Matthias Egersdörfer redet sich wieder in Rage

29.1.2017, 16:30 Uhr
Matthias Egersdörfer redet sich wieder in Rage

© Foto: Markus Kohler

Seit er unlängst auf die Geschichten aus Tausendundeiner Nacht gestoßen ist, ist Matthias Egersdörfer nicht mehr derselbe. Seither läuft der Fürther nur noch im Kaftan und mit Turban herum, hat sich einen langen Bart wachsen lassen und ist wie besessen von dem antiken orientalischen Erzählgut. Vor allem gefällt dem alten Stinkstiefel, dass die Frauen in den Geschichten alle wie Supermodels aussehen und immer nur das eine wollen.

Als willige Helfershelfer für seinen neuen Fetisch hat der Egers eine Dorfkapelle aus Westmittelfranken engagiert, die ihm aufs Handzeichen hin Musik liefert, die satt und glücklich macht. Doch die jungen Burschen vom Land sind ausgemachte Ignoranten: Nicht einen einzigen Blick haben sie in die Bücher geworfen, die ihnen der Herr Egersdörfer zur Vorbereitung überlassen hat – was unseren Helden von jetzt auf gleich zum Ayatollah Choleri mutieren lässt. Keine
Frage: Ein schwerer Fall von Über-Identifikation.

Als Märchenonkel wie auch als Kommentator macht Matthias Egersdörfer in dem neuen Programm eine gute Figur. Dieser ständige Wechsel zwischen den Erzählebenen erweist sich als cleverer dramaturgischer Kniff (Buch und Regie: Claudia Schulz): Der Egers interpretiert und übersetzt die uralten Geschichten – nur um festzustellen, dass sie nichts, aber auch garnix mit seiner eigenen kleinen fränkischen Welt zu tun haben. Und das macht ihn ein ums andere Mal rasend.

Auf den billigen Plätzen (also im Zuschauerraum) muss man indes dranbleiben, um den verschachtelten Erzählungen folgen zu können, also der Geschichte in der Geschichte in der Geschichte. Die Kapelle spielt sich in einen Rausch, während der Sultan philosophiert, sich im Schleiertanz übt, ein Ballett von Geschlechtsteilen über die Bühne jagt, seinen Klarinettisten einer öffentlichen Trauma-Therapie unterzieht oder wie gehabt das Publikum beschimpft.

„Die Rückkehr des Buckligen“ ist ordinär und sexistisch, laut, grob und derb. Doch hinter dieser Fassade geht es an diesem langen Abend tatsächlich um Geschichten – und die wissen Matthias Egersdörfer und Gankino Circus mit Verve zu erzählen.

Weitere Termine: Am 3. Februar in der Kulturfabrik Roth, am 8. Februar im E-Werk Erlangen und am 11. Februar in den Ansbacher Kammerspielen.

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