5er touring: BMW belastbar

10.5.2017, 22:26 Uhr
5er touring: BMW belastbar

© Hersteller

Die Geschichte des 5er touring währt schon über ein Vierteljahrhundert. Vor 26 Jahren, 1991 also, debütierte die gehobene Mittelklasse aus München auch als ladefreudiger Kombi. Anderswo hat der SUV-Boom an den Verkaufszahlen der Kombis geknabbert. Nicht so beim 5er touring. "Bis heute ist jede Generation erfolgreicher als die vorhergehende gewesen", befindet Josef Wüst, Projektleiter der 5er Reihe. Und das wird wohl so weitergehen. Der Premium-Lademeister ist "ein für Deutschland und Europa extrem wichtiges Produkt", sagt Wüst.

Design ist natürlich immer Geschmackssache. Wir aber finden: Der touring ist der schönere 5er. Die Grundzüge seines stilistischen Charakters hat er nie verraten, der Wiedererkennungswert ist über die Generationen hinweg hoch geblieben. Auf den ersten Blick mögen die Veränderungen somit marginal erscheinen. Und doch hat der Neue an Statur und Ausstrahlung gewonnen. Athletisch und muskulös steht er da, wohlproportioniert, die lange, sanft abfallende Dachlinie mündet in einen sportlichen Rücken mit L-förmigen Leuchten, die weit in den Seitenbereich hinein verlaufen.

Weniger Gewicht, mehr Platz

Wie die Limousine hat auch der touring kräftig abgespeckt, je nach Modellvariante um bis zu 100 Kilo. Längentechnisch durfte er sich um 36 Millimeter strecken. Der Radstand bekommt davon allerdings nur sieben Millimeter ab, was bedeutet, dass es weniger die Passagiere sind, denen das Wachstum zugutekommt, sondern der Kofferraum. Mit 570 bis 1700 Litern Fassungsvermögen ist er um 30 Liter gewachsen, reicht aber nicht ganz an die Kapazität des wichtigsten Konkurrenten heran - das T-Modell der Mercedes E-Klasse bietet 670 Liter auf. Die erwähnte Gewichtsabnahme begünstigt die Zuladung, hier ist der touring jetzt mit stattlichen 730 Kilogramm dabei. Und die Anhängelast beträgt (gebremst) 2000 Kilo.

5er touring: BMW belastbar

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Die Breite der Rückbank gestattet es, drei Kindersitze nebeneinander zu installieren. Serienmäßig lässt sich die (neigungsverstellbare) Lehne im Verhältnis 40:20:40 umlegen, das funktioniert komfortabel, da elektrisch, vom Kofferraum aus. Weit und ebenfalls elektrisch gesteuert schwingt die Heckklappe nach oben, schon vom Vorgänger weiß man den praktischen Umstand zu schätzen, dass sich die Heckscheibe separat öffnen lässt. Gegen Aufpreis tut sich das Gepäckabteil auch auf lässigen Fußkick unter den Stoßfänger hin auf. Und eine saubere Sache ist es, dass Gepäckraumabdeckung und Trennnetz unabhängig voneinander entnommen und im Laderaumboden verstaut werden können.

Die Diesel sind sauber

Bislang, sagt Josef Wüst, habe sich die Diskussion um den Diesel noch nicht auf die Bestelleingänge aus Deutschland ausgewirkt. Der 5er ist beliebt als Dienstwagen, da spult man viele Kilometer ab, und deshalb ist der Selbstzünder für viele Kunden nach wie vor die erste Wahl. Den Vorwurf der Schmutzelei müssen sich die verbauten Motoren auch nicht gefallen lassen, sie tun der Euro-6-Norm Genüge und nutzen SCR-Kat und AdBlue-Einspritzung als NOx-Killer. Schon der kleine Diesel im 520d (ab 47.700 Euro) erweist sich als völlig ausreichende Form der Motorisierung. Abgesehen von einem kaum merklichen Turboloch entfaltet der 190 PS starke Zweiliter-Vierzylinder seine Kräfte flüssig und souverän, zügig beschleunigt er bis zur Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h. Für den Sprint von 0 auf 100 km/h genügen acht Sekunden, in Kooperation mit der aufpreispflichtigen 8-Gang-Automatik (2250 Euro) sogar nur 7,8. Dabei geht es im Innenraum bemerkenswert leise zu. Und der Norm-Mix liegt bei 4,5 bzw. (mit Automatik) 4,3 l/100 km - selbst wenn da in der Praxis noch zwei Liter draufzuschlagen sind, ist das für einen veritablen 1,7-Tonner ein sehr guter Wert.

