Mehr als ein Einrichtungsstil

Minimalismus für die Einrichtung

Elias Thiel

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12.4.2024, 08:03 Uhr
Klare Formen ohne Schnickschnack: So funktioniert Minimalismus in der Einrichtung.

© IMAGO / Zoonar Klare Formen ohne Schnickschnack: So funktioniert Minimalismus in der Einrichtung.

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Weniger ist mehr – so lautet das Motto bei einem minimalistischen Lebensstil. Konkret geht es darum, den eigenen Konsum zu hinterfragen. "Brauche ich das wirklich?" ist dabei die zentrale Überlegung. Vielmehr geht es darum, bewusst zu konsumieren und Raum für wichtige Dinge zu schaffen. Denn Erlebnisse und Gefühle kann man mit Geld nicht kaufen.

Bei einer Minimalismus-Wohnung geht es also darum, auf unnötige Gegenstände zu verzichten und sich auf das Wichtige zu konzentrieren. Infolgedessen soll das eigene Leben dadurch als unbelasteter und stressfreier wahrgenommen werden. Aber wie kann man minimalistisch leben? Welche Tipps und Methoden gibt es und wie kann man dies umsetzen?

Minimalismus ist ein Lebensstil und nicht nur ein Trend, der aus den USA kommt. Minimalistisch zu wohnen, bedeutet, die Einrichtung auf das Nötigste zu reduzieren und Platz für das Wesentliche zu schaffen. Der bewusste Konsum und Besitz sollen zu einem erfüllteren und aufgeräumten Leben führen.

Auch bekannt als "Einfaches Leben" oder Downshifting, ist Minimalismus das Gegenteil von Materialismus. Materielle Gegenstände werden als eine Belastung und nicht als Bereicherung wahrgenommen.

Dabei geht es nicht nur darum, möglichst wenig Besitz zu haben, sondern vielmehr darum, sich ausschließlich mit Gegenständen zu umgeben, die man bewusst ausgewählt hat. Das ist jedoch keine einfache Aufgabe, wenn man bedenkt, dass der durchschnittliche Mensch in Westeuropa etwa 10.000 Objekte besitzt, wie das Statistische Bundesamt berichtet.

Einige Minimalisten setzen sich das Ziel, nicht mehr als 100 Gegenstände zu besitzen. Im Vergleich dazu besaßen deutsche Haushalte vor 100 Jahren schon durchschnittlich 180 Dinge.

Minimalisten streben danach, nur die Dinge zu besitzen, die ihnen wirklich wichtig sind und einen Mehrwert in ihrem Leben schaffen. Sie versuchen, sich von Ballast zu befreien.

Minimalisten bevorzugen oftmals eine einfache und unkomplizierte Lebensweise. Dazu gehört eben auch, sich von überflüssigen Ablenkungen zu befreien, wie unter anderem auch von dem übermäßigen Konsum von Social-Media.

Ein minimalistischer Lebensstil spiegelt sich in der Gestaltung des Wohnraums, der Kleidung, der Ernährung und anderer Lebensbereiche wider.

Infolgedessen kaufen minimalistische Menschen nicht impulsiv ein, sondern entscheiden sich bewusst für Dinge, die ihren Bedürfnissen entsprechen und einen langfristigen Wert haben. Statt sich auf den Erwerb von materiellen Gütern zu konzentrieren, legen Minimalisten oftmals mehr Wert auf persönliche Entwicklung, wertvolle Beziehungen und erlebnisreiche Aktivitäten.

Ein minimalistischer Lebensstil kann oftmals mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit und einem geringeren Ressourcenverbrauch einhergehen. Durch die Reduzierung von Ballast können Minimalisten Klarheit und Fokus in ihr Leben bringen.

Minimalismus bietet zahlreiche Vorteile, wie zum Beispiel:

  • Kostenersparnis durch bewussteren Konsum
  • Finanzielle Freiheit für die Verwirklichung von Träumen und Unternehmungen
  • Beitrag zum Umweltschutz durch Reduzierung von Abfall und Ressourcenverbrauch
  • Langfristige Zeitersparnis durch schnellere Ordnung in der Wohnung
  • Befreiendes Gefühl durch das Loslassen von emotionalem Ballast
  • Stress abbauen
  • Fokus auf wesentliche Kleidungsstücke und Gegenstände, die Freude bereiten

Neben den Vorteilen gibt es allerdings auch einige Nachteile, die ebenfalls berücksichtigt werden sollten:

  • Hoher Aufwand am Anfang
  • Die Wohnung könnte leer, unpersönlich und ungemütlich wirken
  • Einige Dinge müssen trotzdem ab und zu neu gekauft werden
  • Gefahr der Zwanghaftigkeit

Minimalismus wird auch als Luxus bezeichnet. Denn nicht alle Menschen können es sich leisten, auf Dinge zu verzichten oder Gegenstände wegzugeben. Zudem ist der Minimalismus ein Luxus, den sich frühere Generationen nicht leisten konnten. Der Minimalismus ist ein zeitgemäßer Lebensstil, der besonders gut zu aktuellen gesellschaftlichen Strömungen passt.

