Gesundheit

Wasservergiftung: Kann zu viel Wasser trinken gefährlich sein?

Simone Madre

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24.7.2024, 07:03 Uhr
Zwei bis drei Liter pro Tag reichen meist aus - trinkt man deutlich mehr, kann das gefährlich sein.

© congerdesign, Pixabay, LizenzCC Zwei bis drei Liter pro Tag reichen meist aus - trinkt man deutlich mehr, kann das gefährlich sein.

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Wie wohl jeder Mensch weiß, ist viel Wasser trinken gesund. Ratgeber, Experten und Co. empfehlen, unbedingt auf die tägliche Flüssigkeitszufuhr zu achten. Denn ein Großteil der Menschen kommt nicht auf die empfohlene Wassermenge.

Allerdings ist auch das Gegenteil möglich. Mediziner warnen vor einer zu hohen Flüssigkeitszufuhr. Eine Wasservergiftung kann sogar ernsthafte Schäden verursachen. Wann zu viel Wasser gefährlich wird, woran man eine Wasservergiftung erkennt und wer besonders gefährdet ist, erfahren Sie hier.

Eine Hyperhydratation beziehungsweise eine Wasservergiftung entsteht durch eine zu hohe Flüssigkeitszufuhr. Wenn der Mensch in einem kurzen Zeitraum mehrere Liter Wasser zu sich nimmt, verdünnt sich das Blut. Infolgedessen nimmt die Salzkonzentration des Körpers dramatisch ab. Daraus resultieren gesundheitliche Gefahren, die bis hin zum Tod führen können.

Doch bei welcher Menge wird das Wasser trinken eigentlich gefährlich? Experten sagen: Zwei bis maximal drei Liter Wasser über einen Tag (16 Stunden) verteilt reichen im Normalfall aus, um den Körper und das Gehirn leistungsfähig zu halten. Wer mehr als fünf Liter in einem kurzen Zeitraum konsumiert, bringt seinen Salzhaushalt durcheinander und erhöht die Gefahr einer Wasservergiftung.

Symptome einer Wasservergiftung sind unter anderem:

  • Kopfschmerzen und Schwindel
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Krampfanfälle, Atemnot und Herzrhythmusstörungen
  • Hirndruck
  • Wenig oder gar kein Harndrang trotz der hohen Flüssigkeitszufuhr
  • In schweren Fällen kann eine Wasservergiftung bis hin zu komatösen Zuständen führen und sogar tödlich enden.

Betroffene mit einer Wasservergiftung sollten sich umgehend in medizinische Behandlung begeben. Denn bei Durchfall und Erbrechen muss der Wasser- und Elektrolytverlust gegebenenfalls mit ärztlicher Hilfe kompensiert werden. Zudem sollte der Betroffene beziehungsweise die Betroffene vorübergehend beobachtet werden. Die Ärzte verschreiben den Patienten Medikamente.

Menschen, die viel trinken, sollten somit auf eine ausreichende Mineralstoffzufuhr achten. Dazu eignen sich beispielsweise ergänzend Calcium- oder Magnesiumtabletten. Wichtig ist zugleich eine regelmäßige und über den Tag verteilte Wasserzufuhr. Denn der menschliche Körper ist nicht darauf ausgelegt, "auf Vorrat" zu trinken. Eine regelmäßige Flüssigkeitsaufnahme ist daher wichtig, um den Körper und das Gehirn optimal mit Nährstoffen sowie Flüssigkeit zu versorgen.

Um den Verlust an Salzen und Mineralstoffen vorzubeugen, greifen Leistungssportler auf hypertonische Getränke zurück. Bei Menschen, die nicht unbedingt Leistungssport betreiben, reichen meist auch Salzbrezel aus, um den Elektrolytverlust bei einer erhöhten Flüssigkeitszufuhr auszugleichen.

Woran erkennt man eine Wasservergiftung bei Säuglingen?

In den ersten sechs Monaten sind Säuglinge besonders gefährdet, eine Wasservergiftung zu erleiden. Die Nieren sind noch nicht ausgereift und eine erhöhte Wasserzufuhr können die kleinen Organe kaum kompensieren. Die Ausscheidungsorgane der Säuglinge sind schlichtweg großen Wassermengen noch nicht gewachsen.

