Haindling kommt nach Erlangen

13.7.2015, 14:53 Uhr
Haindling kommt nach Erlangen

© F.: Zorro

Wie entsteht die Musik von „Haindling“?

Hans-Jürgen Buchner: Wenn ich Musik mache, ohne dass bereits ein Text existiert, gehe ich aus Spaß ran. Ich spiele irgendwas, dann kommt ein Bass dazu. Dann denke ich mir: Ah. Ja — und es entwickelt sich was. Wenn ich in meine Text-Archive schau, finde ich meist was, das dazu passt. Wenn erst der Text da ist, wird eine Melodie darauf gemacht. Aber Texte zu machen ist immer sehr schwierig. Ich habe einen riesigen Leitz-Ordner mit Texten. Der ist unterteilt in Rubriken wie Politik, Lyrik oder Umwelt.

 

Stichwort: Politik. Welches Thema treibt Sie derzeit um?

Buchner: Politik treibt mich schon immer um. In den Ordner kommen aber auch blöde Aussprüche von Politikern. Wenn ich ein Lied mache, versuche ich, möglichst viel Lustiges reinzubringen. Auf der Tour singe ich etwa ein Rezept von einem Kuchen, den wir auf einer Reise nach China im Flugzeug bekommen haben. Da waren wahnsinnig viele Chemikalien drin. Das ist ein sehr schöner Text.

 

Die Themen fliegen Ihnen also sprichwörtlich zu? Sie sind also ständig unterwegs, beobachten und hören den Menschen zu?

Buchner: Ich höre weniger auf der Straße zu. Ich lese viele Leserbriefe in der Zeitung. Oder Meldungen wie die über einen Bauern, der erstmals seine Kühe ins Freie gelassen hat. Die sind dann völlig ausgeflippt, sind auf die Autobahn gerannt und dort auch gestorben. Das ist natürlich auch eine politische Geschichte. Da kann man schon einen HipHop dazu machen.

 

Haben Sie in Ihrer Karriere das Gefühl gehabt, dass Sie mit Ihren Liedern etwas bewirken können?

Buchner: Zumindest habe ich immer Texte gehabt, die das wollten. Den größten Erfolg hatte ich vor zweieinhalb Jahren. Ich bin schon immer ein Verfechter des Erhalts der letzten 70 Kilometer frei fließender Donau zwischen Straubing und Vilshofen. Die wollten sie ja betonieren. Ministerpräsident Horst Seehofer hat dann im Januar eine Schiffsfahrt unternommen, um zu sehen, ob das wirklich so schön und erhaltenswert sei. In einem Ruderhaus, in dem er mit seinen ganzen Delegationen Rast gemacht hat, habe ich ein Lied gesungen, das ihm sehr nahe gegangen ist. Tags darauf stand in der Zeitung, dass die Donau dort nicht kanalisiert wird. Das Lied hat offensichtlich den Ausschlag für seine Entscheidung gegeben.

 

Gab es auch Momente des Frusts?

Buchner: Ich werde von Nichtkennern meiner Musik manchmal auf „Bayern des samma mir“ reduziert. Manche glauben, wir machen bayerische Blasmusik. Womöglich noch in Lederhosen. Davon sind wir weit entfernt. Diejenigen, die „Haindling“ kennen, wissen, was sie bekommen. Also meine Umweltanliegen und politischen Witzeleien. Wir gelten nicht als Partyband.

 

Sie sind ein Musiker, der durch viele Reisen den Klang der Welt nach Bayern holt . . .

Buchner: Jetzt eigentlich nicht mehr. Da es nichts mehr gibt, was ich noch zum Musikmachen benötige. Die ganzen Klangspektren sind durch die Instrumente in meinem Studio vorhanden. Mir gefällt die Vielfalt meiner Instrumente. Dadurch bleibt meine Musik auch bunt. Das Schöne ist, dass ich alles machen kann, was mich interessiert. Ich kann indische Musik machen, Tango. Keiner würde sagen: Das bist aber nicht du. Ich könnte sogar Techno-Musik machen.

 

Haben Sie Ihre Instrumente mal durchgezählt?

Buchner: Ich habe 150 Quadratmeter voller Instrumente. Dann gibt es aber noch beispielsweise eine Riesentrommel aus Vietnam, die gar nicht ins Studio reinpasst.

 

Hilft Ihnen das Internet beim Entdecken von Klängen der Welt?

Buchner: So was mach ich nicht. Ich habe nicht einmal ein Handy. Ich versuche aber auch nicht eine afrikanische Djembe so zu spielen wie die Menschen dort. Ich spiele Instrumente, wie es mir am besten liegt und am besten passt. So habe ich damals auch mit dem Saxofon begonnen. Aus den paar Tönen, die ich anfangs kannte, habe ich fast meine ganze erste Platte gemacht. Ich will nicht nachahmen, sondern mit dem, was ich kann, meine Musik machen. Das zeichnet meine Authentizität aus.

 

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