Erlangen: Neue Idee im Kampf gegen die Wohnungsnot

30.1.2018, 06:05 Uhr
In Erlangen könnten durch die Aufstockung von Flachbauten neue Wohnungen entstehen.

© Harald Sippel In Erlangen könnten durch die Aufstockung von Flachbauten neue Wohnungen entstehen.

Die "Nachverdichtung" als Teil der weiteren Innenstadtentwicklung ist bekanntlich ein überaus wichtiges, oftmals brisantes Thema. Dabei wird auch immerzu Ausschau gehalten nach bisher "minder genutzten Flächen".

Und jene Flachbauten sind doch etlichen Bürgern ein Dorn im Auge. Sie betrachten das Ganze schlicht und einfach als pure Verschwendung von Flächen.

Die beiden Stadtratsfraktionen sehen hier nun angesichts der Wohnungsnot in Erlangen ein "hohes Nachverdichtungspotenzial" schlummern. Dass man intensiv darüber reden sollte, wie man solche Flächen optimaler nutzen könnte, dafür machte sich Philipp Dees im jüngsten Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss stark. Der SPD-Sprecher könnte sich vorstellen, dass man auf die Flachbauten, in denen meist Lebensmitteldiscounter ihre Waren feilbieten, durchaus noch ein bis zwei Stockwerke draufsatteln könnte. Dees plädierte für ein "Denken über die Ladenzeile hinaus".

 "Vielfältigere Stadtstruktur"

Die Idee kommt gefällig daher und scheint zweifelsohne sinnvoll. Solch eine gewünschte Aufstockung und Überbauung bietet gewisse Chancen. Durch eine stärkere Mischung von Wohn- und Gewerbebereichen könnte ein "Beitrag zur Verkehrsvermeidung" wie auch zu einer "vielfältigeren Stadtstruktur" geleistet werden, wie es hieß.

Allerdings hat die Sache ihre mindestens zwei Seiten. Baureferent Josef Weber wies auf ein Bündel von Hindernissen hin, die der gut gemeinten Idee sehr im Wege stehen. Zuvorderst die planungsrechtliche Zulässigkeit: Fügt sich die anvisierte Aufstockung in die nähere Umgebung ein? Und lässt der gültige Bebauungsplan überhaupt ein derartige Aufstockung oder Überbauung zu?

Nicht weniger wichtig die Frage, ob diese eingeschossigen Gewerbebauten überhaupt für das Vorhaben geeignet sind. Denn die Gebäude sind üblicherweise von ihrer Konstruktion und Statik her weniger "tragfähig" und nicht für den Aufbau weiterer Geschosse vorbereitet. Die Alternative wäre, das Ding einfach abzureißen und im folgenden Neubau die gewünschten Wohnungen mit einzuplanen. Und bei der angedachten Überbauung von Parkplätzen ist natürlich ein "wesentlicher Aspekt", wie jene Stellplätze schließlich an anderer Stelle ersetzt werden können. Kein leichtes Unterfangen.

Der Eigentümer muss mitspielen

Da die Grundstücke meist in privater Hand sind, bleibt der Stadt nicht allzu großer Spielraum, um dort zusätzliche Wohnungen zu bauen. Was bleibt, ist lediglich ein indirekter Einfluss: "Der Eigentümer müsste halt mitspielen", so Weber. Das heißt: Bei einzelnen Vorhaben könnte die Stadt mit dem Eigentümer oder Projektträger sprechen und auf die bestehenden Möglichkeiten hinweisen, natürlich ganz im Rahmen der technisch und rechtlichen Gegebenheiten. Jedenfalls werde die Schaffung von zusätzlichen Wohnraum "von der Verwaltung unterstützt", hieß es. Und so hofft Tim Wening von der Grünen Liste, dass tatsächlich auch "jeder Einzelfall geprüft wird."

Im Prinzip ja, aber...: Die prinzipiellen Möglichkeiten einer Aufstockung oder Überbauung stehen derzeit noch hart im Konflikt mit anderweitigen Interessen. Auch deshalb übt sich die Verwaltung eher in Zurückhaltung und meint, dass "vorläufig aufgrund der aufgezeigten Hindernisse nur von einem geringen Potenzial für Aufstockungen von Gewerbebauten auszugehen ist." Dennoch wird man an der Sache dranbleiben.

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