Fürther Kärwa ohne "Kripplfichtn"

22.9.2015, 19:25 Uhr
Fürther Kärwa ohne

© Hans-Joachim Winckler

Allmächd, gab das ein Aufgeschau: Jahrzehntelang stand vor dem Theater, wo die Kirchweih eröffnet wird, ein strammer Holzmast, geschmückt mit den Zeichen der Handwerksinnungen, mit bunten Figuren und mit Bildern des historischen Fürth. Doch Ende September 2014 ragte an dieser Stelle nur ein schnöder Nadelbaum in die Höhe.

Prompt tobte ein weißgrüner Sturm der Entrüstung durch das Internet. Was die „Kripplfichtn“ dort zu suchen habe, lautete noch eine der harmloseren Formulierungen.

Die Stadtverwaltung erklärte zerknirscht, dass der alte Holzmast Risse habe und deshalb die Standsicherheit nicht mehr gegeben sei. Zudem verlangte ein Statiker, dass ab sofort ein Metallmast her müsse, denn: Wenn der Wind sich in den Schildern und Figuren fängt, würden enorme Kräfte wirken.

Um einen passenden Mast aus Stahl aufzutreiben, reichte die Zeit allerdings nicht mehr. Das städtische Marktamt borgte sich kurzerhand den Atzenhofer Kärwabaum. Der war noch relativ frisch, die Vorort-Kärwa war ja erst ein paar Tage her. Allerdings musste der Stolz Atzenhofs aus Transport- und Sicherheitsgründen von 24 auf 13 Meter gestutzt werden.

Atzenhofer Filmkünste

Die meisten Fürther nahmen das Malheur mit Humor. Angesichts der Schmähungen ihres Kirchweihsymbols drehten die Atzenhofer sogar augenzwinkernd ein oscarreifes Video, „um ihre Ehre wiederherzustellen“: Im Internet konnte jeder sehen, wie „Dars Wäider“ mit zwei „Schdormdrubers“ in die Innenstadt fährt und ein Schild an die Fichte nagelt: „Wer unsere Fichte nicht ehrt, ist die Kärwa nicht wert – Grüße aus Atzenhof“, stand darauf geschrieben.

Dieses Jahr kann „Dars Wäider“ in Atzenhof bleiben, alles hat wieder seine Ordnung. Eine Firma aus dem Landkreis hatte ein Jahr lang Zeit, einen passenden Mast anzufertigen. Seit Dienstag steht er, 13 Meter hoch und geschmückt mit den traditionellen Schildern und Bildchen, an seinem angestammten Platz.

Dass die Fürther, was ihren Kirchweihbaum betrifft, in naher Zukunft noch einmal auf die Hilfe einer Vorort-Kirchweih angewiesen sein werden, scheint ausgeschlossen. Der pulverbeschichtete Metallmast wird als äußerst langlebig gepriesen. „Der hält die nächsten hundert Jahre“, heißt’s aus dem Marktamt.

Keine Kommentare