Für die Oma eine Eisprinzessin: Eiskunstlaufen in Erlangen

Katharina Tontsch

Sportredakteurin in Erlangen

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24.11.2018, 18:00 Uhr
Tolle Kulisse: Hier auf dem Erlanger Marktplatz kann man bis 6. Januar Eislaufen.

Tolle Kulisse: Hier auf dem Erlanger Marktplatz kann man bis 6. Januar Eislaufen.

Frau Lyschik, welche Farbe hat aktuell Ihre Bettwäsche?

Meine Bettwäsche? Okay. (überlegt) Lila.

. . . nicht rosa oder hellbau? Das wären die Farben der Eisprinzessin.

Ne. (lacht)

War das früher mal so?

Ich hatte mal eine weiße Bettwäsche mit blauen Schneeflocken. Mehr aber nicht.

Träumen Sie davon, eine Eisprinzessin zu sein?

Dass man mal groß raus kommt, wäre ganz schön, ja. Wenn man mal die Chance hätte, bei Olympia, WM oder EM mitzulaufen.

Können Sie das noch schaffen?

Nein, das würde nicht mehr klappen. Man bräuchte Sponsoren und noch mehr Training. Wir haben nicht täglich mehrere Stunden. Deshalb ist es eigentlich unmöglich.

Träumen kann man ja. Jedes Mädchen will mal Prinzessin sein. War das bei Ihnen auch so?

Ich glaube schon. Am Anfang habe ich Eislaufen nur zum Spaß gemacht. Meine Oma hat immer gesagt: "Meine kleine Eisprinzessin kommt". Da habe ich dann doch gedacht: Ich bin schon irgendwie eine Prinzessin.

Der Klassiker: blond, hübsch, schlank.

Ich bin nicht blond. (lacht) Jetzt würde ich auch nicht mehr sagen, dass ich eine Eisprinzessin bin. Doch früher konnte ich mich sehr gut damit identifizieren, auch mit den schönen Kleidern und so.

Wenn Sie auf dem Eis tanzen, wie fühlt sich das an?

Ich fühle mich immer frei. Von allen Gedanken entfernt. Einfach nur in meinem Element.

War das schon immer so? Wenn man Eiskunstlaufen lernt, fällt man doch bestimmt auch oft hin.

Sobald man am Eis ist, hat man ein anderes Gefühl. Früher hat einen viel abgelenkt, jetzt macht es noch mehr Spaß, weil man mehr Dinge kann. Man kann nun auch zeigen, was man drauf hat.

Und sehen Sie dabei aus wie eine Eisprinzessin?

Das ist schwierig zu sagen. Das müssen andere beurteilen. Durch das viele Glitzer hat es natürlich etwas davon. Ich würde mich selbst aber nicht so bezeichnen.

Kostüm und Make-Up gehören bei diesem Sport dazu. Manche tun sich deshalb schwer, Eiskunstlauf als Sport ernst zu nehmen.

Ja. Es gibt auch manche in meinem Umfeld, die glauben, Eiskunstlauf ist kein richtiger Sport, dass es nur ein bisschen Tanzen ist auf dem Eis. Aber die meisten wissen nicht, was dahinter steckt. Wir brauchen Sprungkraft und Ausdauer. Wir laufen für eine Kür vier Minuten, müssen springen, Pirouetten drehen, Schritte machen. Da steckt so viel Training dahinter. Wenn jemand meint, das ist nichts, rege ich mich innerlich schon darüber auf. Und ich versuche auch, den Sport zu verteidigen.

Wie anstrengend ist Eiskunstlauf?

Beim Lernen der Doppelsprünge ist es sehr anstrengend, weil man keine Ahnung hat, was man eigentlich machen muss. Man weiß, man muss abspringen und drehen in der Luft, aber man landet nicht richtig, nicht auf dem richtigen Bein, und so weiter. Bis man den ersten Sprung gestanden hat, ist es anstrengend. Doch es gibt sicher auch andere anstrengende Sportarten.

Dreimal pro Woche Training, dazu zweimal Athletik und Ballett

Wie viel müssen Sie trainieren?

Ich bin dreimal pro Woche auf dem Eis, dazu haben wir noch zweimal Athletik und einmal Ballett.

Ballett auch?

Ja.

Ist das Eistraining die Kür — und das andere die Pflicht?

Carolin Lyschik in ihrem Element.

Carolin Lyschik in ihrem Element. © Harald Sippel

Schon, ja. Athletik mache ich auch gerne. Wir joggen und sprinten oder machen Koordinationsübungen. Ballett ist: so naja. Wir machen viele Schritte. Auf dem Eis bin ich aber eher jemand, der springen möchte.

Gibt es bei Ihnen auch Jungs?

Wir haben einen Jungen, der ist 13 Jahre alt, und noch einen jüngeren. Und wir haben einen Trainer, der ist früher selbst auch gelaufen.

Finden Sie Eiskunstläufer männlich? Anders gesagt: Finden Sie Männer in Ihrem Sport attraktiv oder wünschen Sie sich lieber einen echten Kerl?