Sowohl die junge Generation Z als auch die etwas älteren Millennials zeigen ein verstärktes Interesse an minimalistischen Lebensentwürfen, die nicht nur ästhetisch, sondern auch durch nachhaltiges Denken geprägt sind. Dieser Trend wird als bewusste Entscheidung wahrgenommen, die das Streben nach einem einfacheren, erfüllteren Leben ohne übermäßigen Konsum reflektiert.

Um die Wohnung minimalistisch einzurichten, gibt es im Folgenden die besten Minimalismus-Tipps.

Im ersten Schritt sollte die Wohnung aufgeräumt und entrümpelt werden. Dafür trennt man sich von jeglichen Dingen, die in Regalen, Schränken oder Schubladen verstaut sind und nicht mehr genutzt werden. Zum Glück gibt es für die konkrete Aussortierung einige Minimalismus-Methoden – denn meist fällt es schwer, sich von einigen Dingen zu trennen.

  • KonMari-Methode
    Die KonMari-Methode ist bekannt durch das Buch "Magic Cleaning" von Marie Kondo und vereinfacht das Aufräumen durch klare Prinzipien. Zuerst trennt man sich von allem, was kaputt, unvollständig, ungeliebt oder nicht mehr relevant ist. Kondo betont, dass viele Menschen mit sogenannten "Irgendwie-brauche-ich-das-noch-Dingen" leben. Stattdessen sollte man nur das behalten, was wirklich Glück und Freude bereitet. Die Methode legt eine bestimmte Reihenfolge fest, beginnend mit dem Aufräumen des Kleiderschranks, gefolgt von Büchern, Schriftstücken, Kleinkram und schließlich Erinnerungsstücken. Dabei ist es entscheidend, jedes Objekt in die Hand zu nehmen und bewusst zu entscheiden, ob es behalten oder losgelassen werden soll.
    Tipp: Die aussortierten Dinge (solange sie noch funktionsfähig sind) kann man wunderbar spenden oder verschenken und damit anderen Menschen eine Freude bereiten.
  • 80-20-Regel
    Im Durchschnitt benutzt man lediglich 20 Prozent der Sachen in 80 Prozent seiner Zeit. Daher sollten alle Gegenstände aussortiert werden, die man nicht regelmäßig verwendet.
  • 20-20-Regel
    Billige Gegenstände sollten ebenfalls aussortiert werden, um sich von unnötigem Kleinkram zu befreien. Dafür gibt es die 20-20-Regel: Alle Gegenstände, die man in 20 Minuten und mit weniger als 20 Euro ersetzen kann, kommen weg.
  • Ein-Jahres-Regel
    Was macht man mit Dingen, die man mehr als ein Jahr nicht benutzt hat? Richtig, weg damit!
  • Eat the Frog first
    Für viele Menschen ist es eine Herausforderung, sich von persönlich bedeutungsvollen Dingen zu trennen. Um diese Hürde zu überwinden, empfiehlt die Methode "Eat the Frog first". Mit der Methode verabschiedet man sich bewusst von mindestens einem geliebten Besitztum. Dafür wählt man eins seiner liebsten Besitztümer aus, auf das man in Zukunft verzichten kann. Statt es einfach wegzuwerfen, kann man dieses natürlich verschenken oder verkaufen.
  • Korb-Methode
    Alternativ kann man die Korb-Methode anwenden, indem man einen Wäschekorb, eine große Kiste oder einen vergleichbaren Behälter nimmt. Dann geht man durch die Wohnung und durchsucht seine Sachen, ähnlich wie beim Durchstöbern von Kleidungsstücken beim Einkaufen – nur, dass man eben aussortiert. Allerdings wählt man nur Gegenstände aus, die einem nicht wirklich gefallen oder die man als überflüssig in der Wohnung betrachtet, und legt sie in den besagten Korb. Sobald der Korb voll ist, hat man das Tagesziel erreicht. Wiederholt man diesen Prozess über eine ganze Woche, wird bereits einiges an Überflüssigem aus der Wohnung entfernt – der angestrebte Minimalismus rückt immer näher.
  • Karton-Methode
    Für Fortgeschrittene eignet sich die Karton-Methode. Anstelle von Körben nimmt man allerdings Umzugskartons. Dafür werden alle persönlichen Besitztümer in Umzugskartons gepackt. Idealerweise bereits gut sortiert, damit man die Dinge leicht wiederfindet.
    Die Kartons bleiben in der Wohnung stehen. In den kommenden Tagen greift man nur auf die Sachen in den Kartons zurück. Alles, was in dieser Zeit benötigt wird, darf wieder an seinen Platz ins Regal oder in den Schrank. Alles andere wird aussortiert.

Nachdem man Überflüssiges aussortiert hat, liegt die wahre Herausforderung darin, minimalistisch zu bleiben. Ein entscheidender Schritt hierbei ist eine hohe Sichtbarkeit – sei es Kleidung, Lebensmittel oder Bücher. Daher sollten Gegenstände nicht in versteckten Ecken gelagert werden. Bevor man etwas Neues kauft, sollte man die alten Sachen teilen, tauschen oder reparieren: Für jedes neue Teil muss ein Altes weichen. So bleibt die Gesamtanzahl der Besitztümer konstant.

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