Ice Tigers/Höchstadt: Eine «Ehe« nur auf Zeit?
20.6.2008, 00:00 UhrOb dies in naher oder später Zukunft Konsequenzen für den DEL-Klub haben wird, muss sich zeigen. DEL-Ligenleiter Gernot Tripcke hat den neuen Kooperationsvertrag, der Voraussetzung für die Lizenzierung ist, soweit zur Kenntnis genommen, weitere Schritte von Seiten der DEL wird es aber zunächst nicht geben. «Es ist Aufgabe des DEB und der Landesverbände, den Vereinen auf den Zahn zu fühlen. Wenn Kriterien nicht erfüllt werden, werden sie uns unterrichten. Ist dies der Fall, können die Konsequenzen bis zum Lizenzentzug führen«, erklärte Tripcke auf Anfrage der NZ. Dass sich die Ice Tigers und der bisherige Stammverein EHC 80 Nürnberg nicht einigen konnten, findet Tripcke zwar «unschön, doch es steht mir nicht zu, hier zu richten«.
"Eine Farce"
Mehr in die Offensive gingen dafür am Donnerstag die EHC-Verantwortlichen, die sich zuvor schon in einem Schreiben an die DEL bzw. deren Ligenleiter gewandt hatten. Dass für die Ice Tigers bei der Kooperationsvereinbarung mit Höchstadt keinerlei Kosten entstehen, bezeichnen sie «als eine bloße Farce. Es würde uns wundern, wenn die DEL eine derartige Verweigerung jeglicher Nachwuchsförderung Vorschub leisten würde. Mit dem nunmehr offiziell bekanntgegebenen Nachwuchskonzept lässt sich das bei ehrlicher Betrachtungsweise nicht in Einklang bringen.«
Dieses Nachwuchskonzept sieht vor, dass jeder Stammverein mindestens mit fünf Mannschaften am Spielbetrieb des DEB teilnimmt. Dies ist dem Höchstadter EC überhaupt nur dank einer Spielgemeinschaft mit dem EV Pegnitz möglich. Ab der Saison 2010/2011 muss mindestens eine Mannschaft, ab der Saison 2012/2013 sogar mindestens zwei Mannschaften für Knaben A, Schülerbundesliga oder DNL (Deutsche Nachwuchsliga) qualifiziert sein. Dazu muss jeder Stammverein ab dieser Saison mindestens sechs Honorartrainer nachweisen. Alles Vorgaben, die der Höchstadter EC nur schwerlich wird erfüllen können, wenn überhaupt. Sehr wohl dagegen der EHC 80 Nürnberg.
Dessen Vorstand Jan Marcordes versuchte am Donnerstag noch einmal darzulegen, dass die finanziellen Forderungen seines Vereins an die Ice Tigers keineswegs überzogen waren. «Die Vorgaben der DEL im Nachwuchskonzept kann man nicht mit 15.000 Euro erfüllen. Das langt hinten und vorne nicht. Das muss jedem klar sein, dass das nicht funktioniert«, sprach Marcordes. Für ihn sei es eigentlich eine Selbstverständlichkeit, dass die Profiklubs das notwendige Geld für den Nachwuchs zur Verfügung stellen. Mit den jahrelang vereinbarten und auch bezahlten 51.000 Euro (in der zurückliegenden Saison waren es nur noch 15.000 Euro) lagen die Ice Tigers in der DEL ohnehin schon an der untersten Grenze. Ansonsten sind Summen im (zum Teil auch hohen) sechsstelligen Bereich an der Tagesordnung.
Die Kosten für Trainer und Spielbetrieb des EHC-Nachwuchses belaufen sich auf rund 200.000 Euro. Deshalb sehen die EHC-Bosse auch die geforderten 80.000 Euro netto für einen neuen Kooperationsvertrag nicht als «unverschämt« (Marcordes) an, zumal der dritte EHC-Vorsitzende Harald Röckelein den Ice Tigers bei Zustandekommen des Kooperationsvertrages eine Sponsorensumme von 40.000 Euro gezahlt hätte. Demnach die Ice Tigers nur noch 40.000 Euro hätten aufbringen müssen.
Jene 40.000 Euro, die für Bandenwerbung in der Arena Nürnberger Versicherung geplant waren, gehen nun in die Kasse des EHC 80, der ansonsten zuversichtlich ist, das noch vorhandene Deckungsloch von 40000 Euro auch ohne Tigers-Hilfe stopfen zu können. Auch ist eine Fortsetzung der bisherigen Nachwuchsarbeit nicht gefährdet. «Wir wollen den Spielbetrieb wie gewohnt forcieren«, verspricht Sportwart Thomas Müller, einst mit seinem Bruder Martin ein Aushängeschild der SGN und des Nachfolgevereins EHC 80.
Martin Jiranek das nächste «Streitobjekt«
Nach dem «Streit« um einen neuen Kooperationsvertrag ist nun Martin Jiranek zwischen die Stühle der beiden Vereine geraten. «Wir werden Martin auffordern, seine Tätigkeiten bei den Ice Tigers ab sofort einzustellen«, ließ Thomas Müller am Donnerstag unmissverständlich wissen. Dass der künftige Co-Trainer der Ice Tigers trotz noch laufenden Vertrages beim EHC 80 seit geraumer Zeit schon für den DEL-Klub aktiv ist (u.a. weilte der Ex-Profi für zwei Wochen zur Spielerbeobachtung in Übersee), will man nicht länger dulden.
Müller: «Das ist unerlaubte Arbeit für Dritte. Schließlich wird Jiranek noch von uns bezahlt.« Und zwar bis Ende Juli, nachdem man sich inzwischen auf einen Auflösungsvertrag zum 31.Juli geeinigt hat. Ursprünglich stand Jiranek sogar bis zum Jahresende auf der EHC-Gehaltsliste.
Der Wechsel des 38-jährigen Deutsch-Kanadiers zurück ins Tigers-Lager hat ohnehin für böses Blut gesorgt, denn von den Ice Tigers sei nie jemand an den EHC 80 herangetreten. Müller: «Dass Martin Co-Trainer wird, haben wir aus der Zeitung erfahren.« Wobei man Jiranek von EHC-Seite keine Vorwürfe macht: «Wir wollen ihm keinen Stein in den Weg legen. Deshalb haben wir auch dem Auflösungsvertrag zugestimmt.«
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