Ein Meisterwerk der Ingenieurskunst

16.8.2015, 21:00 Uhr
 Ein Meisterwerk der Ingenieurskunst

© Foto: oh

Der Bau kam eindeutig zu spät: Schon Karl der Große hatte das Projekt tausend Jahre vor seiner Verwirklichung vor Augen. 1846 wurde die Wasserstraße eröffnet: Damals verband der 173 Kilometer lange Ludwigskanal den Main bei Bamberg mit der Donau bei Kelheim. Für die gesamte Strecke mit ihren 100 Schleusen waren die Treidelkähne fünf Tage lang unterwegs. Sie bewältigten insgesamt einen Höhenunterschied von 264 Metern: 80 Meter Aufstieg von der Donau und 184 Meter Abstieg zum Main. Doch ab dem Jahr 1835 machte die Eisenbahn Furore, das Streckennetz wuchs rasant.

Die knapp 16 Meter breite Fahrrinne war nur 1,60 Meter tief und somit von Anfang an unterdimensioniert. Weil die Flussschiffe viel größer waren, musste die Ladung mühevoll auf die kleinen Kanalschiffe umgeladen werden.

Gastarbeiter aus Italien

Wenngleich große Teile des Kanals inzwischen unter dem Frankenschnellweg verschwunden sind, so hat der Bau Spuren hinterlassen, auch in der Bevölkerung: Denn die bis zu 9000 Männer, die gleichzeitig zwischen Bamberg und Dietfurt für den Bau schuften mussten, konnten nicht aus heimischen Kräften rekrutiert werden. Ein Gros der Männer waren Gastarbeiter, vor allem Italiener kamen seinerzeit über den Brenner nach Franken und in die Oberpfalz. Und sie blieben. Noch heute spiegeln sich im Nachnamen so mancher Familie in den Gemeinden entlang der Wasserstraße diese Wurzeln wider.

Immerhin noch rund 65 Kilometer des alten Ludwigskanals sind erhalten. Südlich von Nürnberg bis zur Scheitelhaltung im Raum Neumarkt liegen die technisch anspruchsvollsten Abschnitte mit dem Dörlbacher Einschnitt oder Bereichen, wo der Kanal auf einem hohen Damm verläuft.

Ein Meisterwerk der Ingenieurskunst ist der Brückkanal in Feucht, ein Viadukt zur Überquerung der Schwarzach. Seit 1973 stehen die Reste des Kanals mit seinen Schleusen und Schleusenwärterhäuschen unter Denkmalschutz.

Nahe dem Brückkanal lohnt auch der Abstecher in die malerische Schwarzachklamm, wo der Bach über Jahrhunderte den Sandstein ausgewaschen und bizarre Formationen hinterlassen hat.

Aber auch an Stellen, wo der Kanal nicht mehr zu sehen ist, gibt es noch Spuren: Im Gasthof „Weigel“ in Fürth-Kronach sind die Modelle der „Schlagrahmdampfer“ zu bewundern, die unter den Namen „Antonia“, „Karl“ und „Hansi“ ab 1925 Ausflügler beförderten. Die Idee des Gastwirt Peter Weigel war eine begehrte Attraktion. Trotz bezahlbarer Pfennig-Tarife erklärten die Nazis allerdings die Personenschifffahrt auf dem Kanal zum unerwünschten Luxus.

Bei Wendelstein informiert ein 4,5 Kilometer langer Lehrpfad über den Ludwig-Donau-Main-Kanal. Das Treidelschiff „Elfriede“ legt wieder am 6. September um 13 Uhr in Schwarzenbach an der Gaststätte „Zum Ludwigskanal“ ab und wird von einem Kaltblüter bis zum Dörlbacher Einschnitt gezogen. Dem Kanal ist zudem eine Ausstellung auf der Burg in Burgthann gewidmet.

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