Verstörendes Konzept

Geheimplan gegen Deutschland: AfD und Rechte planen Zwangsumsiedlung von Millionen Deutschen

Saskia Muhs

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10.1.2024, 10:41 Uhr
Teil der rechten Runde war neben Vertretern der konservativen CDU/CSU-Basisbewegung Werteunion auch die rechte Hand der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel sowie einer weiteren AfD-Bundestagsabgeordneten. (Symbolbild). 

© Michael Kappeler, dpa Teil der rechten Runde war neben Vertretern der konservativen CDU/CSU-Basisbewegung Werteunion auch die rechte Hand der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel sowie einer weiteren AfD-Bundestagsabgeordneten. (Symbolbild). 

November 2023 im Landgasthaus Adlon bei Potsdam: Funktionäre von AfD, Werteunion (der konservativen Basisbewegung von CDU und CSU) sowie deutsche Unternehmer und Mittelständler sitzen an einem Tisch mit dem österreichischen Rechtsextremen Martin Sellner und anderen einschlägig bekannten Nazis und Gewaltstraftätern. Gemeinsam schmieden sie Pläne zur Vertreibung von Millionen von Menschen, darunter auch Deutsche, nach Nordafrika. Das berichtet das Non-Profit-Recherche-Kollektiv "Correctiv" und gibt verstörende Einblicke in ein Treffen, was aus Sicht der Beteiligten scheinbar lieber geheim geblieben wäre.

Zu den Gastgebern des Treffens soll beispielsweise Hans Christian Limmer gehören, der ehemalige Mitbesitzer der SB-Bäckerei-Kette "Backwerk" und Eigner des Burger-Franchise "Hans im Glück". Mitorganisiert wurde das Ganze vom sogenannten Mörig-Clan - der Familie eines pensionierten Zahnarztes aus Düsseldorf. Familienoberhaupt Gernot Mörig war einst Bundesführer des rechtsextremen Bundes Heimattreuer Jugend. Geladen waren unter anderem wohl ein deutscher IT-Unternehmer und Anhänger der Blut-und-Boden-Ideologie sowie der rechtsextreme Aktivist Martin Sellner aus Österreich. Letzterer wurde dem Bericht zufolge vorab als Redner und Präsentator angekündigt.

AfD-Funktionäre an der Seite von Rechtsradikalen

Vonseiten der AfD sollen der AfD-Fraktionsvorsitzende Sachsen-Anhalts, Ulrich Siegmund, der AfD-Bundestagsabgeordnete Gerrit Huy sowie der persönliche Referent von Parteichefin Alice Weidel Roland Hartwig vor Ort gewesen sein. Hinzu kommen demnach Gäste wie Silke Schröder, vom Verein Deutsche Sprache oder Simone Baum und Michaela Schneider von der Werteunion in Nordrhein-Westfalen.

Einladung und Kommunikation zwischen Veranstaltern und den Gästen des besagten Treffens am 25. November fand laut "Correctiv" ausschließlich über Briefe statt, damit nicht ans Licht kommt, welchen verstörenden Hintergrund die Zusammenkunft hat. Kopien dieser Briefe wurden den "Correctiv"-Journalisten zugespielt, woraufhin diese einen Reporter bei der Veranstaltung einschleusten.

Bereits in den Einladungen sei demnach von einem "exklusiven Netzwerk" die Rede. Für eine Teilnahme werde eine "Mindestspende" von 5000 Euro fällig, denn das Hauptziel der Runde, die sich selbst den unverfänglichen Namen "Düsseldorfer Forum" gibt, sei das Sammeln von Geld für die rechtsextremen Anliegen der braun-blauen Runde.

Bekannter Rechtsextremer aus Österreich präsentiert Konzept

Martin Sellner, das wohl bekannteste Gesicht der "Identitären Bewegung" (IB), stellte laut der Recherche ein Konzept vor, mit dem Millionen Menschen aus Deutschland nach Afrika abgeschoben werden sollen. Neben Geflüchteten auch deutsche Staatsbürger mit Migrationshintergrund oder Deutsche, die sich für Geflüchtete einsetzen. Sellner sagte demnach auf dem Treffen, man wolle "maßgeschneiderte Gesetze" erlassen, um einen "hohen Anpassungsdruck" auf Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu erzeugen, damit auch Menschen mit deutschem Pass das Land verlassen, die man ja anders nicht dazu bringen könne.

Abschiebungen von deutschen Staatsbürgern nach Nordafrika sind Ziel

Die Abschiebungen könnten in ein Gebiet in Nordafrika erfolgen, das Platz für zwei Millionen Menschen bieten. Als Remigration wird diese menschenverachtende Idee betitelt, die unter den Neuen Rechten längst keine Neuigkeit mehr ist: Auch der Thüringer AfD-Politiker Björn Höcke schwadronierte bereits über einen Begriff, der letztlich nichts anderes bedeutet, als die Deportation von Menschen, dessen Hautfarbe, Religion oder Weltanschauung nicht der, der strammrechten Runde entspricht.

Kritische Nachfragen kommen laut undercover Journalisten vor Ort innerhalb der Runde nicht auf – vielmehr gebe es unterstützende Anmerkungen: Die AfD-Bundestagsabgeordnete Huy sagte dem Bericht nach, sie verfolge das skizzierte Ziel schon länger und habe bei ihrem Parteieintritt selbst schon ein "Remigrationskonzept mitgebracht".

Höhenflug der AfD durch gute Umfragewerte?

Zu Gast ist auch der AfD-Fraktionsvorsitzende Ulrich Siegmund aus Sachsen-Anhalt. Er lässt auf Anfrage für ein Statement von "Correctiv" über einen Anwalt verlauten, dass er lediglich als "Privatperson" und nicht als Funktionär seiner Partei anwesend war. Dennoch sammelte er auf dem geheimen Treffen offenbar fleißig Spenden und monierte dort vor allem die Vielzahl der ausländischen Restaurants in Deutschland, welche sich seiner Meinung nach ändern müsse. Sein erklärtes Ziel sei es, dass "Sachsen-Anhalt für diese Klientel möglichst unattraktiv werde, was sich bei der kommenden Wahl einfach realisieren lasse.

So absurd Ziel und Aussagen des Treffens auch erscheinen mögen – angesichts Umfragewerten von weit über 30 Prozent in Teilen Ostdeutschlands und der 2024 anstehenden Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, wo die AfD als verfassungsrechtlich gesichert rechtsextrem gilt, ein mehr besorgniserregendes Ereignis. Ein Treffen, das mehr als 80 Jahre nach und nur wenige Kilometer entfernt von Austragungsort der Wannseekonferenz stattfand, bei der die Nazis 1942 die Massenvernichtung von Millionen von Menschen planten.