Studie läuft 85 Jahren

Gibt es Jobs, die Menschen unglücklich machen?

Elias Thiel

E-Mail zur Autorenseite

Alexandra Amanatidou

SEO-Redakteurin

E-Mail zur Autorenseite

25.9.2023, 05:50 Uhr
Welche Jobs machen Menschen unglücklich?

© IMAGO/Zoonar.com/Yuri Arcurs peopleimages.com Welche Jobs machen Menschen unglücklich?

Rund ein Drittel ihrer gesamten Lebenszeit verbringen Menschen am Arbeitsplatz. Nach dem Schlafen nimmt die Arbeit die meiste Zeit des menschlichen Lebens in Anspruch. Somit ist Arbeitszeit eben auch Lebenszeit. Kein Wunder, dass sich der Job auch auf das Wohlbefinden und Glück auswirkt. Aber welche Jobs oder Arbeitsbedingungen machen Menschen unglücklich? Und welche Berufe führen dazu, dass Menschen tendenziell glücklicher sind? Hierzu gibt es eine Studie von Harvard-Wissenschaftlern.

Harvard-Studie untersucht die unglücklichsten Jobs seit 85 Jahren

Seit 1938 sammeln Harvard-Forscher Gesundheitsdaten von über 700 Teilnehmern aus der ganzen Welt und stellen ihnen alle zwei Jahre detaillierte Fragen zu ihrem Leben. Dabei haben die Daten gezeigt, dass einige Job-Eigenschaften stärker mit Unzufriedenheit und Burnout verbunden sind als bestimmte Berufsgruppen.

Laut der Studie bringen die Jobs mit geringer menschlicher Interaktion und ohne bedeutsame Beziehungen zu Kollegen die unzufriedensten Mitarbeiter hervor.

Menschen haben ein grundlegendes soziales Bedürfnis, das in allen Bereichen des Lebens erfüllt werden sollte. Zudem sind Menschen, die sich zu anderen Menschen verbunden fühlen, zufriedener mit ihrer Arbeit und arbeiten somit auch besser.

Welche Jobs sind besonders betroffen?

Besonders betroffen sind Jobs, die Nachtschichten erfordern, wie Lkw-Fahrer und Nachtwächter. Da haben die Mitarbeiter oftmals gar keinen Kontakt zu Kollegen und Kolleginnen und sind die meiste Zeit allein unterwegs.

Dazu gibt es Akkordarbeit, in der die Mitarbeiter in derselben Schicht nicht einmal unbedingt die Namen der anderen kennen. Dort ist Unzufriedenheit ebenfalls weit verbreitet.

Einsamkeit betrifft nicht nur diejenigen in tendenziell einsamen Jobs. Selbst Menschen mit belebten, sozialen Jobs können sich isoliert fühlen, sobald sie keine positiven, bedeutsamen Interaktionen mit anderen Menschen haben. Beispiele dafür sind Kundenbetreuungs-Jobs oder Arbeit im Call-Center.

Zufriedenheit am Arbeitsplatz steigern

Das Gefühl der Entfremdung am Arbeitsplatz erhöht nicht nur die Unzufriedenheit, sondern kann auch gesundheitliche Folgen haben. Studien haben gezeigt, dass Einsamkeit im Alter das Todesrisiko genauso stark erhöhen kann wie Fettleibigkeit, körperliche Inaktivität und Rauchen.

Soziale Verbindungen am Arbeitsplatz können dazu beitragen, Gefühle der Einsamkeit und Unzufriedenheit zu reduzieren. Dafür genügt es mitunter schon, dass sich Mitarbeiter fünf Minuten lang mit einem freundlichen Kollegen unterhalten oder Menschen mit ähnlichen Interessen finden.

Das Maximieren der beruflichen Zufriedenheit hängt auch von den Erwartungen ab, die der Vorgesetzte hat. Wer die Möglichkeit hat, im Team zu arbeiten, baut schneller positive Beziehungen zu anderen Kollegen auf. Wenn man allerdings die meiste Zeit allein arbeitet oder mit anderen konkurriert, wird es problematisch.

Wenn Mitarbeiter im Büro miteinander reden oder lachen, gehen zahlreiche Vorgesetzte davon aus, dass sie nicht arbeiten und demnach auch ihre Produktivität leidet. Dabei ist tatsächlich genau das Gegenteil der Fall: Menschen, die "Frollegen" haben, sind der Studie nach produktiver und engagierter.