Wenn ein Kind unter einer Wasservergiftung leidet, wirkt es lethargisch und aufgedunsen. Zudem fühlt sich die Haut der Säuglinge kälter an. Wird die Störung des Wasser- und Elektrolythaushalts nicht rechtzeitig erkannt, können die Kinder bewusstlos werden oder stark krampfen. Weitere Folgen sind - wie auch bei Erwachsenen – die Bildung von Ödemen, das Anschwellen des Gehirns sowie Wasseransammlungen in der Lunge.

Kinderärzte warnen daher, Säuglingen in den ersten Monaten reines Wasser zu verabreichen. Auch bei hohen Temperaturen im Sommer sollte man dies nicht tun. Die normalen Mahlzeiten, bestehend aus Muttermilch oder Flaschenkost, reichen aus, um den Flüssigkeitshaushalt der Säuglinge aufrechtzuerhalten.

Nach den ersten sechs Monaten verringert sich die Gefahr einer Wasservergiftung bei Kindern. Im Lebensalter zwischen sechs und zwölf Monaten ist die Nierenfunktion weit genug ausgebildet, sodass der Flüssigkeitshaushalt ausbalanciert werden kann. Zudem nehmen Kinder in diesem Alter bereits gesalzene Nahrung zu sich.

Sind sich Eltern unsicher, sollten sie mit einem Kinderarzt sprechen, ob sie ihrem Baby zusätzlich ungesüßten Tee geben können. Hilfreich können auch die Dokumentation in einem Buch oder einer App über die aufgenommene Flüssigkeit des Säuglings sein. Dann lässt sich dauerhaft kontrollieren, ob die Kinder genug Flüssigkeit haben. Schließlich steht für Eltern das Wohl ihrer Liebsten über allem.

In den Körperzellen und den Zwischenräumen befinden sich Wasser, Mineralstoffe und Salze. Alle genannten Nährstoffe benötigen Zellen für ihre Funktion. Die Nährstoffe werden auch als Elektrolyte bezeichnet. Vor allem Kalium und Natrium sind dabei für die Funktionsfähigkeit des menschlichen Organismus sehr wichtig.

Wenn in wenigen Stunden zu viel Wasser in den Körper gelangt, strömt das Wasser in das Gewebe. Dies bringt den Salzhaushalt des Körpers durcheinander, die Salzkonzentration in den Zellen und im Blut sinkt. Der Körper beginnt mit einem sogenannten Notfallprogramm, welches verhindern soll, dass er Urin verliert, damit dem Körper nicht noch mehr Salz verloren geht.

Im schlimmsten Fall kann sich Wasser im Hirngewebe ansammeln und Druck auf das Gehirn ausüben. Dies führt zu einer kritischen Situation für die Betroffenen. Wenn das Gehirn unter Druck gerät, können auch Herzrhythmusstörungen entstehen und die Nieren stellen ihre Funktion ein. Für das Hirngewebe ist die Wasserüberschwemmung besonders gefährlich, da der Schädel keinen Platz zum Ausdehnen bietet.

Daher klagen Betroffene häufig über Kopfschmerzen und Schwindel bei einer Wasservergiftung. Zudem kann der Hirndruck zu einem Lungenödem führen. Dies bedeutet, dass sich die Lungenbläschen mit Wasser füllen, woraufhin es zu Atemnot bei den Betroffenen kommt. Im Extremfall fallen Betroffene ins Koma oder versterben an der Wasservergiftung.

Neben Säuglingen sind weitere Personengruppen besonders gefährdet. Menschen, die Extrem- oder Leistungssport betreiben, trinken erfahrungsgemäß viel Wasser. Dies ist richtig und wichtig. Doch der Schuss geht nach hinten los, wenn die Flüssigkeitsaufnahme das verträgliche Pensum übersteigt.

Deshalb sollten Leistungssportler auf hypertonische Getränke zurückgreifen und Flüssigkeit in angemessenem Umfang trinken. Sportmediziner warnen insbesondere vor Wasservergiftungen bei Ausdauersportlern. Vor allem unerfahrene Läufer trinken häufig mehr als ihr Körper eigentlich benötigt oder sogar verträgt.

Menschen, die abnehmen wollen und eine Diät machen, sind ebenfalls gefährdet. Bei einer Gewichts- und Kalorienreduzierung trinken die Menschen häufig mehr. Dies reduziert den Hunger, ohne Kalorien aufzunehmen. Allerdings steigt dadurch das Risiko einer Wasservergiftung.

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