Autohersteller: Zur Kasse, bitte!

14.1.2018, 10:40 Uhr
Autohersteller: Zur Kasse, bitte!

© Hersteller

Wenn sie an die nächste Dekade denken, wird manchen Automanagern mulmig zumute. Ab 2021 darf die Neuwagenflotte in der EU durchschnittlich nurmehr 95 g/km CO2 ausstoßen. Für die einzelnen Hersteller gelten unterschiedliche Grenzwerte, die sich u. a. nach dem Gewicht der Fahrzeuge errechnen und bekanntermaßen die Anbieter großer und schwerer SUVs und Limousinen schonen. Fest steht aber: Nur bis 2023 gewähren einige Übergangslösungen noch eine Gnadenfrist. Danach wird es ernst. Und teuer: Pro Fahrzeug und Gramm zu viel droht die EU mit einer Strafzahlung in Höhe von 95 Euro.

Für die meisten Hersteller würde das nach heutigem Stand der Dinge bedeuten, dass sie richtig tief in die Tasche greifen müssen. Nach einer Prognose des Beratungsunternehmens PA Consulting, die der Fachzeitschrift Automobilwoche vorliegt, wäre Daimler wegen eines CO2-Überschusses von rund 1,4 g/km mit 200 Millionen Euro dabei. Hyundai/Kia (2,4 g/km) müsste 290 Millionen zahlen, PSA mit Opel (2,4 g/km) 570 Millionen, VW (2,8 g/km) 1,2 Milliarden, BMW (3,7 g/km 500 Millionen und Ford (4,0 g/km) 455 Millionen. Am härtesten träfen die Strafzahlungen FCA (Fiat Chrysler), die Italo-Amerikaner werden sich gemäß Prognose in 2021 satte 10,1 g/km zu viel an CO2 leisten und mit 1,3 Milliarden Euro zur Kasse gebeten.

Volvo mit guten Aussichten

Die besten Aussichten hat dagegen Volvo. Die Schweden unterschreiten ihr Flottenziel um 13,4 g/km und werden daher nicht sanktioniert. Gleiches gilt für Toyota (minus 11,0 g/km), Renault-Nissan (minus 4,6 g/km) und Jaguar Land Rover (minus 1,1 Prozent). Hier spielen entweder niedrige Verbrauchswerte oder der erwähnte, wegen eines hohen Durchschnittsgewichts gewährte Bonus eine Rolle.

Autohersteller: Zur Kasse, bitte!

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Speziell PSA hat an den verhältnismäßig verbrauchsintensiven Motoren der neuen Tochter Opel zu tragen. Das sorgt bei Konzernchef Carlos Tavares für umso mehr Unmut, als man gerade erst alle PSA-Diesel mit SCR-Kat auf schadstoffarm in Sachen NOx getrimmt hat. Überhaupt der Diesel: Praktisch alle Hersteller sind sich einig, dass sich die Flottenziele ohne den sparsamen und deshalb CO2-reduzierten Selbstzünder nicht erreichen lassen. Auch bedingt durch die aktuelle Kaufzurückhaltung in Sachen „D“ ist der CO2-Ausstoß in Deutschland wieder im Anstieg, im November lag er bei durchschnittlich 127,8 g/km, ein Plus von 1,1 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat 2016.

Retter in der Not

Beim Verbrennungsmotor halten viele Fachleute die Möglichkeiten zur CO2-Reduktion für weitgehend ausgeschöpft. Hoffnungen setzt die Branche in sparsame Hybride mit 48-V-Bordnetz, synthetische e-Fuels, vor allem aber in die Elektromobilität. Mit grünem Gewissen hat es also wenig zu tun, wenn die Hersteller fieberhaft am Ausbau ihrer Elektroflotte arbeiten. Denn nach 2021 muss der Sinkflug in Sachen CO2 noch weitergehen: Bis 2030 sollen die Emissionen etappenweise um weitere 30 Prozent heruntergefahren werden.

ule

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