Darum sind Rauchgasvergiftungen so gefährlich

3.3.2019, 10:49 Uhr
Darum sind Rauchgasvergiftungen so gefährlich

© News5/Schmelzer

Jährlich werden in Deutschland bis zu 8000 Menschen bei Bränden verletzt. Die Flammen und die enorme Hitzeentwicklung stellen bei einem Feuer jedoch nicht die größte Gefahr dar, sondern die bei der Verbrennung entstehenden Stoffe und Dämpfe, die unter anderem die ausreichende Versorgung des Körpers mit Sauerstoff verhindern.


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Besonders gefährlich sind Kohlenstoffdioxid, Kohlenstoffmonoxid und Cyanid- beziehungsweise Blausäure-Verbindungen, die schon nach wenigen Atemzügen zur Bewusstlosigkeit des Brandopfers führen. Nach wenigen Minuten setzt die Atmung aus, und wird die betroffene Person dann nicht umgehend geborgen und reanimiert, folgt kurz darauf ein in der Regel tödlicher Herzstillstand.

 Besonders tückisch: Diese Kombinationen von Atemgiften sind oft auch geruchlos und stellen deshalb gerade für schlafende Menschen eine enorme Gefahr dar. Zwei Drittel aller Rauchgasunfälle geschehen denn auch nachts, und oft ersticken die Opfer im Schlaf. In Bayern sind deshalb seit dem 1. Januar 2018 in allen Wohnungen Rauchmelder vorgeschrieben und zwar in allen Schlaf- und Kinderzimmern, sowie für alle Flure, die als Rettungswege aus Aufenthaltsräumen dienen.


Kohlenmonoxid: Schleichender Tod durch tückisches Gas


Bei Haus- und Wohnungsbränden kommt es auf die Mischung der verbrennenden Materialien wie Möbel, Teppiche und Baustoffe an, ob sich der im Gebäude ausbreitende Rauch nicht nur aus verbrannter Flugasche und Ruß zusammensetzt, sondern auch aus diesen lebensgefährlichen Brandgasen. Kohlenmonoxid und Blausäure entfalten ihren tödlichen Effekt auch deshalb so schnell, weil sie die Funktionen der Körperzellen stören.

Kinder sind besonders gefährdet

Die Zellen leiden nicht nur unter Sauerstoffnot, es werden gleichzeitig auch alle zellulären Oxidationsprozesse, die sogenannte Zellatmung, gestoppt. Das führt zur inneren Erstickung des Opfers. Kinder sind zusätzlich gefährdet, weil sie ein geringeres Lungenvolumen als Erwachsene haben.


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Angesichts der tückischen Wirkung von Rauchgasen dürfen Unglücksstellen wie das Haus in Sandreuth nur von speziell ausgebildeten Personen mit Atemschutzausrüstung, zum Beispiel Einsatzkräfte der Feuerwehr, betreten werden. Bei bewusstlosen Personen ohne Lebenszeichen müssen Einsatzkräfte so schnell wie möglich mit der Reanimation beginnen. Bei dem Geruch von Bittermandeln müssen die Helfer jedoch Vorsicht walten lassen und auf eine Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung verzichten. Im Extremfall können sie sich nämlich durch eine übertragene Cyanidvergiftung selbst in lebensbedrohliche Gefahr bringen.

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