Bamberg: Neue Pläne für das MUNA-Gelände

3.4.2019, 15:47 Uhr
Was passiert mit dem MUNA-Gelände im Bamberger Hauptsmoorwald nach dem Bürgerentscheid? Zur Ideenfindung sollen Anfang Mai alle Beteiligten zusammenkommen.

© Bürgerinitiative Hauptsmoorwald Was passiert mit dem MUNA-Gelände im Bamberger Hauptsmoorwald nach dem Bürgerentscheid? Zur Ideenfindung sollen Anfang Mai alle Beteiligten zusammenkommen.

Seit dem 18. November des vergangenen Jahres steht fest: Es wird keinen Gewerbepark auf dem ehemals militärisch genutzten MUNA-Gelände im Bamberger Osten und inmitten des Hauptsmoorwaldes geben. Ein mehr als deutlich gewonnener Bürgerentscheid durchkreuzte die städtischen Pläne und beendete das Planungsverfahren des Gewerbeparks Geisfelder Straße.

Für Björn Scharf und die Mitglieder der Bürgerinitiative "Für den Hauptsmoorwald", welche den Entscheid auf den Weg brachte, ein deutliches Zeichen: "Die Bambergerinnen und Bamberger haben sich mit überwältigender Mehrheit für den Erhalt von Wald- und Naturflächen auf der MUNA und gegen ein Industrie- und Gewerbegebiet ausgesprochen. Damit wurde aus unserer Sicht ein deutliches Signal an die Bamberger Politik gesendet, zukünftig bei Fragen der Stadtentwicklung für mehr Umwelt-, Klima-, Natur- und Gesundheitsschutz einzutreten!".

Kauf der MUNA?

Also alles zurück auf Anfang: Die Frage, was mit dem leerstehenden, rund 155 Quadratmeter großen Gelände passieren soll, steht nun wieder in der Diskussion. An dieser sollen städtische wie bürgerliche Seite nun gleichermaßen beteiligt werden, der umstrittene Bürgerentscheid hatte deutlich gemacht, welche Konsequenzen eine nicht ausreichende Informationspolitik und die fehlende Einbeziehung der Bürger haben kann.

Bevor Pläne aber überhaupt konkretisiert werden können, muss zunächst geklärt werden, ob und zu welchen Konditionen die Stadt Bamberg die brachliegende Fläche im Bamberger Südosten ohne bereits bestehende Zweckerklärung von der aktuellen Eigentümerin, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) erwerben kann.

Hierzu gab es schon Gespräche zwischen Oberbürgermeister Andreas Starke und der BImA, konkrete Ergebnisse gibt es allerdings noch nicht – "Der nächste Gesprächstermin ist für den 16. April angesetzt", verrät die Pressesprecherin der Stadt Bamberg Ulrike Siebenhaar. Dann wird der BImA-Vorsitzende Paul Johannes Fietz nach Bamberg kommen, um die Situation vor Ort zu besprechen.

Wohnraum auf der MUNA

Gewerbeflächen wird es keine geben auf der MUNA, doch jahrelanger Stillstand in der Diskussion rund um die Zukunft der Fläche ist auch niemandes Ziel. Vorschläge auf die Frage "Was, wenn keine Gewerbeflächen?" gibt es bereits, besonders von der SPD-Stadtratsfraktion: Für sie wäre die Umsetzung eines Wohnungsbau-Projektes auf etwa 20  Quadratmeter Fläche und damit vor allem die Wiederbelebung des sozialen Wohnungsbaus eine optimale Lösung. Zusätzlich könne außerdem eine Pflege- und Senioreneinrichtung mit spezieller Ausrichtung auf Demenzkranke sowie ein Wildpark mit Streichelzoo geschaffen werden – letzterer könne das Bamberger Freizeitangebot attraktiv ergänzen.

Im November 2018 stoppte ein Bürgerentscheid die Pläne, einen Gewerbepark im Hauptsmoorwald zu errichten. Nun müssen neue Ideen gefunden werden, inwieweit das Gelände zukünftig entwickelt und genutzt werden kann.

Im November 2018 stoppte ein Bürgerentscheid die Pläne, einen Gewerbepark im Hauptsmoorwald zu errichten. Nun müssen neue Ideen gefunden werden, inwieweit das Gelände zukünftig entwickelt und genutzt werden kann. © Katja Kiesel

"Eine der größten aktuellen Herausforderungen in Bamberg ist das Schaffen von bezahlbarem Wohnraum, vor allem für junge Familien oder Studenten. Auf der MUNA gibt es bereits versiegelte Flächen, welche sich hierfür eignen", so SPD-Fraktionsvorsitzender Klaus Stieringer. Nicht vergessen dürfe man außerdem die Tatsache, dass das Gelände der Stadt Bamberg noch nicht gehört. "Oberste Priorität hat nun der Erwerb der Fläche. In die Karten spielt uns dabei die neue Verbilligungsrichtlinie, die es ermöglicht, Bundesflächen deutlich kostengünstiger zu erwerben, wenn dort Sozialwohnungen errichtet werden."

