Auch Erlangen setzt auf Feldgeschworene

8.4.2015, 06:00 Uhr
Auch Erlangen setzt auf Feldgeschworene

© Harald Sippel

Hans Brehm ist seit 44 Jahren Feldgeschworener. Und der Landwirt hat viel zu erzählen. Mit 21 Jahren wurde er Feldgeschworener und brauchte dafür eine Sondergenehmigung, weil das Ehrenamt erst mit 22 Jahren ausgeübt werden durfte. Wie sich die Tätigkeit verändert hat und dass Feldgeschworene auch beim Spazierengehen auf Grenzzeichen achten.

Und das es verschiedene Grenzzeichen gibt: „Neben dem eigentlichen Grenzstein gibt es auch noch Meißelzeichen und Grenzpunkte“. Hans Brehm geht vor die Tür in Alterlangen, scharrt mit dem Fuß ein bisschen Dreck weg und deutet mit dem Zeigefinger nach unten. „In diese Vertiefung werden die Vermessungswerkzeuge gestellt“. Ein paar Schritte weiter zeigt er ein in den Stein geritztes und nach rechts gekipptes „V“. „Das ist ein Meißelzeichen. Es ersetzt den Grenzstein und zeigt genau, wie das Grundstück verläuft“, sagt Brehm.

Auch wenn der 65-Jährige Obmann der Erlanger Feldgeschworenen viel redet, über das Geheimnis schweigt er. Auch der stellvertretende Obmann Christian Masloff schweigt: „Sonst wäre das Siebener Geheimnis nicht mehr geheim.“

In Zeiten von Satellitenortung und immer genaueren Messungen ist das Geheimnis, wie Grenzsteine noch zusätzlich gekennzeichnet sind, eigentlich überflüssig. In Thüringen wurden deshalb die Feldgeschworenen sogar abgeschafft. Das wissen Brehm und Masloff natürlich auch. Heimatminister Markus Söder hat kürzlich auf dem „Tag der Feldgeschworeren in Bamberg“ noch einmal betont, dass der Freistaat an dieser Tradition festhalten wolle. „Das Amt des Feldgeschworenen hat viel mit Tradition zu tun“, sagt Christian Masloff. „Es hat auch damit zu, dass Alt und Jung zusammen etwas machen. Es ist eine Lebensaufgabe.“

Dieser Lebensaufgabe hat sich vor vier Jahren auch der inzwischen 30-jährige Peter Paulus verpflichtet. 2011 wurde der Brandmeister der Erlanger Feuerwehr im Ordnungsamt vereidigt. Paulus ist einer von drei 30-Jährigen unter den 22 Erlanger Feldgeschworenen. In Erlangen geboren, ist er weitgehend für Grenzsetzungen in Sieglitzhof zuständig. Aber auch im Röthelheimpark waren seine Dienste schon gefragt.

Denn die Feldgeschworenen, die von den einstmals selbstständigen Gemeinden wie Alterlangen, Büchenbach, Hüttendorf oder Dechsendorf , in die Dienste der Stadt wechselten, sparen dem Staat bares Geld. Die Vermessungsämter wissen, dass sie ohne die Feldgeschworenen deutlich mehr Außendienstmitarbeiter bräuchten, wenn es um Grundstücksvermessungen geht, sagt Hans Brehm. Seit vier Jahren werden in Erlangen zwölf Euro pro Stunde Einsatz mit den Feldgeschworenen verrechnet. Brehm: „Das ist billiger als jemand dafür anzustellen“.

Nur wer völlig unbescholten ist, kann Feldgeschworener werden, sagt Hans Brehm. Es werde sogar das große Führungszeugnis verlangt.

„Der Feldgeschworene muss neutral sein“. Und Feldgeschworene werden nicht berufen, sie werden bestimmt.

Bei Peter Paulus war es Christian Masloff, der den Feuerwehrmann fragte, ob er nicht Feldgeschworener werden will. Peter Paulus wollte mitmachen, weil er von der Aufgabe überzeugt ist. Jetzt bleibt er bis an sein Lebensende ein Feldgeschworener. Und hütet das Geheimnis.

 

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