Erlanger Stadtarchiv öffnet sein Depot

5.3.2018, 11:00 Uhr
Erlanger Stadtarchiv öffnet sein Depot

© Peter Millian

Diese Ausstellungen nehmen markante Jubiläen der Stadtgeschichte ins Visier. "Die zweite Verfassung des Königreichs Bayern" geht in die Zeit von Maximilian I. im Mai 1818 zurück, als dieser nach dem Vorbild der französischen "Charte constitutionelle" eine Ständeversammlung, den Vorläufer moderner Parlamente, installierte. Trotz fehlender politischer Beteiligungsrechte war sie fortschrittlich bezüglich eines Katalogs von Grundrechten – ein Katalog, der bis zur Abschaffung der Monarchie in Bayern 1919 "hielt".

Für die damals vor allem durch die Universität geprägte Stadt Erlangen hatte die Verfassung eine besondere Bedeutung: Diese verfügte mit ihrer lutherisch-theologischen Fakultät im überwiegend katholischen Bayern über ein Alleinstellungsmerkmal, weshalb sie den überfälligen Sparmaßnahmen gerade nicht zum Opfer fiel. Und durch die Entsendung eines Mitglieds in die Ständeversammlung wurde die Existenz der Uni verfassungsrechtlich anerkannt.

Das Ende des Ersten Weltkriegs und der Räterepublik (in Bayern) ruft die Gründung eines Arbeiter- und Soldatenrates in den Erlanger Kasernen ins Gedächtnis, der damalige Vorstand des Metallarbeiterverbandes, Magistratsrat Ritzer, rief einen Arbeiterrat aus, ein Bauernrat komplettierte die Erlanger Räteversammlung.

Als die Entscheidung gegen die Räterepublik und für die parlamentarische Demokratie fiel und Bayerns Ministerpräsident Kurt Eisner ermordet wurde, verschärften sich die Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern beider Seiten und gipfelten in der gewaltsamen Niederschlagung der "Roten Truppen" in München durch Freikorps- und Reichswehrverbände. 

Diesen gehörten auch etwa 350 Erlanger Studenten an – ihr Geist wurde nach 1933 neu belebt. In Erlangen fand die Nachkriegszeit durch die Wahl des Stadtrates 1919 und die sukzessive Auflösung der Räte ihren Abschluss.

Vor allem eine große Zahl an Bilder illustriert die unruhigen Zeiten der Studentenbewegung der 1968er Jahre in der Universitätsstadt Erlangen, die mit dem Tod des Berliner Studenten Benno Ohnesorg begannen und sich auf Studienbedingungen und die Grundrechte einschränkenden Notstandsgesetze bezogen. An den Protesten nahmen Tausende Erlanger Studenten teil, sie verteilten in den Straßen und vor den Fabriken Gossen und Siemens Flugblätter an Arbeiter und die Bevölkerung, ein studentisches Straßentheater griff politische Themen auf und spielte auf dem Marktplatz. In der Hauptstraße fanden Sitzblockaden statt.

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