die im Herbst 2014 dieses Studium aufgenommen haben, zählt Fahimeh Chamani. Die 27-Jährige, die aus dem Iran stammt, lobt: „Für mich ist diese Form des Studiums einfach toll, ich habe alles so angetroffen, wie erwartet.“ Besonders begeistert sie, dass Studierende in unterschiedlichen Lebensphasen aufeinandertreffen: „Hier gibt es nicht nur ganz junge Schulabgänger, sondern auch Leute mit Erfahrung, so kann man gleichzeitig viel von einander lernen.“Zwischen 20 und 40 Jahre alt sind derzeit die Studierenden. Momentan laufen bereits die Bewerbungen für das nächste Wintersemester.
Dann möchte zum Beispiel Rafael Lugo gerne einsteigen. Der 29-Jährige stammt aus Venezuela und hat bereits Erfahrungen als freiberuflicher Grafik-Designer gesammelt. Doch er möchte für die Zukunft gerne auf einen Studienabschluss bauen: „Das ist ein Traum für mich“, sagt der junge Mann, der derzeit in einem großen Hotel in Nürnberg als Kellner seinen Lebensunterhalt verdient. Er weiß, dass der Lehrstoff umfangreich ist: „Es gibt so viel Neues, etwa das große Thema 3D-Grafik.“
Kai Lüchow, Dozent der Akademie und selbstständiger Designer, gibt ihm Recht: „Wer hier studiert, muss konsequent lernen. Da ist Disziplin gefragt.“
Die wird möglicherweise beflügelt, denn das Studium kostet. Die Studiengebühren betragen pro Monat 350 Euro, dazu kommen eine Einschreibegebühr (150 Euro) und eine Prüfungsgebühr am Ende des Studiums (615 Euro). Eine Chance bekommen auch Bewerber ohne Hochschulreife, für die Begabtenprüfung vor dem Studienbeginn fällt gleichfalls eine Gebühr an.
Die Bilanz von Rektor Uli Rothfuss sieht etwas mehr als ein halbes Jahr nach dem Start des neuen Angebots positiv aus: „Es läuft ganz gut, wir sind ganz zufrieden. Natürlich muss sich die Möglichkeit, diesen Studiengang zu absolvieren, erst einmal herumsprechen.“ Schon jetzt gibt es Bewerber für den Herbst, erarbeitet und vorbereitet werden weitere Konzepte und Abschlüsse. So sei für dieses Jahr der Start eines berufsbegleitenden, praxisorientierten Aufbaustudiums Literarisches Schreiben und Kulturjournalismus auf Masterniveau geplant.
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