Aschenputtel: Das Weihnachtsmärchen in Erlangen

Stefan Mößler-Rademacher

Redaktion Erlanger Nachrichten, Leiter der Kulturredaktion

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27.11.2018, 18:00 Uhr
Aschenputtel: Das Weihnachtsmärchen in Erlangen

© Foto: Jochen Quast

"Genaugenommen heirate ich eine Familie – dann sind wir nicht mehr allein!" Eigentlich hat es der Vater dieses melancholischen Teenagers nur gut gemeint. Nach dem Tod der geliebten Mutter und Ehefrau soll endlich wieder Normalität einziehen. Und dann das: Zwei durchgeknallte Schwestern mit Vorliebe für rosa Kleidung und laute Töne wirbeln zusammen mit einer garstigen Stiefmutter das Leben des traurigen Mädchens durcheinander. Alessa-Vanessa und Annette-Jeanette sind zwei nervige Zicken, deren Lebensinhalt die Vorbereitung auf die nächste Casting-Show ist.

Zwei gehässige Stiefschwestern (hervorragend verkörpert von Janina Zschernig — die wieder einmal als Sängerin überzeugt — und Alissa Snagowski) und eine böse Stiefmutter — war da nicht was? Genau: Das klingt doch verdächtig nach dem Märchen "Aschenputtel" der Gebrüder Grimm. In einer witzigen, knalligen, bunten und modernen Version ist am Markgrafentheater als Weihnachtsmärchen (für Kinder ab 6 Jahren) nun die originelle Version von Eva Veiders (die auch Regie führt) zu sehen.

Aber keine Angst, natürlich gibt es auch einen Prinzen, der einen Ball veranstaltet, zu dem sich Aschenputtel heimlich und unerkannt schleichen wird. Natürlich wird sie sich in den Prinzen verlieben. Natürlich verliebt sich auch der Prinz in sie. Und natürlich wird sie beim überhasteten Aufbruch ihren gläsernen Schuh verlieren, mit dem der Prinz durch die Lande ziehen wird, um seine Traumfrau zu finden.

Wie das nun alles unter einem Hut zu bekommen ist? Ganz einfach: Mit Zauberei. Dafür ist eine Nachwuchsfee (Zschernig) zuständig, die endlich ihr Feen-Diplom erhalten möchte. Da kommt so ein komplizierter Auftrag natürlich gerade recht.

Mit dem ersten Zauberspruch nimmt das Stück sofort gewaltig Fahrt auf. Nicht zuletzt, da sich Regisseurin Veiders für eine Märchenversion entschieden hat, bei der Witz, überraschende Momente und ein ironischer Umgang mit der Welt der Märchen, aber mit dem aktuellen Medienkonsum — im Fernsehen läuft Royal TV und bei der Brautschau im Saal des Palasts verteilt der Prinz wie "Der Bachelor" aus dem Trash-TV Rosen an die Kandidatinnen — im Zentrum stehen.

Hervorragend alle Darsteller, die bis auf die bezaubernde Lilly Gropper als Aschenputtel ständig die Rollen wechseln und sogar als Tauben brillieren. Es wird gesungen (Musik: Clemens Giebel), es wird getanzt, es wird gelacht — und die Anfangsmelancholie erfolgreich vertrieben. Nicht einmal Blut muss hier sichtbar fließen, damit der Prinz (Amos Detscher) weiß, wer seine Traumfrau ist. Happy End und donnernder Applaus!

Termine unter: www.theater-erlangen.de

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