Altes Pfannenfett wird zu Biokraftstoff

1.11.2018, 15:00 Uhr
Altes Pfannenfett wird zu Biokraftstoff

© Foto: Firma Lesch

ERLANGEN – Los geht’s: Erst gibt es eine Kick-Off-Veranstaltung. Danach kriegt jeder sein Fett weg. Und kann so zur umweltfreundlichen Biokraftstoff-Gewinnung aus Altfetten beitragen. Die Stadt Erlangen ist bei diesem Pilotprojekt dabei. Auch beim offiziellen "Startschuss" am 14. November in Thalmässing, wo sich neben Vertretern der teilnehmenden Städte aus der Metropolregion auch etliche Bundes- und Landtagsabgeordnete angesagt haben.

"Jeder Tropfen zählt" — mit diesem griffigen Slogan wirbt die Firma Altfettentsorgung und -recycling Lesch GmbH & Co. aus Thalmässing für ihre neue Idee. Es ist ein bundesweit einmaliges Pilotprojekt. Es geht schlichtweg darum, gebrauchte Speiseöle aus Privathaushalten einzusammeln – das Fett aus der Fritteuse genauso wie das alte Bratenfett aus der Pfanne oder das Öl, in dem Oliven oder andere Gaumenfreuden eingelegt waren.

Diese Altspeisefette und -öle können künftig gesammelt, sprich, in einen verschraubbaren und temperatur-resistenten 1,2 Liter Behälter mit großer Öffnung gegossen werden. Ist diese "Dose" randvoll, bringt man sie zu einem Automaten, steckt sie hinein und erhält dafür wieder eine leere. Ist der Automat schließlich zu 80 Prozent voll, wird der Entsorger über Funk informiert, rückt per Lkw an und holt den Container ab. Diese speziellen Sammelautomaten müssen natürlich erst noch aufgestellt werden – je tausend Haushalte einer, so das Konzept.

Mit einem speziellen Verfahren werden diese gebrauchten Speiseöle späterhin ohne Chemie in ihre Bestandteile zerlegt und zu Biokraftstoff mit einer besonders hohen Minderung von Kohlendioxid (CO2) verarbeitet. Aus einer Flasche Altspeisefett kann laut Firma die Bio-Kraftstoff-Menge produziert werden, die für 20 Kilometer reicht.

Soweit das Vorhaben, das sich am Ende nicht allein für das Thalmässinger Unternehmen rechnen soll. Auch die Umwelt soll gehörig davon profitieren. Denn das Ganze wird auch als Beitrag zur Ressourcenschonung gesehen, ferner zur Senkung der kommunalen Abwasserkosten. Denn gebrauchte Speiseöle werden bekanntlich von privaten Haushalten meist über die Kanalisation entsorgt und führen dort zu Verschmutzungen und Blockaden. Zuweilen bilden sich im Untergrund auch richtige "Fettberge", die nur mit reichlich Aufwand entfernt werden können. Es ist zudem ein Beitrag zur Einsparung von Frischwasserreserven und nicht zuletzt zur Verbesserung unserer CO2-Bilanz.

Die Sammlung umfasst über 60 000 Bürgerinnen und Bürger. Jeder Haushalt wird dabei einen Sammelbehälter erhalten. Die offizielle Inbetriebnahme jener Sammelautomaten wird in Erlangen für den 28. bis 30. November ins Auge gefasst.

Eine Studie, von der das Unternehmen weiß, geht von einer potenziellen Sammlungsmenge von mindestens 100 000 Tonnen pro Jahr gebrauchten Speiseölen in deutschen Haushalten aus. Dies entspräche für die Bundesrepublik Deutschland einem jährlichen Einsparpotenzial von 70 000 000 Euro im Bereich der Wartung von Abwasser- und Kanalsystemen. Die jährlich mögliche Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgas entspräche etwa 288 000 Tonnen Kohlendioxid.

Das Projekt wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert. Ziel ist es, ein Sammelsystem zu entwickeln, das deutschlandweit umgesetzt werden kann. Das Pilotprojekt, bei dem neben der Stadt Erlangen auch Fürth und der Landkreis Roth mit von der Partie ist, läuft bis März 2020. Die Ergebnisse sollen schließlich Aufschluss darüber geben, ob und wie eine flächendeckende Sammlung von gebrauchten Speiseölen aus privaten Haushalten in Deutschland umgesetzt werden kann.

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