Theater spielen und zusammenwachsen

29.6.2018, 20:02 Uhr
Theater spielen und zusammenwachsen

© Foto: Wolfgang Keller/PR

Einfach mal Theater machen. Einen Text gibt es nicht, vorerst. Der muss noch geschrieben werden. Trotzdem trafen sich seit Beginn des Schuljahres die Mitglieder von "Kommun!cation", wie sich der älteste Jugendclub am Kindertheater Pfütze nennt. Er ist nur einer von mehreren in unterschiedlichen Altersstufen an diesem Haus, und einer von vielen in der ganzen Stadt. Theater spielen unter professionellen Bedingungen, das kann man auch am Staatstheater, am Theater Mummpitz oder am Gostner Hoftheater. Und die Gruppen erweisen sich als völlig unkomplizierte Schmelztiegel der Kulturen. Theater muss nicht heißen, dass man perfekt Deutsch kann. Der Spaß an der Verwandlung und das Team stehen im Vordergrund.

Am Wochenende steht in der "Pfütze" die Aufführung an, aber aufgeregt scheint hier niemand zu sein. Hauptprobe, die Presse ist da, dazu ein Fotograf – alles cool. Geht es hier vor allem ums Theaterspielen oder eher darum, Freunde zu treffen? "Eindeutig B", sagt Ramtin cool und wirft sein langes, silbernes Kunsthaar über die Schulter. Ein "schwuler Astronaut" wollte er sein, Lippenstift und Silbersneakers inbegriffen.

Ein Fantasy-Märchen

"Diesmal haben wir am Anfang einfach jedem freigestellt, welche Figur er schon immer mal spielen wollte", erzählt Johanna Steinhauser. Die Schauspielerin leitet zusammen mit Theaterpädagogin und Regisseurin Silke Würzberger die Gruppe. Also trägt Fiona grüne Katzenohren, Achmad eine Pelzmütze zur Ganzkörper-Strumpfhose und Lenya eine orange Perücke. Die 12 Mitglieder sind längst eine eingeschworene Truppe, die auch Privates miteinander teilt. "Der Tod eines Kursmitglieds hat uns alle nochmal mehr zusammengeschweißt", sagt Würzberger.

Auch dass einige der Schauspieler erst seit kurzem in Deutschland leben, ist kein Hindernis. Auf der Bühne wird auch mal ein Text auf Arabisch gesprochen, Akzente gibt es viele, Lenya und Elena haben ihre toll gesungenen eigenen Lieder sowieso auf Englisch geschrieben.

Auch im Stück mit dem Titel "Gen Osten" macht diese Vielfalt das Salz in der Suppe. Eine Fragestunde am Anfang der Saison ergab eindeutig: Ein Fantasy-Märchen will die junge Truppe auf die Bühne stellen. Jeder durfte wild drauflos fantasieren, in eigenen Schreib-Einheiten wurden Texte selbst verfasst, die die Kursleiterinnen nur mit wenigen Klammern zu einem Ganzen zusammenfügten.

Das funktioniert auf der Bühne erstaunlich gut. Ein bisschen Sommernachtstraum, ein bisschen "Jäger des verlorenen Schatzes", viel Choreographie und Kletterkünste auf den Stahlträgern, die hier mal Wald, mal Schiff sind. In einer erfrischenden Mischung aus Unbekümmertheit, Bühnenroutine und Talent zeigen die Jugendlichen, wie viel Spaß Theater machen kann.

Vorstellungen 30. Juni, 19 Uhr, 1. Juli 15 und 19 Uhr,

www.theater-pfuetze.de

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