Erlanger Schloss braucht Zuwendung

17.2.2015, 06:24 Uhr
Erlanger Schloss braucht Zuwendung

© Michael Müller

Der Bau des Schlosses zwischen 1700 und 1708 als Nebenresidenz der Markgrafen von Brandenburg-Bayreuth darf als Krönung der Neustadt „Christian Erlang“ gelten, die mit dem Zuzug der Hugenotten seit dem Jahr 1686 begonnen worden war.

Markgraf Christian Ernst hatte die barocke Planstadt ins Werk setzen lassen und nahm die Hochzeit von Erbprinz Georg Wilhelm mit Prinzessin Sophia von Sachsen-Weißenfels zum Anlass, eine angemessene Hülle für einen eigenen Hausstand zu bieten. Der beschenkte Erbprinz verlor zwar schnell das Interesse an dem Schlossneubau, weshalb Vater Christian Ernst die Bauarbeiten aus eigenem Antrieb fertig stellen ließ und seinem Sohn das Schloss schließlich für 10 000 Taler abkaufte. Drei Tage später entledigte auch er sich wieder der Immobilie und schenkte das Schloss seiner mittlerweile dritten Ehefrau Elisabeth Sophie.

Italienischer Baumeister

Der Architekt ist zwar nirgends ausdrücklich vermerkt, es spricht aber einiges dafür, dass der in markgräflicher Anstellung weilende italienische Baumeister Antonio della Porta seine Hände im Spiel hatte – jedenfalls existiert ein Vermerk und die Entsendung della Portas und des Ingenieurs Jacques Bourdin de la Fond von Bayreuth nach Erlangen. Und sicher ist auch, dass die Bauleitung nach dem Tod della Portas bereits im Jahr 1702 an Gottfried von Gedeler ging, den Sohn des markgräflichen Baumeisters Elias Gedeler. Gedeler, der sich in Erlangen niederließ, wird der Bau der Orangerie und der Konkordienkirche (heute als Kollegienhaus kaum noch als Kirche zu erkennen) sowie die Planung des Schlossgartens zugeschrieben, bevor er 1718 Erlangen verließ.

Nach Elisabeth Sophie hatte das Schloss weitere namhafte Bewohnerinnen – zuletzt die kunstsinnige Sophie Caroline, zweite Gemahlin des Universitätsgründers Markgraf Friedrich. Sie ließ das Schlossleben aufblühen, förderte Oper und Schauspiel und lud immer wieder Professoren in das Schloss ein.

Nach dem verheerenden Schlossbrand am 14. Januar 1804 hatte die Universität, der das Schloss nach der Auflösung der Markgrafschaft in das Königreich Bayern 1810, wenig Freude an der Ruine: König Maximilian I. Joseph hatte das Haus 1817 nach dem Tod seiner letzten Bewohnerin der Universität geschenkt. Die Brandruine wurde im Frühjahr 1821 wieder aufgebaut, bereits eineinhalb Jahre später wurde Richtfest gefeiert, 1825 war der Wiederaufbau beendet. Funktional genutzt wurde das Haus als Universitätsbibliothek, es gab einige Hörsäle, Sammlungen und die Aula. Heute – die Bücher waren längst ausgezogen – dient das Schloss als zentrale Verwaltung und als Sitz der Hochschulleitung.

Figuren bröckeln

Und als Beispiel dafür, wie die Vernachlässigung auch funktionale Einschränkungen bringen kann. Die Fassade ist dringend renovierungsbedürftig, die Figurengruppen auf dem Dach bröckeln, das Dach selbst ist eigentlich ein Notbehelf – alte Stiche zeigen, dass das Schloss oben herum mehr zu bieten hatte als einen Witterungsschutz. Davon machte sich unlängst auch Peter Schabe, Projektreferent bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, ein Bild. Schabe weilte eigentlich wegen des Baudenkmals Frankenhof in Erlangen, wurde allerdings beim Gang über den Schlossplatz vom Erlanger Denkmalschutz-Kurator Hans Kurt Weller auf den bedauerlichen Zustand des Schlosses aufmerksam gemacht.

Das Bedauern können beide mit dem ehemaligen Kanzler der Universität, Thomas Schöck, und dessen Nachfolgerin Kanzlerin Sybille Reichert. Sie sehen sowohl die Funktionstüchtigkeit als auch die Ästhetik des Schlosses beschädigt.

Für den Denkmalschützer Schabe – die Stiftung darf staatliche Gebäude nicht bezuschussen – wäre der Freistaat Bayern am Zug, und damit Universitäts-Bauminister Joachim Herrmann. Der kann sich auf kurzem Weg vom Bauzustand des Schlosses überzeugen und davon, dass in Erlangen schon einmal ein Projekt gestemmt wurde, das als höchst schwierig galt: die Renovierung der Orangerie. Die gilt längst als leuchtendes Beispiel für eine staatliche Anstrengung, bei der Bürger und potente Sponsoren die Bauverwaltung auf Trab brachten.

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