Große Euphorie in Erlangen

12.5.2016, 06:00 Uhr
Große Euphorie in Erlangen

© Foto: Klaus-Dieter Schreiter

„Wir wissen von keinen anderen Bewerbungen“, frohlockte Janik vor rund 50 Gästen im Naturfreundehaus, und bekannte, dass er immer euphorischer werde, je mehr er über die Landesgartenschau spreche. Sie sei eine große Chance für die Entwicklung der Stadt, die in den nächsten zehn bis 15 Jahren durch den Wegzug von bis zu 7000 Siemens-Mitarbeitern in den Stadtsüden eine „massive Veränderung“ erfahren werde. Mit der Landesgartenschau wolle man einen städtebaulichen Impuls setzen gegen die Entwicklung in Richtung Süden.

Die Wöhrmühlinsel, die fast vollständig im Besitz der Stadt ist, und die Fläche des jetzigen Großparkplatzes sollen das Zentrum der Gartenschau bilden (die EN berichteten). Die „Regnitzstadt“ auf dem jetzigen Großparkplatz soll „ergrünen“, ein attraktives Stadtquartier werden und ein „quirliger Ort“, an dem Menschen wohnen, leben und arbeiten.

Auf dem Südteil der Regnitzinsel, der bislang nicht öffentlich zugänglich ist, soll es Erholung, Sport und Spiel geben. Dafür ist auch eine Brücke über den Regnitzarm geplant. Dort, wo jetzt das Naturfreundehaus ist, sind eine Naturbühne und ein Kulturbiergarten vorgesehen. Der Haupteingang zur Insel soll am Eingang zum jetzigen Naturfreundegelände sein. Der dortige Campingplatz ist bekanntlich schon seit Jahren geschlossen. Die Stadt will das Gelände, wie der Oberbürgermeister beiläufig erwähnte, bereits im Juli für die Öffentlichkeit freigeben (siehe unten).

Ein flammendes Plädoyer hielt Janik für die Idee einer Landesgartenschau. Mitgebracht hatte er den Geschäftsführer Stadtmarketing Bamberg, Klaus Stieringer. Der war voller Euphorie ob der Erfolge, die seine Stadt durch die Landesgartenschau erlebt hat. Kaum zu bremsen war Stieringer, erzählte von „verdammt vielen Blumen und Gehölzen“, aber auch vom wirtschaftlichen Erfolg, der sich allerdings nicht wie bei einem Wirtschaftsunternehmen in nackten Zahlen messen lasse.

„Nicht in Geld bemessen“

Die Landesgartenschau sei „der beste Stadtmarketingprozess der Ihnen passieren kann“, machte er Erlangen Mut, das Projekt anzugehen. Trotz zahlreicher erfolgreicher Veranstaltungen in Bamberg sei die dortige Landesgartenschau „die wichtigste und erfolgreichste Veranstaltung der letzten Jahrzehnte“ gewesen, frohlockte er. Nicht nur Grünflächen seien geschaffen worden, die Stadt habe ein „einzigartiges Konjunkturprogramm“ erhalten, Netzwerke seien zusammengewachsen, Tourismusunternehmen hätten für Bamberg geworben, das Image sei noch weiter gestiegen. „Der Wert ist in Geld nicht zu beziffern“.

Bürgermeisterin Susanne Lender-Cassens bekannte, dass sie anfangs zu den Kritikern gehört habe. Bei einem Rundgang habe sie dann aber auf der Südspitze der Wöhrmühlinsel ein „Aha-Erlebnis“ gehabt, und jetzt fange auch sie an für die Idee einer Landesgartenschau zu schwärmen.

Ein paar planerische Details brachte Stadtplanungsreferent Josef Weber. Er überraschte die Zuhörer mit einer zusätzlichen Überquerung der A 73 in Höhe des Bahnhofs, mit der Verwendung des jetzigen Parkhauses als mögliche Blumenhalle und mit einem neuen Parkhauses entlang der Autobahn, das auch als Lärmschutz dienen soll. Die Landesgartenschau mit der Regnitzstadt seien auch ein Bindeglied zwischen dem bislang abgekoppelten Stadtwesten und der Innenstadt mit den östlichen Stadtteilen. Überhaupt wolle man die Bevölkerung bei den Planungen für die Schau mitnehmen. Ideen seien gefordert.

Zu dem Hinweis aus der Zuhörerschaft, dass das Gelände auch schon mal vom Hochwasser überschwemmt werden könne, meinte der Oberbürgermeister: „Wir werden dafür ein Konzept brauchen, das ist eine Herausforderung und ein Problem, notfalls müssen wir eine Woche dicht machen“. Eine dann eventuell notwendige Neuanpflanzung sei „wie eine Veränderung der Vegetationsphase“. Nach der Landesgartenschau solle das Gelände eine öffentliche Grünfläche bleiben und der Freizeitnutzung dienen, erläuterte der OB einem Kritiker.

Für die Naturfreunde, deren Areal dann mitten in der Landesgartenschau liegt, sagte deren Vorsitzende Gisela Niclas: „Der Verein nähert sich dem Projekt mit typisch fränkischer Zurückhaltung“. Es bestehe jedoch „keine fundamentale Ablehnung“. Es müsse aber auch darum gehen das Bewusstsein zu schärfen, was es bedeute ein so sensibles Areal der Freizeitnutzung zuzuführen.

Ein Mann bewunderte den Enthusiasmus, den der Oberbürgermeister bei der Präsentation im Naturfreundehaus an den Tag legte, und fragte: „Kann man das alles nicht auch ohne Landesgartenschau machen?“. Dazu Florian Janik: „Wir könnten diese Entwicklung auch ohne Landesgartenschau machen, und wir würden es auch tun, wenn wir den Zuschlag nicht bekommen“. Aber dann, so Janik, würde es vom Freistaat keine Zuschüsse geben.

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