Innen zeigt der touring edles Ambiente. Auf Wunsch gibt es Gestensteuerung.

Innen zeigt der touring edles Ambiente. Auf Wunsch gibt es Gestensteuerung. © Hersteller

Noch relaxter und noch überlegener agiert der überaus kultivierte Dreiliter-Sechszylinder im 265 PS starken 530d. Ein feines Teil, das gegenüber dem Automatik-520d allerdings einen Aufschlag von 6850 Euro erfordert und - immer mit 8-G-Steptronic - auf 56.800 Euro kommt. Wer weitere 2600 Euro draufschlägt, darf sich auf die Vorteile des Allradantriebs xDrive verlassen, kratzt mit 59.400 Euro aber schon schwer an der 60.000-Euro-Schmerzschwelle.

Als Alternativen zum Diesel bieten sich der 530i (Zweiliter-Vierzylinder, 252 PS, ab 52.300 Euro) und der allradgetriebene 540i xDrive (Dreiliter-Sechszylinder, 340 PS, ab 62.800 Euro) an, die serienmäßig einer Automatik die Schaltarbeit überlassen. Später im Jahr folgen der 540d und der M550d xDrive. Ein Plug-in-Hybrid nach Vorbild der Limousine ist jedoch eher unwahrscheinlich, denn - siehe oben - im Kombi-Land Deutschland hält der Kunde dem Diesel noch die Treue, gerade im Premiumsegment.

Hinterachs-Luftfederung serienmäßig

Fahrtechnisch lässt sich der touring von der Limousine nicht abhängen. Unterschiede sind praktisch nicht festzustellen, dem sportlichen Image der Marke gemäß ist auch der 5er-Kombi ein in hohem Maße agiles und fahrdynamisches Transportmedium. Serienmäßig bekommt der touring eine Hinterachs-Luftfederung mit Niveauregulierung, wie für die Limousine ist außerdem die Integral-Aktivlenkung zu ordern (1250 Euro), bei der die Hinterräder gezielt mitlenken, was der Wendigkeit im Stadtverkehr ebenso zugutekommt wie "kurvigem" Fahrspaß auf der Landstraße.

Die Rücksitzlehne ist neigungsverstellbar und im Verhältnis 40:20:40 teilbar.

Die Rücksitzlehne ist neigungsverstellbar und im Verhältnis 40:20:40 teilbar. © Hersteller

Es gebricht dem 5er touring nicht an Assistenzsystemen, allerdings sind nur City-Bremsfunktion und Aufmerksamkeitsassistent ab Werk vorgesehen. Der Rest muss extra bezahlt werden, wobei das Innovationspaket mit 2950 Euro zwar eine happige Investition ist, aber zumindest den Bedarf an Head-Up-Display, adaptivem Kurvenlicht, Fernlichtassistent, multifunktionalem Instrumentendisplay und "Driving Assistant" mit Verkehrszeichenerkennung und Überholverbotsanzeige abdeckt. Der "Driving Assistant Plus" (2800 Euro) addiert dem unter anderem teilautonomes Fahren bis 210 km/h, Stauassistent für den Stop&Go-Verkehr, Spurhalteassistent, Querverkehrs- und Kreuzungswarner, Ausweichhilfe und adaptiven Tempomat hinzu.

Premium hat seinen Preis

Wer sich außerdem noch Feinheiten wie Vier-Zonen-Klimaautomatik, hochwertiges Navi/Infotainment mit Gestensteuerung, Display-Schlüssel, Rückfahrkamera oder ferngesteuertes Parken gönnen möchte, sollte über ein großzügiges Auto-Budget verfügen. Premium ist teuer. Kreativ, was Zubehör betrifft, war BMW beim 5er touring indes schon immer: Als besonders familienfreundliches Detail gab es für die allererste Generation sogar einen Babyflaschenwärmer zu ordern.

Ulla Ellmer

BMW 5er touring in Kürze:

Wann er kommt: Verkaufsstart am 20. Mai

Wen er ins Visier nimmt: Mittelklasse-Kombis der Premiumkategorie wie das T-Modell der Mercedes E-Klasse, Audi A6 Avant oder den künftigen Jaguar XF Sportbrake

Was ihn antreibt: Vier- und Sechszylinder-Benziner und Diesel. Benziner mit 252 und 340 PS, Diesel mit 190 und 265 PS

Was er kostet: Ab 47.700 Euro

Was noch folgt: 540d touring und M 550d touring

Was gut gefällt: Viel Platz, sehr gute Motoren, Premium-Ambiente

Was nicht gefällt: Hoher Preis

 

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