Hunderte Verletzte nach schweren Explosionen in Tianjin

13.8.2015, 07:16 Uhr
Mehrere schwere Explosionen erschütterten die chinesische Millionenstadt Tianjin.

© AFP Mehrere schwere Explosionen erschütterten die chinesische Millionenstadt Tianjin.

Die Explosionen vom Mittwochabend waren demnach kilometerweit zu spüren und lösten einen Großbrand in der Großstadt nahe Peking aus. Ein Augenzeuge schilderte einen etwa hundert Meter großen Feuerball. Der staatliche Fernsehsender CCTV teilte am Donnerstag im Kurznachrichtendienst Twitter mit, es gebe 17 Todesopfer und mehr als 400 Verletzte. Staatschef Xi Jinping habe alle Kräfte für die Rettung der Opfer und das Löschen des Feuers mobilisiert.

Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua bestätigte die Angaben und führte aus, es gebe 32 lebensgefährlich Verletzte. Das Parteiorgan „People's Daily“ schrieb im Kurznachrichtendienst Weibo, ein Großbrand, der durch die Explosionen ausgelöst worden sei, habe einige Menschen eingeschlossen. Zehn Einsatzteams der Feuerwehr und 35 Löschfahrzeuge seien zur Bekämpfung des Feuers im Einsatz, berichtete Xinhua. Demnach wurden zwei Feuerwehrleute vermisst. Wie „People's Daily“ berichtete, war am späten Mittwochabend in einem Lagerhaus in Tianjin ein Container mit Sprengstoff in die Luft geflogen. Xinhua schrieb, die beiden gewaltigen Explosionen hätten sich gegen 23.30 Uhr Ortszeit (18.30 Uhr MESZ) in einem Lagerhaus für Gefahrgut ereignet.

Die genaue Ursache war zunächst unklar. Rund um den Explosionsort gab es viele Baustellen für Wohn- und Bürohäuser. Die behelfsmäßigen Unterkünfte der Bauarbeiter wurden durch die Explosionen weggepustet. Die Druckwelle der Explosionen in der Millionenstadt war laut Xinhua kilometerweit zu spüren. Die chinesische Erdbebenwarte erklärte, die erste Explosion habe die Kraft von drei Tonnen TNT gehabt, während die zweite Explosion der Detonation von 21 Tonnen des Sprengstoffs entsprochen habe. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete, dass noch drei Kilometer vom Explosionsort entfernt zersprungene Fensterscheiben zu sehen waren.

"Der Feuerball war riesig"

Auch Stunden nach den Explosionen stiegen dichte Rauchsäulen über dem Unglücksort auf. „Ich hörte eine erste Explosion und alle liefen hinaus, dann gab es eine Reihe weiterer Explosionen, Fensterscheiben zersprangen und eine Menge Leute, die drinnen waren, wurden verletzt und rannten blutend hinaus“, sagte der 27-jährige Anwohner Huang Shiting AFP. „Der Feuerball war riesig, vielleicht sogar hundert Meter groß“, berichtete er.

Laut „Bejing News“ suchten allein in einem Krankenhaus von Tianjin zwischen 300 und 400 Verletzte Hilfe. Der Mitarbeiter einer anderen medizinischen Einrichtung sagte demnach, es seien zu viele Patienten, um sie zu zählen. Der 50-jährige Zhang Hongjie der mit bandagiertem Kopf im TEDA-Krankenhaus in der Nähe des Explosionsort saß, sagte: „Die Explosion war schrecklich und ich bin fast bewusstlos geworden.“ Tianjin liegt rund 140 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Peking. Eine Schnellbahnstrecke verbindet die beiden Städte in nur 30 Minuten.

Mit knapp 15 Millionen Einwohnern ist Tianjin eine der größten Städte des Landes. Sie ist ein wichtiges Industrie- und Handelszentrum und zählt mit Peking, Shanghai und Chongqing zu den vier Städten Chinas, die den Status einer Provinz genießen. In China gibt es immer wieder Explosionen in Industrieanlagen: Erst im Juli kamen 15 Menschen ums Leben, während mehr als ein Dutzend weitere verletzt wurden, als in der nördlichen Provinz Hebei ein illegales Lagerhaus für Feuerwerkskörper in die Luft flog. Vor einem Jahr starben zudem mehr als 70 Menschen bei einer Explosion in einer Autoteilefabrik in Kunshan bei Shanghai. Grund für die Unglücke sind oft mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen und laxe Kontrollen durch die Behörden.

 

 

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