Lernen Erlanger FOS-Schüler bald in Containern?

17.3.2016, 06:00 Uhr
Lernen Erlanger FOS-Schüler bald in Containern?

© Foto: Harald Sippel

Die Richtung ist allerdings bereits vorgegeben. Denn aus dem Fachausschuss konnte man hauptsächlich eine Meinung hören: Container aufzustellen, ist die denkbar schlechteste Lösung. Vor allem zwei Dinge erregen Anstoß bei den SPD-Stadträtinnen: Die Kosten, die durch die Anmietung auf die Stadt zukämen, sowie das problematische Raumklima.

Als Beispiel für letzteres wurden die Container genannt, die beim Albert-Schweitzer-Gymnasium aufgestellt sind. Aber es gibt auch – im Ausschuss nicht genannte — weitere Beispiele. Denn dass Container trotz aller gegen sie sprechenden Gründe zur Dauerlösung werden können, macht die Stadt bei der Realschule am Europakanal schon seit Jahren vor. Hier werden die Raumprobleme mit der Auslagerung von zwei Klassen auf dem Schulgelände aufgefangen.

So ähnlich stellen sich das auch die Eltern der FOS-Schüler vor. Die bereits seit Jahren praktizierte Auslagerung von Klassen in die benachbarte Berufsschule, in die Hiersemannhalle, vor allem aber in die zweieinhalb Kilometer entfernte Ernst-Penzoldt-Mittelschule in Spardorf wollen sie nicht länger hinnehmen.

Ihre Argumente: Für die betroffenen Schüler, aber auch für die zwischen den Klassenzimmern mit dem Auto pendelnden Lehrer erschwere die Situation den Unterricht in unzumutbarer Weise. Außerdem sei es dadurch nicht möglich, dass sich eine echte Schulgemeinschaft bilde – ein ohnehin schon schwieriges Unterfangen, da der Schulbesuch nur zwei bis drei Jahre dauert.

Genau aus diesem Grund kommt es eher selten vor, dass sich – an Schulen mit derartiger Struktur — über einen so kurzen Zeitraum ein aktiver Elternbeirat bildet. Und verständlich ist damit auch, dass die Eltern eine Lösung anstreben, von der auch ihre Kinder noch etwas haben, bevor sie die Schule wieder verlassen. Über problematisches Raumklima in Containern würden sie also hinwegsehen, weil in ihren Augen die Vorteile überwiegen. Die Aussage der Schulverwaltung, dass der Markt leergefegt sei und es keine Container gebe, haben sie jedenfalls widerlegt, indem sie das Angebot einer Firma aus dem Erlanger Umland einholten.

Eine Kostenschätzung, die über den reinen Mietpreis hinausgeht, soll in der heutigen Stadtratssitzung nun die Bauverwaltung vorlegen. Eine Größenordnung wurde bereits im Ausschuss genannt: Pro Schuljahr und Container-Klassenraum müsse man mit 25.000 bis 27.000 Euro rechnen. Doch um die Kosten wirklich zu ermitteln, müsse man eine Ausschreibung vornehmen.

Ende April Auskunft über Räume

Noch nicht genannt wurden die Kosten, die für die Anmietung von Räumen zu zahlen wären – und unklar ist auch noch, ob die von der Verwaltung ins Auge gefassten Räume des Instituts für Fremdsprachen und Auslandskunde in der Schillerstraße überhaupt frei sein werden. Eine Aussage darüber ist von der Universität erst Ende April zu erwarten. Falls man jedoch Container mieten wollte, müsste man dies bereits jetzt in die Wege leiten.

Die bildungspolitische Sprecherin der SPD Sandra Radue wies nochmals darauf hin, dass Container nicht die Lösung sein könnten. Diese seien nicht wirtschaftlich. An drei Standorten untergebracht zu sein, sei für die Schule zwar "schwer, aber nicht unzumutbar." "Wir kommen nur dann zu einer guten Lösung, wenn wir den Masterplan umsetzen", sagte sie.

Die Pläne für den "Campus Berufliche Bildung" an der Drausnickstraße sollen in Kürze vorgestellt werden (siehe unten). Vorgesehen ist auch ein Erweiterungsbau für die FOS. Dieser könne "im Vorgriff" errichtet und als "Puffergebäude" für baubedingt auszulagernde Klassen genutzt werden, heißt es bei der Bauverwaltung. Doch zu rechnen ist damit im günstigsten Fall erst in ein paar Jahren.

"Mir ist unverständlich, warum eine Containerlösung so vollständig abgelehnt wird", sagte ÖDP-Stadtrat Frank Höppel. Er kenne fast keine Schulsanierung, bei der keine Container aufgestellt würden. "Es könnte darauf hinauslaufen, dass wir sowohl Container brauchen als auch Räume anmieten müssen."

Klar ist laut Schulleiter Klaus-Dieter Arndt nach den jetzt erfolgten Anmeldungen, dass man im nächsten Schuljahr zwei weitere Klassenzimmer brauchen werde. Außerdem werde eventuell ein Schulversuch mit Flüchtlingsklassen gestartet.

Bildungsreferent Dieter Rossmeissl betonte, dass es keine Aufnahmeverpflichtung der Schule gebe, sondern dass sich die Menge der Schüler nach der Aufnahmekapazität zu richten habe. Er verwies auf das Bayerische Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen, welches dies klar regle. Als Arndt ihm widersprach, attackierte Rossmeissl ihn in schärfstem Ton.

Außerdem hob er hervor, dass der Umgang mit den Schüleranmeldungen ein Steuerungsinstrument sei und dass der Ministerialbeauftragte für die Fach- und Berufsoberschulen Zuweisungen an andere Schulen veranlassen könne. So sei etwa die FOS in Forchheim nicht voll, sagte Rossmeissl und fügte hinzu: "Mir geht es darum, den regionalen Gesamtzusammenhang im Blick zu behalten."

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