Ein beliebtes und gefährliches Freizeitvergnügen

22.6.2016, 18:00 Uhr
Ein beliebtes und gefährliches Freizeitvergnügen

© Stadtarchiv

Das Baden in Flüssen und Seen wurde auch in Erlangen erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nach englischem Vorbild Mode. In der Universitätsstadt entwickelte sich das Schwimmen vermutlich zum ältesten Volkssport im heutigen Sinne. Ein Bad in der Regnitz gehörte zu den beliebtesten, aber auch gefährlichsten Freizeitvergnügen. Denn der vor seiner Teilregulierung im 19. Jahrhundert unberechenbare Fluss veränderte mitunter seinen Lauf, wie zahlreiche Altwässer (zum Beispiel bei Alterlangen) zeigen, und überschwemmt bis heute mehrmals im Jahr das Tal.

Studenten als Nichtschwimmer

Nachdem mehrere Studenten, die damals zumeist nicht schwimmen konnten, in der 1788 als „nicht nur reißender, sondern auch höchst unsicherer Strom“ beschriebenen Regnitz und sogar in der Schwabach ertrunken waren, richtete die Friedrich-Alexander-Universität 1797 auf dem Egelanger (Insel unterhalb der Dechsendorfer Brücke am östlichen Regnitzufer) einen umzäunten, durch Holzpfähle und eiserne Ketten gesicherten Platz als „Sicherheitsanstalt für Badende“ ein, die später auf die benachbarte große Regnitzinsel verlegt wurde.

1804 erbaute man eine Badehütte und stellte einen Schwimmlehrer aus Halle ein, der allerdings nur wenige Jahre blieb. Erst nach dem Tod zweier Schüler 1833 in der Schwabach führte man den Schwimmunterricht als Pflichtfach ein. Aber auch später forderte das Baden in beiden Flüssen immer wieder Todesopfer.

1869 gab es auf den Egelangerinseln, wo der Apotheker Theodor Martius bereits 1839 ein Badefloß angeschafft hatte, eine öffentliche Flußbadeanstalt sowie Badeplätze der Universität, des Gymnasiums, der Gewerbeschule und der Volksschule. 1888 wurden auch „Flußbäder für Mädchen“ eingerichtet.

Badegänge für Knaben

Damals übernahmen sechs Lehrer der Volksschule mit weiteren drei „turnerisch geübten Personen“ sieben Badegänge für Knaben und neun Badegänge mit 40 bis 120 Mädchen im Alter von sieben bis zwölf Jahren. „Nach dem Bade wurde den meist armen Eltern angehörenden Kindern Brot verabreicht“. Auch Männer und Frauen badeten getrennt.

Wegen der oberhalb eingeleiteten Abwässer musste die bereits um 1877 nahe der Schwabacheinmündung eingerichtete Militärschwimmschule 1930 an die Schwabach östlich der Schleifmühle (Schronfeld 12) verlegt werden. Die zunehmende Verschmutzung der Regnitz führte 1926 zu einem generellen Badeverbot und war mit ein Grund für den Bau eines „hygienisch einwandfreien Sommerbades“, das am 7. August 1927 unter dem Namen „Röthelheimbad“ eröffnet wurde. Spätestens seit Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Dechsendorfer Weiher zum Badesee und beliebten Naherholungsgebiet der Erlanger.

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