Gefährlicher Leichtsinn: In Latschen geklettert
9.12.2007, 00:00 UhrOft ist es Leichtsinn oder Selbstüberschätzung, häufig kommen noch schlechte oder gar keine Ausrüstung dazu, dass sich Menschen in der Fränkischen oder Hersbrucker Schweiz selbst in Gefahr bringen. «Wir haben schon einen Wanderer mit Badeschlappen aus der Wand am Höhenglückssteig geholt«, beschreibt Alexander de Ponte die gefährliche Unbekümmertheit mancher Freizeitsportler auf der Hersbrucker Alb.
Der Leiter der Nürnberger Bergwacht und der Arzt Heino Lichte müssen auch verwundert feststellen, dass Kinder manchmal nur unzulänglich mit einem Seil um den Bauch gesichert werden, während ihre Eltern mehr schlecht denn recht ausgerüstet einen Klettersteig gehen.
Boom beim Klettern
Es gibt seit Jahren einen Boom beim Klettern, Wandern ist (wieder) stark im Kommen. Die Folgen spüren auch die Bergwachtler. «Wir sind immer häufiger gefordert«, sagt de Ponte. Denn auch Laien wagen sich auf Routen, die ohne Kenntnisse von Material und Topographie schnell im Notruf enden können.
Nürnberg liegt zwischen zwei prominenten Klettergebieten, die (meist gut vorbereitete) Bergfexe aus ganz Europa anziehen. Aber es gehen eben auch zunehmend unerfahrene Wanderer oder Kletterer ins Gelände. Da kommt es immer wieder vor, dass die Helfer im Sommer auf Wanderer treffen, die zu wenig getrunken haben und Flüssigkeit brauchen, mit Sandalen im unwegsamen Gelände nicht mehr weiterkommen oder sich verletzen. «Die Baumwurzel ist der Feind des Wanderers«, weiß Mediziner Lichte, «vor allem, wenn sie feucht ist«. Er hat oft mit Brüchen und Stauchungen zu tun.
Die Bergwacht Nürnberg im Bayerischen Roten Kreuz ist für das gesamte Hirschbachtal zuständig, sommers wie winters. Das Einsatzgebiet erstreckt sich von Nürnberg bis Amberg, von Spies bis Feucht. Zu den Aufgaben gehört der Bergrettungs- und Sanitätsdienst, die Suche nach Vermissten, die Bergung von Toten, der Einsatz bei Unglücksfällen und Katastrophen sowie der Natur-, Landschafts- und Umweltschutz.
Etwa 15 Einsätze pro Jahr
In der langen Sommersaison auf dem Dienstposten im Frankenjura kommt es im Jahr etwa zu 15 Einsätzen mit schwereren Verletzungen, ebenso in der kürzeren Wintersaison am Skilift von Osternohe. «Einmal im Jahr müssen wir einen Toten bergen«, bedauert de Ponte, der auf rund 25 ehrenamtliche Aktive setzen kann. «Wir hatten 2005 auch schon einmal einen tödlichen Absturz im Windloch bei Hirschbach«, sagt de Ponte.
Alle Retter haben die zweijährige Ausbildung durchlaufen, wie sie Bergwacht-Mitarbeiten in ganz Bayern mit Prüfung abschließen müssen. Danach gibt es Weiterbildungen, an der Hubschrauber-Winde, bei der Vermisstensuche oder der Höhlenrettung.
Nachwuchs gesucht
Der Bergwacht-Leiter wirbt für die sehr gute (kostenlose) Ausbildung und sucht noch Nachwuchs. Interessenten können bereits ab 16 Jahren jederzeit eintreten und den Lehrgang durchlaufen. Voraussetzung ist lediglich gute körperliche Konstitution. Kletter- und/oder Skikenntnisse sind nicht notwendig, alles nötige Wissen wird im Mittelgebirge oder auch in den höheren Alpen vermittelt.