Brisante Details
Verfolgt, entführt und ermordet: Staatsanwaltschaft erhebt im Fall Alexandra R. Mordanklage
9.1.2024, 09:54 Uhr
Seit genau 13 Monaten ist die Vermisste Alexandra R. aus Nürnberg nun schon verschwunden. Nachdem die hochschwangere 39-Jährige ihre Pflegetochter am 9. Dezember 2022 in eine Schwabacher Kita gebracht hatte, verlor sich jegliche Spur von ihr. Obwohl die Ermittler nie eine Leiche der werdenden Mutter finden konnten, hat die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth jetzt Anklage gegen ihren 50 Jahre alten ehemaligen Lebensgefährten Dejan B. und ihren früheren Geschäftspartner Ugur T. erlassen. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Männer die Frau entführt und getötet haben.
Was war am 09. Dezember 2022 passiert?
In einer Pressemitteilung gibt die Staatsanwaltschaft jetzt genauere Details dazu preis, was aus Sicht der Ermittler am 9. Dezember 2022 passiert sein soll. Die beiden beschuldigten Männer sollen Alexandra R. in einem geliehenen Auto zu einem leerstehenden Anwesen in Schwabach gefolgt sein, das der schwangeren Frau gehörte. Dort sollen sie Alexandra R. überwältigt und sie anschließend in eine Lagerhalle in Hilpoltstein gebracht haben. Spätestens dort sollen sie die 39-Jährige gezwungen haben, ihre Strafanzeigen in zwei laufenden Ermittlungsverfahren gegen die beiden durch einen handschriftlichen Brief zurückzunehmen. Danach sollen die Männer Alexandra R. getötet und ihre Leiche an einem bisher unbekannten Ort versteckt haben.
Danach sollen die Beschuldigten vorgetäuscht haben, dass die werdende Mutter sich freiwillig ins Ausland abgesetzt habe. Einer der Männer habe dafür Abschiedsnachrichten vom Handy der Vermissten an ihren nahestehenden Personen verschickt, bevor er das Handy für eine falsche Fährte nach Italien gebracht haben soll.
Niedrige Beweggründe
Die Motive der beiden Beschuldigten sollen laut den Ermittlern im persönlichen und wirtschaftlichen Bereich liegen. Dejan B. habe die guten finanziellen Verhältnisse von Alexandra R. während ihrer langjährigen Beziehung für seine Immobiliengeschäfte genutzt, die 39-Jährige war als leitende Bankangestellte tätig. Die Abwicklung der Geschäfte sei zuletzt ausschließlich über die GmbH des Beschuldigten Ugur T. erfolgt, der auch bei Dejan B. angestellt war. Alexandra R. soll mit der Hilfe von Dejan B. über mehrere Jahre hinweg insgesamt 27 Immobilien auf Kredit erworben haben. Diese seien über Ugur T´s GmbH saniert, vermietet und veräußert worden.
Nach der Trennung von Dejan B. im März 2022 habe Alexandra R. die Zusammenarbeit beendet und ihm den Zugriff auf ihre Konten entzogen, über die er eigenmächtig Geschäfte abgewickelt hatte. Es kam zum Streit, die zur Anzeige führten und in einem gerichtlichen Kontaktverbot für Dejan B. mündeten.
Doch Dejan B. habe sich laut den Ermittlern offenbar dennoch am Vermögen von Alexandra R. bereichern wollen. Die beiden Männer sollen durch falsche Angaben einen Vollstreckungstitel für die von ihnen betriebene GmbH gegen Alexandra R. in Höhe von 784.660.82 Euro erwirkt haben. Dagegen ging Alexandra R. zivilrechtlich vor und wurde nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft deshalb von den Beschuldigten entführt und getötet.
Die Staatsanwaltschaft sieht die Merkmale eines Mordes als erfüllt: Niedrige Beweggründe und die Absicht, eine andere Straftat zu ermöglichen und zu verdecken. Die beiden Männer befinden sich seit dem 06.09.2023 in Untersuchungshaft – sie haben sich zu den Tatvorwürfen bisher nicht geäußert. Die Staatsanwaltschaft hat für den Tatnachweis über 100 Zeugen und 10 Sachverständige benannt. Die Schwurgerichtskammer beim Landgericht Nürnberg-Fürth entscheidet nun darüber, ob die Anklage zur Hauptverhandlung zugelassen und ein Verfahren eröffnet wird.