Bunker ist nach 60 Jahren erstmals wieder zu besichtigen
27.12.2007, 00:00 UhrErstmals seit 60 Jahren besteht für die Öffentlichkeit wieder die Gelegenheit, diese Kelleranlagen zu besichtigen. Denn sie sind in Privatbesitz und waren bisher für die Bürger verschlossen. Die beiden Keller liegen mit zwölf bzw. 15 Metern sehr tief unter Nürnberg. Deshalb bieten sie eigentlich besonders guten Schutz. Dennoch wurden die Räume erst sehr spät im Krieg, nämlich 1944 ausgebaut.
Primitive Einrichtung
Aufgrund des späten Zeitpunkts im Zweiten Weltkrieg konnten der Radbrunnen- und Neutorbunker nicht mehr so «komfortabel« hergerichtet werden wie die Felsenbunker. Dort waren die Befehlsstellen der Partei, der Stadt und der Hilfsorganisationen untergebracht. Noch bis 1944 arbeiteten hier Notstromaggregate, Belüftungsmaschinen und Notwasserversorgung. Die zuletzt präparierten Bunker dagegen waren äußerst primitiv eingerichtet, da kaum noch Material und Gerät zur Verfügung standen. Auf die eigentlich geplanten Aggregate musste dann verzichtet werden.
«Die Stadt ließ deshalb im Neutorkeller und im Radbrunnenkeller auf die Felswände im Dunkeln nachleuchtende Phosphorstreifen aufmalen«, erklärt der Vereins-Vorsitzende Franz Wolff. «Dadurch konnten die Schutzsuchenden auch beim Ausfall der elektrischen Beleuchtung, die gegen Kriegsende fast bei jedem Luftangriff zusammenbrach, wieder aus den Kellern herausfinden.«
Chemietoiletten
Da auch die Versorgung mit Wasser und die Entsorgung nicht mehr gewährleistet war, richtete die Stadt Chemietoiletten ein. In den einfachst ausgestatteten Bunkern gab oft nicht mal Sitzgelegenheiten. Die Menschen mussten stehen, teils nutzten sie ihre Koffer als Sitzgelegenheiten.
«Beide Keller«, so Wolff, «waren in das westliche Rettungsstollensystem eingebunden, das am Fembohaus beginnt und heute noch bis zum Neutor- und Radbrunnenkeller führt.« Die Ausgänge führten damals in den Stadtgraben, so konnten die Schutzsuchenden bei Flächenbränden unterirdisch aus der Nürnberger Altstadt fliehen. Sie sind inzwischen zugemauert. Durch die Lüftungsschlitze der Mauer des Radbrunnenkellers kann man aber noch in den Stadtgraben sehen.
Der einst niedrige Neutorkeller wurde laut Wolff vermutlich im 17. Jahrhundert gegraben. Im Zweiten Weltkrieg vertiefte die Stadt den Keller. Im Boden ist noch eine Stufe zu sehen, «wo die weitere Tieferlegung wegen des Kriegsendes nicht mehr vorangetrieben wurde«.
Infos zu den Führungen
Die Führungen finden vom 2. bis 6. Januar zwischen 11 und 17 Uhr statt. Sie starten im Kunstbunker, Obere Schmiedgasse 52. Karten(vor)verkauf im Brauereiladen Altstadthof, Bergstraße 19, Tel.: (0911) 23602731. Die Karte kostet 5 Euro (Kinder bis zehn Jahren frei).