Als Komparse beim Dreh zu "Resistance": Ein Tag mit Schweighöfer

Lisa Susu Hahn

Redaktion Digitale Projekte

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31.10.2018, 15:32 Uhr

Wie bist Du zu der Rolle gekommen?

Als der Frankentatort in Nürnberg gedreht wurde, habe ich mich bei einer Agentur für Komparsen angemeldet. Da kommt immer mal wieder etwas, allerdings meistens nur Trash für irgendwelche Privatsender. Nun kam für diesen Film aber eine ganz konkrete Anfrage mit zwei Szenen. "Resistance" ist schon eine fette internationale Produktion und die Szenen klangen interessant, deshalb habe ich Interesse angemeldet. Daraufhin musste ich zwei aktuelle Handyfotos hinschicken. Dann sagen sie Dir, zu welchen Zeiten Du zur Verfügung stehen sollst. Zum einen für ein Fitting. Da wird man schon mal vorfrisiert und probiert die Kleidung an. Zum anderen für den Drehtag, da muss man sich den ganzen Tag Zeit nehmen.

Wann ging Dein Drehtag los und wie?

Um 7 Uhr morgens sollte ich in einem Haus neben der Sebaldus-Kirche anmelden, wo die Garderobe und die Maske für die Komparsen untergebracht waren. Die Klamotten vom Fitting hingen schon vorbereitet da und die Produktionsassistenten haben mir beim Anziehen geholfen. Frisiert wird man auch gleich. Dann hieß es Warten mit zirka 40 anderen Komparsen, es gab aber Kaffee und Wlan und bisschen was zu essen. Ich musste nichts unterschreiben, es hieß allerdings, dass in der Szene mit Matthias Schweighöfer absolutes Handyverbot gilt. Irgendwann sagt jemand, dass es gleich losgeht und man sich bereithalten soll.

Welche Rollen hast du gespielt und in welchen Szenen?

In der ersten kürzeren Szene war ich nur ein einfacher Kirchgänger in der Sebaldus-Kirche, in der zweiten ein Nazi in einem Schwulen-Club mit Prügelei und allem Drum und Dran. Das wurde mit den gleichen Komparsen im Heilig-Geist-Spital gedreht, da war auch der Matthias Schweighöfer als SS-Mann Klaus Barbie dabei.


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Auch Jesse Eisenberg hat mal kurz vorbeigeschaut. Ich hatte einen einfachen Anzug aus den 30er Jahren an. Der war mir viel zu groß, weshalb immer eine Produktionsassistentin in der Nähe war, die mir die Hose hochgezogen hat (lacht). Außerdem wurden mir die Haare geschnitten und mein Vollbart abrasiert.

Was hattest Du in den Szenen zu tun?

Also in der Szene in der Kirche musste ich einfach nur in der Bank sitzen. Im Heilig-Geist-Spital sollte es so aussehen, als ob wir feiern und trinken. Wir haben ein deutsches Lied aus den 30ern gegrölt. Wir hatten einen Drink in der Hand und ein paar von uns eine Kippe im Mund. Kurz vor dem Dreh erklären die Assistenten die wichtigsten Begriffe und dann ist es so wie man es sich vorstellt: Die Klappe fällt, jemand ruft "Action" oder "Cut".

Wie wirkt Matthias Schweighöfer hinter den Kulissen?

Der ist total normal, ein cooler, entspannter, sympathischer Typ. Kleiner als ich dachte. Er spielt ja einen sadistischen SS-Mann und bekommt in der Szene einen cholerischen Anfall. Das hat er total professionell gemacht. Er ist sehr fokussiert. Ich bin gespannt, wie das dann auf der Leinwand wirkt.

Wie beeindruckend ist so ein Filmset?

Als ich in die Sebaldus-Kirche kam, hab' ich erstmal große Augen bekommen. Dekoriert war zwar nicht viel außer dem Altar, ein bisschen Nebel gab es noch, vorne standen ein Priester und ein Kinderchor. Aber an diesem Set waren 70 Mann Personal dabei. Überall standen große Kameras, teils auf Schienen, da wusste man gar nicht, wo vorne und hinten ist. Außerdem gab es ein Zelt, in dem der Regisseur saß und ganz viel Beleuchtung. Alle von der Crew waren per Funk miteinander verbunden, jeder konnte hören, was der Regisseur sagt, auch die Leute, die draußen standen.

Als Komparse ist es wichtig, dass man seinen zugewiesenen Platz einnimmt und auch da bleibt – Eigeninitiative würden den blanken Horror für die Produktionsassistenten bedeuten. Die zweite Szene hat von mittags bis abends gedauert, weil sie immer wieder wiederholt und aus verschiedenen Perspektiven gefilmt wurde. Wenn es heißt "Cut", kommen auf einmal von überall her ganz viele Leute und bringen das Filmset wieder in den Anfangszustand. Jedes Glas muss wieder genau wie vorher stehen und wenn sich Deine Haare verändert haben, steht sofort jemand und sprüht Dich mit Haarspray an.

Weil Zeitdruck herrscht und viel zu tun ist, ist der Ton zwischen den Leuten am Set natürlich schon manchmal etwas rau, aber im Großen und Ganzen läuft alles sehr professionell ab. Beeindruckend ist auch, wie international die Produktion war. Italien, Tschechien, Deutschland - es waren viele Nationalitäten vertreten. Und wie viel Logistik dahintersteckt.

Wie viel bekommt man dafür und würdest Du es wieder machen?

Finanziell lohnt es sich nicht. Ein paar Komparsen kamen aus München, die legen dann eher noch drauf. Wenn es nur die Hälfte der Zeit gedauert hätte, würde ich sagen "hammermäßig", das könnte ich alle paar Wochen machen. Vor allem, wenn es sich um so eine ernste beeindruckende Szene wie im Heilig-Geist-Spital handelt. Das war schon cool, das mal zu erleben. Aber nach ein paar Stunden reicht es dann auch. Ich werde mir den Film auf jeden Fall im Kino anschauen, auch wenn ich keine Ahnung habe, ob ich überhaupt zu sehen sein werde.

Unser Gesprächspartner wollte aus privaten Gründen anonym bleiben.

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