Für Stieringer ist die Entwicklung von Wohnraum auf der MUNA deswegen eine historische Chance: "Wir wollen hier nicht in Aktionismus verfallen, aber es macht Sinn, sich jetzt zügig mit diesen Fragen zu beschäftigen. Wir sehen ganz klar den Bürger-Auftrag, kein Gewerbe auf der MUNA anzusiedeln und stehen hinter der Ausweitung der schützenswerten Waldflächen – eine Null-Lösung für das Gelände, wenn uns in Bamberg ohnehin die Flächen fehlen, kann aber nicht erstrebenswert sein."

Naturschutz an oberster Stelle 

Die GAL hingegen präferiert ein dreistufiges Vorgehen, an dessen erster Stelle der Naturschutz steht. Zunächst soll das gesamte Gelände betrachtet werden und unter Einbezug von Experten entschieden werden, welche Gebiete geschützt werden sollen bzw. ob und welche Anteile es gibt, die zur Nutzung freigegeben werden könnten. Ebenfalls Priorität hat für die Grünen die Bürgerbeteiligung, welche in einem zweiten Schritt und in Form von moderierten Workshops unter fachlicher Leitung, Eingang in die Planungen für ein MUNA-Konzept 2030 finden soll.

Falls gebaut werden kann, wird im dritten Schritt  entschieden, in welcher Form eine Nutzung der Flächen möglich ist. "Wichtig ist", so Fraktionsvorsitzende der GAL Ursula Sowa, "eine sensible, rücksichtsvolle und nachhaltige Entwicklung des Gebietes, an dessen oberster Stelle außerdem die Altlastenbeseitigung auf der MUNA und der Naturschutz stehen – auch eine Null-Lösung ist deswegen zunächst denkbar".

Bezüglich des SPD-Vorschlags des Wohnungsbaues auf der MUNA sehen die Grünen die Fläche als ungeeignet an. "Viel besser wäre es hier, die Kasernenfläche mit den ehemaligen Warner Barracks weiter zu entwickeln, hier könnte ein ganz eigener Stadtteil entstehen, wenn sich die Bundespolizei, die sich aktuell dort ausbreitet, wieder ein bisschen konzentriert."

Anforderungen der BI an die weitere Planung 

Die Vorstellungen der GAL decken sich hier weitgehend mit dem Vorschlag, welche die Bürgerinitiative dem Oberbürgermeister "Für den Hauptsmoorwald" am Montag, den ersten April 2019, vorgelegt hat. Die Initiative zeigt sich hierin verwundert über die neuen Vorschläge zur Beplanung und Bebauung auf der MUNA.

Karin Einwag ist der Meinung, "das Ersetzen der monatelang als alternativlos bezeichneten Planungen für Gewerbe- und Industrieflächen durch Wohnbebauung oder Ähnlichem bestätigt ein gewisses Misstrauen in der Bevölkerung gegenüber den politisch Verantwortlichen. Nicht nur wir stellen uns die Frage, welche Schlüsse eigentlich aus dem Bürgerentscheid gezogen wurden, wenn nun Wald- und Naturflächen zwar nicht mehr für Gewerbe und Industrie geopfert, dafür aber unter Wohnbebauung begraben werden sollen."

Als essentiell stellt die Initiative drei Anforderungen an die weitere Planung: Die Ausweisung von Schutzgebieten und damit die Sicherung der großen Waldflächen auf der MUNA als Bannwald, ein Gesamtkonzept für eine nachhaltige Stadtentwicklung, das dem Wohl der Allgemeinheit dient, eine sozial gerechte Flächennutzung gewährleistet und dazu beiträgt, eine menschenwürdige Umwelt zu sichern und die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen sowie eine Reduzierung der Belastung und Verbesserung der Situation des Bamberger Ostens, was damit einen Ausbau der Armee- oder Geisfelderstraße als Entlastung für den Berliner Ring oder Erschließungsstraße ausschließt.

Angedacht ist nun ein runder Tisch, an den alle Beteiligten zu einem "Kick-off" zusammenkommen, um konkrete Ideen zur Zukunft des Geländes zu entwickeln. Ein solcher ist laut Oberbürgermeister Andreas Starke für Anfang Mai angedacht: "Das Sondierungsgespräch mit der Bürgerinitiative dient dazu alle miteinander ins Gespräch zu bringen. Alle Ideen die geäußert werden haben eine Berechtigung. Wir respektieren den Bürgerentscheid und werden davon nicht abrücken."

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