12. Mai 1964: Erlanger "Star" redet und pfeift wie Lausbuben

12.5.2014, 08:15 Uhr

Was es über das possierliche Tierchen zu sagen gibt, erzählt der Erlanger Schriftsteller Fritz Reinhardt den Tierfreunden in seinem neuen Büchlein: "Kobold Tschirri, der sprechende Wellensittich", einem lehrreichen Erlebnisbericht mit vielen Fotografien und sogar mit einer Schallplatte, die der "Sittich" selbst besungen und besprochen hat.

Mit dem Goldhamster fing es an

Zum Glück kann der liebe Tschirri wenigstens nicht lesen. Er würde sonst mit Sicherheit energisch protestieren, wenn sein "Pappi" schreibt, der Kleine sei nicht einmal ein besonders kluges Exemplar seiner Art. Jeder Tierliebhaber könne einem so gelehrigen Schüler mit einiger Ausdauer, Geduld und Zuneigung vielleicht noch mehr beibringen. So aber darf sich Tschirri unbekümmert an seinen Talenten freuen: der klügste, beste und geschickteste Vogel zu sein, den es gibt.

"Kobold Tschirri" - Kosmos-Verlag, Francksche Verlagshandlung Stuttgart - ist für Fritz Reinhardt kein Erstling. Schon im Jahre 1955 legte der Autor in ähnlicher Form "Hansel Knopfauges Abenteuer" vor, die Geschichte eines Goldhamsters, die ebenfalls nicht der lebhaften Fantasie, sondern sorgfältigen Beobachtungen über einen kleinen Hausgast entsprang. Dieses Bändchen wurde damals als Jugendbuch empfohlen und inzwischen sogar ins Englische übersetzt. Daneben versuchte sich Reinhardt auch in Romanform mit "Ich lebe wieder", einem Buch über das Geschehen in einem Kurhaus im Harz.

Ganz geheuer war es dem Verfasser doch nicht, als er seiner an Tierfreundschaft gewöhnten Familie den Wellensittich als "Osterei" mitbrachte, denn ohne kleine Kleckse in der Stube konnte es nicht abgehen, wenn die Sympathien des Gastes gewonnen werden sollten. Das junge Hähnchen mit dem grünschwarzen Federkleid und dem leuchtend-gelben Köpfchen eroberte sich aber durch seine muntere Art rasch die Herzen. Bald flog Tschirri frei in der Wohnung umher, fand in Glöckchen seine Spielgefährten und machte Fortschritte.

Dabei eignete sich der Kobold einen beträchtlichen Wortschatz an. Besonderen Spaß schien es ihm zu bereiten, Vogelrufe nachzuahmen, die ihm vom Tonband vorgespielt wurden. Entzückt verliebte er sich in sein Spiegelbild derart, dass er einem Artgenossen nur geringes Interesse entgegenbrachte und ihn kritisch mit dem eigenen Konterfei verglich. Auch an einem "Lausbubenpfiff" fand er seine Freude. Den Glockenton imitierte er vortrefflich.

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