Fruchtig und unwiderstehlich

Was ist hundert Jahre alt und hat einen Schuss?

Denken Sie nicht Richtung Kärwa-Ballerbude, sondern Richtung „Draußen nur Kännchen“, dann müsste der Groschen fallen und Sie sind bei der Antwort gelandet: Schwarzwälder Kirschtorte.

Es gibt, Stichwort Groschen, wohl kaum eine altmodischere Attacke auf die Gesundheit: Schoko-Biskuit in Mittelgebirgsmengen, Sahne wie eine Seenlandschaft, Kirschen und Schnaps. Gut, die Kirschen lassen wir gerade noch durchgehen. Das Kirschwasser hingegen ist in so einem Tortenstück, das das Sahnetortenlobby-Organ Brigitte für „fruchtig und unwiderstehlich“ hält, die finale Kanonenkugel. Gleichwohl hat erst in diesem Sommer ein Fürther Hotel-Restaurant in der Südstadt das gute alte Kirschwasser auf die Digestif-Karte genommen, und zwar mit dem sinnigen Facebook-Vermerk „Vom ADAC empfohlen“. In der Tat, diesem ADAC würde man selbst das noch zutrauen.

Während jedoch Kirschwasser überall jenseits des Schwarzwaldes unbeanstandet eingeworfen werden darf, sind die Schwarzwälder höchst stur in Sachen Schwarzwälder Kirschtorte; die schmecke nur im Schwarzwald spitze, behaupten sie. Eine unzertrennliche Paarung wie Effenberg und Paderborn, Fürth und Kärwa, Sigmar Gabriel und ZDF-Interviewtanten. Was Gott zusammengefügt hat, soll der ADAC nicht trennen.