NBC-Trainer Derrick Taylor im Portrait
23.2.2010, 00:00 UhrDerrick Taylor ist keiner von ihnen. Der US-Amerikaner, Trainer des Nürnberger BC, bleibt auch in hitzigen Situationen ruhig: «Ich bin kein Schreihals. Ich halte nichts davon, Leute zu erniedrigen oder in den Hintern zu treten. Ich behandle die Menschen so, wie ich selbst gern behandelt werden möchte. Diesem Aspekt meiner Persönlichkeit bleibe ich immer treu.» So hat er nicht nur die Herzen der Fans auf seinen zahlreichen Stationen als Spieler und Trainer gewonnen, sondern auch die der Bewohner von Eckersdorf nahe Bayreuth, wo er mit seiner deutschen Frau Marion und den Kindern David (14) und Mona (6) lebt. «Der Franke an sich ist schon ein bisschen anders», lacht Taylor, «Am Anfang sind die Leute etwas reserviert, aber wenn man sich erst einmal kennt, hat man Freunde fürs Leben gefunden.»
In Taylors Fall ist das ein durchaus bewegtes Leben: Der 46-Jährige aus Louisiana (USA) spielte als Aktiver in acht verschiedenen Ländern, machte dabei exotische Stopps in Südamerika und auf den Philippinen. «Ich hatte Glück, hatte eine lange Karriere», weiß Taylor, der erst mit 41 die Schuhe an den berüchtigten Nagel hängte. Den Anfang seiner Profi-Karriere erlebte er im Unterhaus der NBA, der CBA. Gleich zwei Anläufe unternahm er, um den Sprung in die beste Liga der Welt zu schaffen – vergeblich. «Als es nach zwei Jahren im All-Star-Team immer noch nicht geklappt hat, musste ich einsehen, dass es wohl nichts wird. Ich wollte spielen, und habe mich für Europa entschieden. Meine Mutter hat fast einen Herzinfarkt bekommen, als ich davon erzählt habe», erinnert sich Taylor.
Doch auf die Unterstützung seiner Familie konnte sich der 49-Jährige immer verlassen. Jedes Jahr verbringt Taylor mit Frau und Kindern den Sommer in Louisiana: «Dann gehe ich am liebsten Fischen, um mich zu entspannen. Die meiste Zeit verbringen wir allerdings damit, meine unzähligen Verwandten zu besuchen und möglichst viel zu essen. Schließlich gibt es in den Südstaaten das beste Essen.» Waren die Taylors früher noch drei Monate in Derricks Heimat, reicht es in den letzten Jahren höchstens zu zwei Wochen Urlaub. Zum einen erfordert dies der Trainer-Posten in Nürnberg, zum anderen ist Sohn David auf dem besten Weg, in Vaters Fußtapfen zu treten: «Er hat das Zeug dazu», kann Derrick Taylor seinen Stolz auf den U 16-Nationalspieler kaum verbergen. Vielleicht läuft der Sohnemann bald sogar mit dem NBC-Trikot auf. «Wer weiß», lächelt der Papa.
David war es auch, der Taylor wieder nach Deutschland brachte. Als sein Sohn eingeschult werden sollte, brach der Point Guard seine Zelte beim italienischen Erstligisten Pistoia ab: «Das war eine Familienentscheidung, die mir wirklich nicht einfach gefallen ist. In Italien hat es mir von all meinen Stationen am besten gefallen.»
Vom wilden Spieler zum verständnisvollen Trainer
Als Spieler war «Daddy Cool», wie er liebevoll genannt wurde, ein «ziemlich wilder Kerl». Als Trainer will er vor allem seine jungen Spieler fördern. «Meine Philosophie ist eigentlich ganz einfach. Ich glaube fest daran, dass Basketball mit Leidenschaft gespielt werden soll. Um Spaß zu haben, und natürlich, um zu gewinnen. Ich habe selbst erlebt, was ein Team erreichen kann, wenn alle zusammen halten. Faulheit und Egoismus auf dem Feld kann ich daher nicht leiden.»
Doch nicht nur auf dem Spielfeld sollen seine Spieler Fortschritte machen: «Als Mensch muss man sich auch um die Entwicklung seiner Persönlichkeit kümmern. Man wird verrückt, wenn man den ganzen Tag nur an Basketball denkt. Ich unterstütze meine Jungs, wenn sie zur Schule und Uni gehen oder versuchen, sich eine Karriere auch außerhalb der Sporthalle aufzubauen. Das ist ungemein wichtig.»
Derrick Taylor ist kein Mann der lauten Töne, und das spiegelt sich auch in seinen Vorbildern wieder. Isiah Thomas, Held der Meister-Mannschaft der Detroit Pistons der 80er Jahre. Und Ethan Martin. Dieser Martin, selbst eingefleischten Basketball-Fans eher kein Begriff, brachte Taylor noch zu College-Zeiten seine wohl bitterste Niederlage bei: «Ich bin noch nie so vorgeführt worden», erinnert sich Taylor dennoch lächelnd. Vergessen hat er es nie.
Gibt es ein Spiel, bei dem er gerne dabei gewesen wäre? «Die Olympischen Spiele, ganz klar. Es wäre etwas ganz Besonderes gewesen, bei einer Sache mitzuwirken, die größer ist, als man selbst.» Doch nicht an der Seite der Superstars. «Am liebsten 1984 in Los Angeles.» Lange bevor das legendäre «Dream Team» der US-Basketballer ins Leben gerufen wurde.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen