Erlanger Lichterketten gegen Angst und Gewalt

17.11.2015, 20:39 Uhr
Erlanger Lichterketten gegen Angst und Gewalt

© Foto: Ralf Rödel

Der Zug sammelte sich am Rathausplatz und ging dann weiter zu Hugenottenplatz, wo es eine Abschlusskundgebung gab. Zum Auftakt des Gedenkens erklärt OB Florian Janik, dass das Geschehen in Paris „letztendlich niemand verstehen kann.“ Dabei spricht er von einem Anschlag auf unsere Gesellschaft: Als Antwort auf die Verbrechen helfe nur „mehr Menschlichkeit, mehr Offenheit und mehr Demokratie.“

Das finden auch viele Erlanger. Am Ende werden es mehr als 1000 Menschen sein, die der Opfer von Paris gedenken. Unter den Teilnehmern sind viele Einheimische, Erlanger, aber auch — natürlich - viele Franzosen.

„Liebe wird siegen“

In kleinen Grüppchen stehen sie am Rathausplatz, in den Händen Kerzen und Schilder: „L’amour vaincra“ steht auf einem, „die Liebe wird siegen“. Eine weitere Französin hält ebenfalls ein Transparent vor sich: „même pas peur“, „nicht einmal Angst.“

„Wir haben nicht einmal Angst“, sagt sie, „und wenn wir Angst haben, zeigen wir es nicht“. Schon 30 Jahre lebt die 58-Jährige in Erlangen, kommt ursprünglich aus Paris.

Erst vor wenigen Tagen ist sie in ihrer Heimatstadt gewesen, erzählt sie, und in den spazieren gegangen, die die Attentäter für ihre Anschläge nutzten. „Das bewegt einen noch viel mehr“, sagt die Frau, „wenn man erst vor Kurzem an den Orten gewesen ist.“ Das zeige, wie zufällig das alles gewesen sei.

Und um genau diesem wahllosen Morden etwas entgegenzusetzen, sei sie nun hier: „Es ist ganz wichtig, dass wir jetzt ein Zeichen setzen“.

Lydie Menden sucht an diesem Abend ebenfalls Trost und Halt in der Gemeinschaft. „Es ist ganz wichtig, dass wir in dieser Zeit zusammenstehen — um unsere Verbundenheit mit den Parisern zu zeigen und gegen Angst und Gewalt aufzustehen.“

Seit fünf Jahren lebt die 29-Jährige in Erlangen, zum Zeitpunkt des Anschlags war sie gerade in Frankreich, bei ihren Eltern in der Nähe von Bordeaux. „Wir waren alles schockiert und tief berührt“, erzählt sie, „und können noch immer nicht verstehen, warum Menschen so etwas machen.“

Warum Menschen mehr als 120 Kinder, Frauen und Männer töten und mehrere Hunderte verletzten, kann an diesem Abend niemand verstehen. Still bewegt sich die Menge in einem langen Zug vom Rathausplatz hin zum Hugenottenplatz — viele Worte braucht es nicht, hunderte Kerzenlichter erleuchten die Nacht und wecken die Hoffnung auf eine bessere Welt.

Auch Basif Ahmad hat wohl auf eine bessere Welt gehofft, als er seine syrische Heimat verlassen hat und nach Europa gekommen ist — und genau hier jetzt den gleichen Terror erlebt, vor dem er doch geflohen ist.

„Wir sind alle Menschen. Der Terror tötet uns alle“, hat der 21-jährige Syrer auf ein Transparent geschrieben. Er wollte dem sogenannten Islamischen Staat entkommen und lebt nun seit vier Monaten in Deutschland.

Mehmet Sapmaz von der türkisch-islamischen Gemeinde betont: „Wenn Menschen bei solchem Tun wie in Paris sich tatsächlich auf Gott berufen, dann rufen wir Muslime ihnen laut und deutlich entgegen: Nie kann Gott, der Allbarmherzige oder der Islam, für eure Verbrechen eingespannt werden.“

4 Kommentare