Sexueller Mißbrauch: Kirche trennt sich von Musiklehrer

19.1.2011, 15:55 Uhr
Sexueller Mißbrauch: Kirche trennt sich von Musiklehrer

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Ein wegen Missbrauchsvorwürfen vom Schuldienst suspendierter Musiklehrer darf in evangelischen Gemeinden in Bayern nicht mehr als Kirchenmusiker arbeiten. Diese Entscheidung des Landeskirchenrats teilte die Landeskirche am Mittwoch in München mit. Eine mittlerweile erwachsene Frau wirft dem Mann laut Medienberichten vor, sie Anfang der 1990er Jahre als Schülerin in Ansbach sexuell missbraucht zu haben. 

Als sie Anzeige erstattete, waren die Vorfälle aus strafrechtlicher Sicht bereits verjährt. Das bayerische Kultusministerium suspendierte ihn jedoch, 2006 leitete das Verwaltungsgericht Ansbach ein disziplinarrechtliches Verfahren gegen den Lehrer ein. Im Dezember bestätigte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof die Entscheidung, den Mann nicht mehr an einer staatlichen Schule arbeiten zu lassen. Obwohl er keinen Schulunterricht mehr erteilen durfte, war der Mann noch als Kirchenmusiker aktiv. 

Im evangelischen Dekanat Ansbach wurde er zwar nicht mehr eingesetzt, half aber noch in anderen Gemeinden aus. In Feuchtwangen wollte er zum Reformationstag 2010 ein von ihm komponiertes Rock-Oratorium aufführen lassen. Als die Vorwürfe gegen den Musiker erneut hochkochten, ließ die Leitung des Kirchenkreises Ansbach-Würzburg die Aufführung des Oratoriums absagen.

Der Ex-Lehrer dürfe „weder haupt- noch nebenamtlich“ als Organist, Chorleiter oder Posaunenchorleiter arbeiten, beschloss der Landeskirchenrat nun. Außerdem rate man „dringend davon ab“, ihm kirchliche Räume für Auftritte oder für Musikunterricht zur Verfügung zu stellen. Landesbischof Johannes Friedrich sagte: „Wer wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern oder Jugendlichen schuldig wurde, darf nicht mehr an verantwortlicher Stelle in der Gemeindearbeit tätig sein.“

Der Musiklehrer war auch in katholischen Pfarreien aktiv. In zwei Gemeinden im Landkreis Ansbach habe er ehrenamtlich im Bereich Kirchenmusik gearbeitet. Nachdem die Diözese die Vorwürfe gegen den Mann überprüft hatte, habe man deutlich gemacht, dass er „bei uns keinen Dienst mehr ausüben kann“. Ein Sprecher betonte: „Er wird in der Diözese Eichstätt keine kirchlichen Aufgaben mehr übernehmen.“