Würde ich so nicht sagen. Mein Trainer Sören Koenen hat von Klein auf Eiskunstlauf gemacht und er ist trotzdem männlich. Ich denke, dass Eiskunstläufer unmännlich sind, ist ein Vorurteil. Insgesamt sagen aber schon viele Jungs: "Das ist ein Mädchen-Sport, das mache ich nicht."

Sind Sie sehr mädchenhaft?

Ich komme mit vielen Mädchen zurecht. Früher hatte ich aber auch mal eine Phase, in der ich eher die Farben Grün, Dunkelgrün und Blau mochte, eher Jungszeug auch. Jetzt würde ich sagen, ich bin schon mehr Mädchen.

 

Freitagabend sind Sie bei der Eröffnung der Eislauffläche am Erlanger Schlossplatz aufgetreten. Ist das für Sie noch etwas Besonderes?

Ich liebe solche Shows! Alle zwei, drei Wochen können wir an einem Wettkampf teilnehmen. Dabei ist man immer angespannt. Bei Shows ist es anders, ein schönes Feeling. Es ist toll, wenn einem die Leute zusehen, wenn sie begeistert sind. Ich mag das total. Auch wenn wir so schöne Outfits haben. Davor hatten wir das Thema Disney, jetzt haben wir "The greatest Showman". In diesem Film geht es um Leute, die in einem Zirkus auftreten. Es ist sehr akrobatisch.

Haben Sie extra dafür ein Kostüm?

Bei uns hat jeder sein eigenes Kür-Kleid. In dem Film haben die Schauspieler auch Glitzer-Kleider an — wie bei unseren Kür-Kleidern. Deshalb konnte jeder seines anziehen. Das war ganz praktisch.

Ist die Show vergleichbar mit Auftritten auf Meisterschaften?

Nicht ganz. Der Druck ist größer. Das höchste Turnier, bei dem ich bisher teilgenommen habe, waren die Bayerischen Jugendmeisterschaften. Das ist noch einmal anders als bei normalen Wettkämpfen. Es gibt viele Schiedsrichter, die noch mehr auf Schritte und Kanten achten oder ob man richtig abgesprungen ist. Viele sind nervös. Ich stresse mich aber nicht so rein, bin relativ ruhig. Ich freue mich dann immer, wenn ich alleine aufs Eis gehen darf.

"Alleine auf dem Eis zu sein, ist toll"

Haben Sie keine Angst?

Nein. Im Gegenteil. Beim Training sind immer noch andere Läufer auf dem Eis, man muss aufpassen, dass man nicht ineinander rein fährt. Wenn man alleine auf dem Eis ist, mit seinem schönen Kleid, alle schauen nur einer Person zu: Das finde ich toll. Ich fühle mich dabei auch nicht beobachtet, sondern eher frei.

Bei den Meisterschaften tritt man immer im Einzel an?

Es gibt auch Paarlauf oder Formation. Doch in der Regel sind wir einzeln auf dem Eis. Im Training sind wir zu dritt oder zu viert, machen Übungen gemeinsam, dann trainiert noch jeder einzeln für sich. Der Trainer schaut auf jeden. Ich mag es aber auch, mit anderen zusammen zu laufen. Das sind alles meine Freundinnen. Eine Formation zu laufen, ist auch richtig cool.

Was wollen Sie sportlich erreichen?

Wir sind mitten in der Saison. Man kann sich nach den Bayerischen noch für die Deutschen Meisterschaften qualifizieren. Ich wünsche mir, dass ich noch erfolgreicher werden könnte. Um besser zu werden, muss man in bestimmten Kategorien Prüfungen ablegen, um eine höhere Kür-Klasse zu erreichen. Ich habe vergangene Woche an den Bayerischen Nachwuchsmeisterschaften in Oberstdorf teilgenommen, bin Elfte geworden. Die besten zwölf Läuferinnen können sich für die Deutsche Meisterschaft anmelden. Jetzt wird entschieden, ob dort ein Platz für mich frei ist.

Wie lange kann man denn Eiskunstlaufen? Viele hören damit ja relativ jung auf.

Viele hören auf, beispielsweise weil sie Knieprobleme oder keine Zeit mehr fürs Training haben. Ich bin aktuell in der zwölften Klasse. Solange ich noch Zeit habe, und ich habe auch sehr viel Spaß daran, möchte ich noch aufs Eis gehen.

Gehen Sie manchmal auf Eis-Discos, um zu zeigen, was Sie können?

Das mag ich nicht so. Da laufen eigentlich alle nur herum, da möchte ich nicht so sehr herausstechen oder angeben. Das wäre mir unangenehm.

Manche glauben, Eisprinzessinnen können Wünsche wahr werden lassen.

Oh. (lacht)

Was wünschen Sie sich denn?

Schwierig. (überlegt) Ich hoffe, dass wir mit unserer Show den Zuschauern ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnten.

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