Bamberg: Porträts gegen Vergessen im Harmoniegarten

27.8.2015, 11:01 Uhr
Bildhauer und Restaurator Albert Ultsch arbeitet seit acht Jahren an diesem Projekt. Die drei Büsten werden wahrscheinlich aus Messing gegossen.

© Jule Dressler Bildhauer und Restaurator Albert Ultsch arbeitet seit acht Jahren an diesem Projekt. Die drei Büsten werden wahrscheinlich aus Messing gegossen.

Seit mehr als acht Jahren arbeitet der Bildhauer und Restaurator Albert Ultsch an den Porträts für ein Mahnmal im Harmoniegarten am Café Luitpold. Die drei Persönlichkeiten, die Ultsch als Plastiken hat entstehen lassen, stellen Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Hans Wölfel und Willy Aron dar. Alle drei haben auf unterschiedliche Weise gegen den Nationalsozialismus in Deutschland gekämpft und sind dabei ums Leben gekommen.

Mit dem Mahnmal im Harmoniegarten soll jedoch keine Heldenverehrung dargestellt werden, wie die Willy-Aron-Gesellschaft, die das Mahnmal initiiert hat, betont. Die drei Männer stehen stellvertretend für alle couragierten Bürger Bambergs im Nationalsozialismus. Das Eintreten für Gerechtigkeit und Menschlichkeit in einer so schrecklichen Zeit soll in Erinnerung gerufen werden, aber ebenso soll man mit kritischem Blick auf unsere heutige Gesellschaft schauen.

Ende November soll das Mahnmal nun endlich im Harmoniegarten, an der Ecke zum Café Luitpold, errichtet werden. Doch warum hat dieses wichtige Mahnmal so viele Jahre der Planung bedurft? Albert Ultsch war von Anfang an in das Projekt der Willy-Aron-Gesellschaft involviert. Zuerst musste entschieden werden, wieviele Menschen porträtiert werden sollten - Anfangs sei nur Stauffenberg angedacht gewesen.

Standort auf Uni-Gelände verworfen

"Auch die Standortfrage war eine schwierige", erzählt Ultsch. Man habe 2010 einen Standort im Garten der Universitätsgebäude der Innenstadt gefunden. Dieser Vorschlag sei aber wieder weggefallen. Die Gründe dafür waren, dass die Versorgungsleitungen unter dem Mahnmal schlecht gelegen seien und dass zu wenig Platz für Veranstaltungen der Uni, wie dem Unifest jedes Semester, sei. "Im Grunde gab es zu wenige Befürworter für diesen Standort", so Ultsch.

Man suchte weiter und erwog den Schönleinsplatz. Dieser sei allerdings zu romantisch für ein solches Mahnmal gewesen. "Der richtige Ort sollte Ruhe und Würde ausstrahlen, aber auch nicht menschenleer sein", erklärt Ultsch. Schließlich entschied man sich für einen Platz im Harmoniegarten.

Um die genauen Größen der Büsten auszuwählen, fertigte Ultsch viele verschiedene davon an. In seinem Atelier in Bamberg stehen eine Vielzahl von Entwürfen für die Köpfe von Aron, Stauffenberg und Wölfel. "Die Büsten sind nun überlebensgroß", so Ultsch, "dadurch verbessert sich die Wirkung mit der Parkanlage im Rücken". Wichtig sei auch, dass keine der Personen besonders hervorgehoben werde, sondern alle gleich groß, auf den gleichen Podesten und mit dem gleichen Cor-Ten-Stahl im Rücken dargestellt werden.

Nicht nur die Planung, sondern auch die Finanzierung war eine Hürde für die Willy-Aron-Gesellschaft. 150.000 Euro kostet das Mahnmal - finanziert durch Spenden. Darin enthalten ist die komplette Bebauung des Areals, wie der Untergrund, der zu pflanzende Baum und die Beleuchtung der Büsten sowie die Porträts an sich. Erst im Frühjahr 2015 war ein großer Teil der Finanzierung gesichert, doch noch immer benötigt die Willy-Aron-Gesellschaft Spendengelder.

Bald hat Ultsch die Büsten komplett fertig gestellt. Dann werden sie in Messing gegossen und auf Stelen im Halbkreis um einen Baum am Rand des Harmoniegartens aufgestellt. Im November soll das Widerstands-Mahnmal entfüllt werden.

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